Blutdruck senken durch Verödung von Nervenfasern an der Niere
Wenn Standard-Therapien keinen Erfolg mehr bringen…
UKL-Kardiologie als Zentrum für renale Denervation zertifiziert: Interventionelle Therapieoption für Patient:innen mit schwer einstellbarer arterieller Hypertonie.
Die Klinik und Poliklinik für Kardiologie am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) ist erfolgreich als „Zentrum für renales Denervation“ zertifiziert worden. Bei diesem minimal-invasiven Eingriff werden Nervenbahnen an den Nierenarterien (Niere = lat. ren), die zu einem dauerhaft zu hohen Blutdruck beitragen, unterbrochen (Denervation).
Etwa ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland zwischen 18 und 80 Jahren leidet nach Ansicht von Expert:innen an Bluthochdruck. Ein ungenügend eingestellter Bluthochdruck ist eine der wichtigsten Ursachen für Schlaganfall, Herzinfarkt, Herzschwäche, Nierenerkrankungen oder Tod. Durch einen gesunden Lebensstil mit salzarmer Ernährung, leichter Ausdaueraktivität über 30 bis 45 Minuten täglich, Reduktion von Stress und sehr gut wirksame Medikamente kann vielen Bluthochdruckpatient:innen geholfen werden.
„Dennoch lässt sich bei circa 20 Prozent der Betroffenen der Blutdruck-Zielbereich von kleiner oder gleich 130/80 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule) auch mit der Kombination mehrerer Wirkstoffe nicht erreichen – sie leiden an einer therapieresistenten arteriellen Hypertonie“, beschreibt Dr. Ulrike Rudolph die Grenzen der bisher möglichen Behandlung.
Die Oberärztin der kardiologischen Klinik und Poliklinik am UKL betreut in ihrer Hypertonie-Sprechstunde Patient:innen, die mit den üblichen Behandlungsverfahren keine optimalen Blutdruckwerte erreichen. „Für diese Gruppe können wir jetzt eine zusätzliche interventionelle Therapie, die renale Denervation, anbieten“.
Bei diesem minimalinvasiven Katheterverfahren werden aktive Nervenfasern, die rund um die Nierenarterien liegen und zu den hohen Blutdruckwerten beitragen, durch Hitze gezielt verödet. Bei vielen Patient:innen lasse sich der Blutdruck so langfristig besser senken, so Dr. Rudolph. Der Eingriff sei nur einmal nötig und müsse nicht wiederholt werden.
„Seit etlichen Jahren forschen wir zu diesem Thema und können auf einen breiten Erfahrungsschatz blicken“, ergänzt Klinikdirektor Prof. Dr. Ulrich Laufs. „Wir freuen uns sehr, dass unsere Arbeit nun zur Zertifizierung unseres Zentrums durch die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie, die Deutsche Hochdruckliga, die Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention und die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie geführt hat.“
Die Zertifizierung belegt, dass die Patient:innen an der UKL-Kardiologie die notwendige Rundumbetreuung erhalten. So wird laut Oberärztin Dr. Rudolph vorab die ordnungsgemäße Medikation der Betroffenen überprüft und auch nachgeforscht, ob wirklich alle anderweitig behandelbaren Ursachen für den Bluthochdruck entdeckt wurden.
Im interdisziplinären Zentrum arbeiten die UKL-Kardiolog:innen zum Beispiel mit der Angiologie, der Radiologie, der Nephrologie und auch der Pneumologie zusammen, obwohl letzteres noch nicht einmal zwingend vorgeschrieben ist. Wer zertifiziert werden möchte, muss die ständige Verfügbarkeit von Ultraschall, internistischer Intensivmedizin oder auch MRT- und CT-Untersuchungen nachweisen können.
In Deutschland gibt es derzeit 12 zertifizierte Zentren für renale Denervation, das Zentrum am UKL ist dabei erst das zweite in den ostdeutschen Bundesländern.
https://www.uniklinikum-leipzig.de/presse/seiten/pressemitteilung_7844.aspx/
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizintechnik
Kennzeichnend für die Entwicklung medizintechnischer Geräte, Produkte und technischer Verfahren ist ein hoher Forschungsaufwand innerhalb einer Vielzahl von medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin.
Der innovations-report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Bildgebende Verfahren, Zell- und Gewebetechnik, Optische Techniken in der Medizin, Implantate, Orthopädische Hilfen, Geräte für Kliniken und Praxen, Dialysegeräte, Röntgen- und Strahlentherapiegeräte, Endoskopie, Ultraschall, Chirurgische Technik, und zahnärztliche Materialien.
Neueste Beiträge
Größte bisher bekannte magnetische Anisotropie eines Moleküls gemessen
An der Berliner Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II ist es gelungen, die größte magnetische Anisotropie eines einzelnen Moleküls zu bestimmen, die jemals experimentell gemessen wurde. Je größer diese Anisotropie ist, desto besser…
Tsunami-Frühwarnsystem im Indischen Ozean
20 Jahre nach der Tsunami-Katastrophe… Dank des unter Federführung des GFZ von 2005 bis 2008 entwickelten Frühwarnsystems GITEWS ist heute nicht nur der Indische Ozean besser auf solche Naturgefahren vorbereitet….
Resistente Bakterien in der Ostsee
Greifswalder Publikation in npj Clean Water. Ein Forschungsteam des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) hat die Verbreitung und Eigenschaften von antibiotikaresistenten Bakterien in der Ostsee untersucht. Die Ergebnisse ihrer Arbeit…