Erster Gefäßsimulator an einer deutschen Universitätsklinik wird am UKM eingesetzt

Am Universitätsklinikum Münster (UKM) steht erstmals an einer deutschen Universitätsklinik ein Gefäßsimulator zur Verfügung, mit dem Ärzte anspruchsvolle Katheterbehandlungen praxisnah trainieren können.

„Speziell angesichts der Fortschritte bei den Katheterbehandlungen ist dieser Simulator ein enormer Gewinn für die Aus- und Weiterbildung von Ärzten auf diesem Gebiet. Davon profitieren die Patienten ganz direkt“, erklärt Prof. Dr. Giovanni Torsello, Direktor des im März gegründeten „Centrums für Vaskuläre und Endovaskuläre Chirurgie“ am UKM.

Torsello: „Genauso wie Piloten ihre Fähigkeiten mit regelmäßigen Trainingseinheiten am Flugsimulator üben, können nun dank des Gefäßsimulators auch Ärzte Eingriffe am menschlichen Gefäßsystem trainieren und somit die Patientenversorgung weiter verbessern.“

Durchgeführt werden die „Simulatorstunden“ nun im Studienhospital der Medizinischen Fakultät. Der Simulator besteht aus verschiedenen Komponenten: Dazu zählt eine Puppe, die den Patienten darstellt, und die mit verschiedenen Schleusen versehen ist. Diese Schleusen sind die Zugänge für den Kathetereingriff. Der Simulator ist mit einem Bildschirm verbunden, an dem die Katheterbehandlung verfolgt wird, ganz wie bei einer realen Behandlung. Das Besondere: In dem Simulatorprogramm können verschiedene Szenarios geladen werden, etwa Behandlungen der Halsschlagader, der Herzzschlagader oder der Oberschenkelschlagader. Zudem können verschiedene Patiententypen simuliert werden, so können z.B. das Gewicht oder auch der Bluthochdruck verändert werden. Torsello: „Der Simulator bietet ein Höchstmaß an Praxisnähe. Das garantiert hohe Lernerfolge, die entscheidend zu einer besseren Patientenbehandlung beitragen.“

Seit fast einem halben Jahr leitet Prof. Torsello das neue Centrum für Gefäßchirurgie am UKM. „Das Centrum ist ein wichtiger Bestandteil zur weiteren Spezialisierung am UKM. Speziell auf dem Gebiet minimal-invasiver Katheter-Eingriffe gab es in den vergangenen zehn Jahren enorme Fortschritte. Die Kompetenzen auf diesem Gebiet werden nun in dem UKM-Centrum gebündelt. Der Gefäßsimulator trägt auch dazu bei, die bestehenden Behandlungserfolge weiter auszubauen“, ist Prof. Dr. Norbert Roeder, Ärztlicher Direktor des UKM, überzeugt.

Zu den Schwerpunkten des Gefäßcentrums zählt auch die Behandlung von diabetischen Folgerkrankungen. Torsello: „Die arterielle Verschlusskrankheit bei Diabetikern verursacht jährlich alleine in Deutschland rund 15.000 Amputationen. Bei einem Großteil dieser Patienten könnte aber durch eine Gefäßoperation oder einen Kathetereingriff die Beindurchblutung verbessert werden und so eventuell eine Amputation vermieden werden. Und um diese Behandlungen auf breiter Basis und mit großem Erfolg für die Patienten durchführen zu können, ist eine intensive und praxisnahe Ausbildung, wie mit dem Gefäßsimulator, unabdingbar.“

Erste Workshops hat Prof. Torsello mit dem Gefäßsimulator bereits durchgeführt. Hierzu kamen Fachärzte aus der ganzen Welt nach Münster, darunter etwa Mediziner aus Japan und dem Iran. Auch bei der Weiterentwicklung von medizinischen Produkten, etwa Führungsdrähten, Ballonkathetern oder Stents, kommt der Simulator zum Einsatz: In Kooperationen mit den entsprechenden Firmen können so virtuelle Tauglichkeitsprüfungen durchgeführt werden.

Die von der Medizinischen Fakultät und dem UKM getragenen Anschaffungskosten des Gefäßsimulators beliefen sich auf 120.000 Euro. Prof. Roeder: „Eine Investition, die sich durch eine bessere Behandlung der Patienten durch bestens geschulte Ärzte schnell auszahlen wird.“

Media Contact

Stefan Dreising Universitätsklinikum Münster (UK

Weitere Informationen:

http://www.klinikum.uni-muenster.de

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