Gegen das Schlaganfallrisiko

Den im Ruhrgebiet ersten herzkathetergeführten Verschluss eines Vorhofohrs haben jetzt Mediziner der Uni-Klinik für Kardiologie im Westdeutschen Herzzentrum Essen durchgeführt.

Sie konnten dadurch das Schlaganfallrisiko einer 83-jährigen Patientin mit Vorhofflimmern deutlich senken. Ein Medikament zur Hemmung der Blutgerinnung, das ansonsten gegen das Schlaganfallrisiko eingesetzt wird, durfte die Patientin nicht nehmen.

Nicht nur Herzrasen, Brustschmerzen und Atemnot
Vorhofflimmern ist bei weitem die häufigste anhaltende Herzrhythmusstörung. Betroffen sind bis zu zwei Millionen Menschen in Deutschland. Neben Herzrasen, Brustschmerzen oder Atemnot hat Vorhofflimmern schwerwiegende Folgen: Experten schätzen, dass etwa jeder dritte bis vierte Schlaganfall durch Vorhofflimmern entsteht. Dieses bewirkt einen Stillstand im Blutfluss des Herzens, der zur Blutgerinnselbildung führt. Über 90 Prozent der Thromben entstehen im Bereich des linken Vorhofohres. Diese Thromben können einen akuten Schlaganfall auslösen, wenn sie in die Gehirngefäße verstopfen.

Die Standardtherapie des Vorhofflimmerns besteht aus der lebenslangen Hemmung der Blutgerinnung mit Hilfe von so genannten Cumarinderivaten wie beispielsweise das Arzneimittel Marcumar. Nachteile dieser Therapie sind neben den regelmäßig erforderlichen Gerinnungskontrollen die mögliche Schädigung der Leber und eine deutlich erhöhte Blutungsneigung. Hinzu kommt, dass viele, insbesondere ältere Patienten, die unter weiteren Erkrankungen leiden, nicht mit diesem Medikament behandelt werden können.

Schlaganfall vorbeugen: Vorhofohr verschließen
Da mehr als 90 Prozent der Thromben bei Patienten mit Vorhofflimmern im linken Vorhofohr entstehen, ist der Verschluss dieser Aussackung des linken Vorhofs zur Vorbeugung von Schlaganfällen sinnvoll. „Jetzt stehen uns zwei Systeme zur Verfügung, mit denen es möglich ist, das linke Vorhofohr minimal invasiv im Herzkatheterlabor zu verschließen“, erklärt Prof. Raimund Erbel, Direktor der Klinik für Kardiologie. Nach ihrer Implantation werden die Systeme komplett mit Gewebe durchgebaut und die Oberfläche mit einer feinen Zellschicht überzogen, so dass das Vorhofohr nach einigen Wochen komplett verschlossen ist und Gerinnsel sich nicht mehr bilden können, die den Patienten gefährden. Die Gerinnungshemmung wird so überflüssig. Erste Studien sind sehr viel versprechend. Sie belegen die guten Ergebnisse dieser Behandlungsmöglichkeit und den Rückgang der Schlaganfälle. Noch diese Woche behandelt das bereits beim ersten Eingriff so erfolgreiche Team, bestehend aus dem Oberarzt Dr. Thomas Konorza, Dr. Philipp Kahlert und Dr. Björn Plicht, weitere vier Patienten mit diesem Verfahren.
Nähere Informationen:
Prof. Raimund Erbel
Klinik für Kardiologie
Westdeutsches Herzzentrum Essen
0201 / 723 – 4800
erbel@uk-essen.de

Media Contact

Kristina Gronwald idw

Weitere Informationen:

http://www.uk-essen.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizintechnik

Kennzeichnend für die Entwicklung medizintechnischer Geräte, Produkte und technischer Verfahren ist ein hoher Forschungsaufwand innerhalb einer Vielzahl von medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin.

Der innovations-report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Bildgebende Verfahren, Zell- und Gewebetechnik, Optische Techniken in der Medizin, Implantate, Orthopädische Hilfen, Geräte für Kliniken und Praxen, Dialysegeräte, Röntgen- und Strahlentherapiegeräte, Endoskopie, Ultraschall, Chirurgische Technik, und zahnärztliche Materialien.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Wirkstoff-Forschung: Die Struktur von Nano-Genfähren entschlüsseln

LMU-Forschende haben untersucht, wie sich kationische Polymere beim Transport von RNA-Medikamenten auf molekularer Ebene organisieren. Kationische Polymere sind ein vielversprechendes Werkzeug für den Transport von RNA-Therapeutika oder RNA-Impfstoffen und werden…

Entwicklung klimaneutraler Baustoffe

…aus biogenen Materialien unter Einsatz phototropher Mikroorganismen. Das Fraunhofer-Institut FEP in Dresden bietet skalierbare Forschungs- und Entwicklungsmöglichkeiten, um technologische Innovationen auf neue Produktionsprozesse anzuwenden. Angesichts der steigenden Nachfrage nach klimaneutralen…

Optimiertes Notfallmanagement dank App

Wie die eGENA-App bei Notfällen in der Anästhesie hilft. Mit der eGENA-App hat die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI) ein digitales Werkzeug geschaffen, das den Klinikalltag bei…