Biomaterialien für die Knochen- und Gelenkchirurgie
• Palacos® – ein Knochenzement-Klassiker
• Erstes Pharmazeutikum aus Wehrheim kommt auf den Markt
Mit der steigenden Lebenserwartung und der Zunahme der Übergewichtigkeit steigen die Fälle verschleißbedingter Gelenkerkrankungen weltweit. In den letzten Jahrzehnten hat die Zahl an Implantationen von künstlichen Hüft- und Kniegelenken deutlich zugenommen: weltweit werden jährlich rund 2,5 Mio. Gelenkersatzoperationen durchgeführt.
Allein in Deutschland wurden 2008 über 300.000 Hüft- und Knieprothesen implantiert – Tendenz steigend. Das Einsetzen einer so genannten Endoprothese gilt heute als Routineoperation, wobei es verschiedene Methoden gibt, das künstliche Gelenk im Knochen zu verankern: zementfrei und zementiert. Der Knochenzement Palacos® von Heraeus ist seit 50 Jahren der Standard, wenn es darum geht, Implantate fest im Knochen zu verankern. Auch als Trägermaterial für Antibiotika hat er sich bewährt und schützt damit die Endoprothese vor Infektionen. Klinische Dokumentationen belegen, dass die Standzeiten von Implantaten, die mit Palacos® zementiert wurden, besonders hoch sind. Heraeus vertreibt diesen Knochenzement weltweit und entwickelt ihn kontinuierlich weiter. Darüber informierte Dr. Christof Berberich , Medizinischer Schulungsleiter, auf dem 3. Heraeus Technologietag für Journalisten – „Dental, Pharma, Medizintechnik – Innovationen von Heraeus für den Megatrend Gesundheit“ – im Dezember in Wehrheim.
Palacos® R: 50 Jahre junger Knochenzement-Klassiker
Vor 50 Jahren wurde in Deutschland PALACOS® R – ein Knochenzement auf PMMA-Basis (PMMA=Polymethylmethacrylat) – chemisch verwandt mit Plexiglas – in den Markt eingeführt. Inzwischen gilt der Heraeus Knochenzement als Gold Standard in der Endoprothetik. Um das Risiko von Infektionen im Implantationsgebiet nachhaltig zu senken, werden heute sowohl bei Primärimplantationen als auch bei Wechseloperationen – so genannten Revisionseingriffen – antibiotikahaltige Knochenzemente eingesetzt. Palacos® hat sich als Trägermaterial für Antibiotika bewährt und wird daher seit fast 40 Jahren auch mit dem Zusatz des Antibiotikums Gentamicin angeboten. „Durch die lokale Freisetzung des Wirkstoffes aus der Zementoberfläche wird die Endoprothese vor Infektionen geschützt“, beschrieb Christof Berberich. Da die Patienten aufgrund der demographischen Entwicklung immer älter werden, steigt auch die Wahrscheinlichkeit einer Wechseloperation des Primärimplantates. Gründe für den Prothesenwechsel kann entweder die Abnutzung des Implantates sein oder eine Infektion, die zu einer Pro-thesenlockerung führt. Wurden 2001 noch 2800 Hüftprothesenwechsel in Deutschland dokumentiert, waren es 2007 bereits 21.800 Fälle (Quelle: BQS (Bundesgeschäftsstelle Qualitätssicherung GgmbH)). Für diese anspruchsvolleren Revisionseingriffe hat Heraeus spezielle Revisionszemente entwickelt, u. a. einen Zement für die Revisionsendoprothetik mit der Kombination der beiden Antibiotika Gentamicin und Clindamycin. Beide Antibio-tika zusammen sind gegen mehr als 90 % der klinikrelevanten Keime wirksam.
Erstes Pharmazeutikum aus Wehrheim kommt auf dem Markt
„In der Knochen- und Weichteilchirurgie hat man es zunehmend mit komplizier-ten Keimen zu tun, die nur durch systemische Antibiotika-Abgabe nicht zu behandeln sind. Gleichzeitig steigt die Rate der Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus bei den zunehmend älteren Patienten“, so Berberich. Aus diesem Grund konzentriert sich Heraeus am Standort Wehrheim auf die Entwicklung weiterer Wirkstoffträger für den lokalen Einsatz bei unterschiedlichen Indikationen. So hat das Unternehmen in diesem Jahr sein erstes Pharmazeuti-kum in den Markt eingeführt. Palasept® G ist eine Kette aus PMMA-Kugeln mit Gentamicin und in Deutschland für die Behandlung von Knochen- und Weichteilinfektionen zugelassen.
Synthetisches Knochenersatzmaterial mit Antibiotika
Zusätzlich entwickelt das Unternehmen Trägermaterialien, die vom Körper resorbiert und in körpereigenes Gewebe umgewandelt werden können. Sowohl infektbedingte Knochensubstanzverluste als auch große knöcherne Defekte nach traumatischen Verletzungen stellen ein nicht zu unterschätzendes Behandlungsproblem dar. Nach Sanierung des Infektes muss der vorhandene Knochendefekt mit adäquaten Knochenersatzmaterialien aufgefüllt werden. Allein in Deutschland werden jährlich ca. 160.000 knochenchirurgische Eingriffe durchgeführt, bei denen Knochendefekte aufgefüllt werden müssen. Gegenwär-tig erprobt Heraeus in klinischen Studien ein synthetisches, resorbierbares Knochenersatzmaterial, dem zusätzlich das antimikrobiell wirksame Antibioti-kum Gentamicin zugesetzt ist. „Die ersten vielversprechenden Ergebnisse zei-gen, dass die besondere Zusammensetzung und die Eigenschaften dieses Knochenersatzmaterials die Knochenbildung fördern“, so Christof Berberich auf dem Technologietag.
Der Edelmetall- und Technologiekonzern Heraeus mit Sitz in Hanau ist ein weltweit tätiges Familienunternehmen mit über 155-jähriger Tradition. Unsere Ge-schäftsfelder umfassen die Bereiche Edelmetalle, Sensoren, Dentalprodukte, Biomaterialien, Quarzglas und Speziallichtquellen. Mit einem Produktumsatz von rund 3 Mrd. € und einem Edelmetallhandelsumsatz von 13 Mrd. € sowie weltweit knapp 13000 Mitarbeitern in mehr als 110 Gesellschaften hat Heraeus eine führende Position auf seinen globalen Absatzmärkten.
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Dr. Jörg Wetterau
Konzernkommunikation
Leiter Technologiepresse & Innovation
Heraeus Holding GmbH
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63450 Hanau
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