HDZ NRW nimmt als erste Einrichtung in Deutschland den automatisierten Betrieb seines Zyklotrons auf
Als erste Einrichtung in Deutschland nahm das Institut für Radiologie, Nuklearmedizin und molekulare Bildgebung unter der Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Burchert im Herz- und Diabeteszentrum NRW in Bad Oeynhausen jetzt den automatisierten Betrieb seines Zyklotrons auf.
Ab sofort geht das Gerät nun täglich automatisch um 2.00 Uhr nachts in Betrieb, um mittels Teilchenbeschleunigung sogenannte Radionuklide zu produzieren, die für die Diagnose bei Patienten mit Herzerkrankungen, Tumorerkrankungen und zukünftig auch neurologischen Erkrankungen benötigt werden. „Seit Ende 2007 produzieren wir das radiopharmazeutische Mittel FDG-HDZ in großen Mengen nicht nur für den Eigenbedarf, sondern auch für Krankenhäuser und radiologische Praxen in den Großräumen Hamburg, Hannover, Braunschweig und im Ruhrgebiet,“ erläutert Prof. Burchert. „Durch die jetzt genehmigte Software-Erweiterung sind längere Bestrahlungszeiten möglich, so dass wir der steigenden Nachfrage nach FDG nachkommen können.“
Voraussetzung für den erstmals automatisierten Betrieb des Zyklotrons war eine Genehmigungsänderung, die von der Bezirksregierung Detmold unter erweiterten Sicherheitsauflagen in kurzer Zeit erteilt wurde. Die Steigerung der Nuklidproduktion für die Region Ostwestfalen-Lippe wird voraussichtlich
30 Prozent betragen.
Wie wichtig diese regionale Unabhängigkeit ist, zeigen aktuelle Meldungen: durch Ausfall mehrerer Herstellungsreaktoren wird in den nächsten Wochen ein weltweiter signifikanter Lieferrückgang von Radionukliden erwartet.
„Die Produktionsausweitung hilft, die Versorgung der Patienten in Ostwestfalen-Lippe sicherzustellen“ so Dr. Martin Brinkmann, Strahlenschützer bei der Bezirksregierung Detmold. Der befürchtete Engpass bei der Patientenversorgung kann so voraussichtlich abgemildert werden.
„Durch die regionale Versorgung werden lange Anfahrtswege vermieden und so das Risiko radioaktiver Kontaminationen beim Straßentransport minimiert. Gleichzeitig kommen die Stoffe schnell den Patienten zugute. Bei langen Transportwegen zerfällt bereits ein beträchtlicher Teil der kurzlebigen Nuklide ungenutzt“, so die Behördenvertreter.
Hintergrundinformation:
Das Zyklotron ist ein Teilchenbeschleuniger, der mit Hilfe eines Magnetfeldes schnell zerfallende Positronenstrahler, sogenannte Radiopharmaka, mit kurzer Halbwertszeit erzeugt, die für moderne bildgebende Diagnoseverfahren wie den Positronen-Emissions-Tomographen (PET) benötigt werden, um Stoffwechselaktivitäten im Körper sichtbar zu machen.
Seit 1994 wird im Herz- und Diabeteszentrum NRW ein Zyklotron zur Erzeugung von FDG (= Fluor Desoxy Glucose), eines kurzlebigen, radioaktiven Stoffes betrieben, der im Zusammenhang mit dem PET zur Ausübung der Heilkunde verwendet wird. So wird FDG zum Beispiel zur Überprüfung der Funktionsfähigkeit des Herzmuskels eingesetzt. Da vitales Herzmuskelgewebe durch einen Zuckerverbrauch gekennzeichnet ist, lassen sich diese Bereiche so bildlich darstellen.
Auf Grund des erhöhten Bedarfs in der Region, u.a. für die neuen PETs im Krankenhaus Paderborn und dem Klinikum Minden, beantragte das Herz- und Diabeteszentrum NRW eine Erweiterung der bisherigen Genehmigung zur Erzeugung von Radiopharmaka.
Diese Erweiterung der Genehmigung bezieht sich auf eine Automatisierung der Startsequenz des Zyklotrons Cycone 18/9 bei der Herstellung des Nuklids F-18 (HWZ 109 Min.) im Nachtbetrieb, ohne Anwesenheit des Zyklotronpersonals.
Eine solche Automatisierung der Startsequenz wird zur Zeit europaweit nur in Leuven (Belgien) und Zürich angewendet, so dass hiermit diese Automatisierung erstmalig in Deutschland genehmigt wurde.
Das Zyklotron wird in einem geschlossenen Bunker betrieben. Wenn es zu einer Störung kommen sollte, wird das Zyklotron automatisch abgeschaltet. Radioaktivität kann nicht aus dem Bunker herausgelangen. Auf Grund der kurzen Halbwertszeit (10 bis 100 Minuten) ist die Radioaktivität in einigen Stunden völlig abgeklungen.
Die sicherheitstechnischen und organisatorischen Voraussetzungen sind mit Sachverständigen des Landesinstitutes für Gesundheit und Arbeit abgestimmt und durch einen weiteren Sachverständigen geprüft worden.
Für die PET-Betreiber im Regierungsbezirk wird durch die Herstellung dieser Radiopharmaka die Versorgung mit den radioaktiven Arzneimitteln gesichert. Durch die kurze Halbwertszeit gilt, dass bei kurzen Transportwegen zu regionalen Zentren weniger Radioaktivität produziert werden muss.
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