Die Bremer MeVis Research GmbH wird Fraunhofer-Institut
Bei der Diagnose Leberkrebs hilft oft nur eine Operation: Die Ärzte müssen einen Teil des lebenswichtigen Organs entfernen. Dass Leberoperationen heute oft erfolgreich verlaufen, ist den Künsten der Chirurgen zu verdanken – und immer öfter auch einer Spezialsoftware namens »MeVis LiverAnalyzer«, die die Mediziner bei der Operationsplanung unterstützt. Entwickelt wurde die Software von der MeVis Research GmbH in Bremen. Dies ist eines von vielen aktuellen Forschungsprojekten des zukünftigen Fraunhofer-Instituts für Bildgestützte Medizin MEVIS.
Professor Ulrich Buller, Forschungsvorstand der Fraunhofer-Gesellschaft, freut sich: »MEVIS wird unsere Kompetenzen in den LifeSciences und den Informations- und Kommunikationstechnologien bereichern. Wir tragen mit unseren Entwicklungen dazu bei, die Herausforderungen von morgen zu bewältigen. Fraunhofer-Forscherarbeiten an neuen Diagnoseverfahren, innovativen Operationstechniken, Prothetik und Neuroprothetik, beschleunigter Arzneimittelforschung und vielem mehr«. Das Land Bremen unterstützt die Integration aus Mitteln des Bremischen EFRE-Programms mit elf Millionen Euro für die kommenden fünf Jahre.
MeVis Research wurde 1995 als gemeinnütziges An-Institut der Universität Bremen gegründet – damals als »Centrum für Medizinische Diagnosesysteme und Visualisierung«. Die rund 50 Informatiker, Physiker, Mathematiker, Ingenieure und Ärzte bei MeVis arbeiten an softwaregestützten Verfahren für die bildbasierte Diagnose und Therapie. Zum Beispiel schreiben sie Computerprogramme, die medizinischen Bilddaten auswerten. Der Arzt erhält auf diese Weise Informationen, die ihm beim bloßen Anschauen verborgen bleiben. Die Experten haben vor allem große Volkskrankheiten wie Krebs im Blick, aber auch Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, des Gehirns und der Lunge. Sie arbeiten stets eng mit Kliniken in einem internationalen Netzwerk von mehr als 100 Partnern zusammen. Das Institut ist auf gutem Weg, sich als eine weltweit führende Forschungseinrichtung für bildgestützte Medizin zu etablieren. MeVis Research hat zwei kommerzielle Ausgründungen hervorgebracht, deren Produkte auf ihrem Gebiet Weltmarktführerschaft erlangt haben: So verkauft die 1997 gegründete »MeVis Medical Solutions AG« Programme zur Unterstützung bildbasierter Diagnose und Therapie, etwa für die kontrastmittelgestützte Diagnose von Krebserkrankungen. Das Unternehmen zählt nach dem Ranking des Handelsblatts »Kommende Weltmeister« vom Oktober 2008 zu den deutschen Kleinunternehmen mit dem stärksten Wachstum. Seit 2001 bietet »MeVis BreastCare«, ein Joint Venture mit Siemens, Software für die Diagnose von Brustkrebs an, unter anderem ein Befundungssystem für die digitale Mammographie.
»Der Erfolg von Tumoroperationen kann von extrem kleinen Veränderungen abhängen«, sagt MeVis-Direktor Prof. Dr. Heinz-Otto Peitgen. »So kann es sein, dass ein Schnitt an einer bestimmten Stelle noch ungefährlich ist, aber bei nur geringfügig geänderter Schnittführung zum Organversagen führt.« Das macht die Einschätzung für die Ärzte schwierig. Hier setzt der MeVis LiverAnalyzer an: Ausgehend von den Tomographieaufnahmen berechnet die seit 1995 in enger Kooperation mit Medizinern entwickelte Software, wie die komplex ineinandergreifenden Gefäßsysteme das Organ versorgen. Das Resultat ist ein 3-D-Bild, mit dessen Hilfe sich abschätzen lässt, welche Risiken mit den Schnitten verbunden sind, die ein Chirurg bei der Operation setzen will.
Seit 2002 schicken Krankenhäuser, Forschungseinrichtungen und radiologische Zentren aus aller Welt via Internet ihre Bilddaten nach Bremen. Ein Expertenteam wandelt die Daten in ein patientenindividuelles, dreidimensionales Modell beispielsweise der Leber um. Dann berechnet die Software die risikoärmste Schnittführung. Die Chirurgen im Krankenhaus erhalten die Daten zur OP-Planung und als Hilfe während des Eingriffs. »Mittlerweile ist das System weltweit anerkannt und wird in den besten leberchirurgischen Zentren eingesetzt«, ergänzt Peitgen.
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