Hightech in der Radiologie: Mit Mikrobläschen Tumorgewebe zerstören
In der Magdeburger Universitätsklinik für Radiologie ist im Rahmen einer klinischen Studie europaweit der erste Patient mit einer neuartigen Tumortherapie der Leber behandelt wurden.
Histotripsie heißt das innovative neue Verfahren aus den USA, was an der Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin Magdeburg im Rahmen der sogenannten #HOPE4LIVER-Studie jetzt an einem Patienten erstmalig eingesetzt wurde. Damit ist die Universitätsmedizin Magdeburg der erste Standort in ganz Europa, der einen Patienten mit Lebertumoren innerhalb dieser klinischen Phase-I-Studie behandelt hat.
Zuvor wurde das Verfahren bereits in den USA im Rahmen dieser Zulassungsstudie, an der zunächst nur wenige Patient:innen teilnehmen, eingesetzt. Ziel ist es im ersten Schritt, die Sicherheit und Wirksamkeit der neuartigen Methode der Histotripsie zu untersuchen. Dabei handelt es sich um eine Form des fokussierten Ultraschalls, bei dem gezielt primäre und metastatische Lebertumore mechanisch zerstört werden, ohne dass Hautschnitte notwendig sind oder Nadeln in den Körper der Patient:innen platziert werden müssen.
Klinikdirektor Prof. Dr. med. Maciej Pech hat das neuartige Verfahren in Magdeburg durchgeführt. Die Histotripsie nutzt die Kraft von induzierten Mikrobläschen in der Zelle zur Zerstörung des Zielgewebes und vermeidet die ionisierende Energie von Strahlung, Hitzeschäden von thermischen Modalitäten und Einschnitte oder Nadeln von traditionellen interventionellen Behandlungen. Der Radiologe sagte nach der Behandlung: „Unsere erste Behandlung in der #HOPE4LIVER-Studie war erfolgreich bei der Zerstörung des anvisierten Tumors und dem Patienten ging es sowohl während als auch nach der Behandlung gut. Wir werden den Patienten weiterbehandeln und freuen uns darauf, weitere Patientinnen und Patienten, für die die Histotripsie-Therapie geeignet ist, in die Studie aufnehmen zu können. Die Möglichkeit, mit Histotripsie Tumore nicht-invasiv zu zerstören, könnte für viele Patientinnen und Patienten einen enormen Vorteil darstellen, da die Handhabung sehr schonend ist und damit auch eine ambulante Therapie möglich machen würde.“
Nur 20 bis 30 Prozent der Patient:innen mit multiplen Lebertumoren kommen primär für eine chirurgische Resektion in Frage, wenn anatomische Limitationen, eine schlechte Leberfunktion zugrunde liegen oder allgemeine gesundheitliche Probleme den Erfolg einer Operation einschränken. Die Histotripsie soll diesen Patient:innen aufgrund ihrer nicht-invasiven, nicht-thermischen und nicht-ionisierenden Tumorzerstörung Vorteile bei der langwierigen Behandlung bieten können.
Neben der Universitätsmedizin Magdeburg zählt auch Braunschweig zu weiteren Studien-Standorten in Deutschland. Das Unternehmen beabsichtigt, bis zu sieben Prüfzentren in ausgewählten europäischen Ländern einzurichten. Jeder Standort soll von erfahrenen klinischen Prüfärzten und multidisziplinären Leberspezialisten geleitet werden. Patient:innen, die für die europäische #HOPE4LIVER-Studie in Frage kommen, werden sich einer nicht-invasiven Histotripsie unterziehen, um bis zu drei primäre oder metastatische Lebertumore in einer einzigen Sitzung zu zerstören. Bei einem erfolgreichen Abschluss der #HOPE4LIVER-Studien, sowohl in den USA als auch in Europa, soll die Zulassung für die Technologie beantragt werden. Langfristig sei auch die Ausweitung der Anwendung auf weitere zu behandelnde Organe angedacht.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. med. Maciej Pech, Direktor der Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin Magdeburg, E-Mail: Maciej.Pech@med.ovgu.de, Tel.: +49 391 67 13030
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