Ein Supermikroskop für Operationen am Auge

Am Universitätsklinikum Halle (Saale) ist ein Supermikroskop in Betrieb genommen worden. Es erweitert die Möglichkeiten bei fast allen Augenoperationen. Möglich wurde die Investition durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die nach einer Begutachtung die notwendigen Mittel in Höhe von fast 400.000 Euro zur Verfügung stellte.

Das Mikroskop „Lumera 700“ findet nun in der halleschen Universitätsklinik und Poliklinik für Augenheilkunde seinen Einsatz. „Mit dieser Technikinnovation werden wir dem Anspruch an eine minimalinvasive, komplikationsarme und modernste Augenchirurgie weiter gerecht werden können“ sagt Oberarzt Dr. Erik Chankiewitz.

Das „Lumera 700 mit RESCAN“ ist zum ersten Mal an einer deutschen Universitätsaugenklinik in Betrieb. Es wird beispielsweise in der Chirurgie an der Netzhaut, der Glaukomchirurgie oder bei Hornhauttransplantationen eingesetzt.

In der Retinologie (Behandlung von Erkrankungen der Netzhaut) kann etwa Oberärztin Dr. Iris Winter, die sich für das Gerät stark gemacht hatte, mit dem neuen Mikroskop während der Operation hochauflösende Schnittbilder erzeugen, welche eine genaue Lokalisation von krankhaften Veränderungen ermöglichen.

Das „optische“ Mikroskop ist dafür mit dem RESCAN, einer Optischen Kohärenz Tomographie (OCT), ausgerüstet. Wie in der Lichtmikroskopie lassen sich nun anatomisch Strukturen und pathologische Veränderungen am Lebenden in Echtzeit differenzieren. Diese werden in die Okulare des Operationsmikroskops eingespiegelt sowie auf einem Monitor angezeigt und können zudem in Full-HD-Qualität aufgezeichnet werden.

Einige Strukturen, wie die 0,4 bis 2 µm dicke innerste Netzhautschicht, die Lamina limitans interna, lassen sich so auch ohne Anfärben darstellen und bei pathologischen Veränderungen abziehen. Dieses „membrane peeling“ hilft Patienten mit so genannten Verziehungen im zentralen Sehen, sogenannten Metamorphopsien.

Weitere Anwendungen wird das Mikroskop bei Operationen im vorderen Augenabschnitt finden. Beispielsweise bei lamellären Hornhauttransplantationen. Die in der halleschen Universitätsaugenklinik mittlerweile zu den Standardoperationen gehörende Descemet membrane endothelial keratoplasty (DMEK) kann durch das senkrechte Schnittbild nun noch kontrollierter erfolgen.

Eine Erweiterung der Therapiemöglichkeiten wird die Technik bei trüben Hornhäuten ermöglichen, da das OCT tiefer eindringen kann als die Aufsicht des Operateurs. Bei der Deep anterior lamellar keratoplasty (DALK), bei der die Empfängerhornhaut auf die 12 µm dicke Descemet ausgedünnt wird, um dann die vorderen Anteile der Hornhaut zu ersetzen, ermöglicht das neue Mikroskop eine unvergleichliche Präzision und damit schonende Sicherheit für den Patienten.

Bei Glaukomoperationen können die zunehmend zur Anwendung kommenden Röhrchen (Stens), besser positioniert werden und Narkoseuntersuchungen bei Kindern lassen sich nun um die Darstellung des Kammerwinkels und aller Vorderkammerverhältnisse ergänzen.

Jens Müller
Pressesprecher und Leiter der
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Universitätsklinikum Halle (Saale)
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