Innovative Medizin auf dem Land
Das Projekt „HerzCheck“ ermöglicht die Früherkennung der Herzinsuffizienz mithilfe mobiler MRT auch in ländlichen Regionen. Es wurde jetzt mit Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher gestartet.
Rund 2,5 Millionen Menschen leiden in Deutschland an Herzinsuffizienz (Herzschwäche). Die Magnetresonanztomografie (MRT) ermöglicht oft eine frühzeitige Erkennung und Therapie dieser gefährlichen Volkskrankheit, ist auf dem Land aber meist nicht verfügbar.
Mit dem Projekt „HerzCheck“ werden MRT-Untersuchungen des Herzens jetzt auch in ländlichen Regionen Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns möglich gemacht: Mithilfe mobiler MRT-Einheiten und telemedizinischer Befundung durch Ärzt*innen des Deutschen Herzzentrums Berlin (DHZB).
Die mobilen MRT-Einheiten können an regionalen Kliniken oder ambulanten Einrichtungen wie Ärztehäusern aufgestellt werden. Der erste mobile Standort des Projektes „HerzCheck“ befindet sich am Sana Krankenhaus in Templin. Geschultes medizintechnisches Personal führt die MRT-Untersuchung sicher und zuverlässig durch.
Die Untersuchungsdaten werden unter Beachtung aller Datenschutz-Vorgaben online an das DHZB übermittelt und dort durch ein geschultes Fachärzteteam ausgewertet.
Die Patient*innen werden je nach Schweregrad des Befundes in unterschiedliche Behandlungsgruppen zur wohnortnahen Prävention und Therapie bei Haus- oder Fachärzt*innen eingeteilt.
Unter Berücksichtigung der Empfehlungen des Befundes legen die behandelnden Ärzt*innen vor Ort die notwendigen weiteren ambulanten oder stationären Maßnahmen der Therapie fest. Ein Jahr nach der Erstuntersuchung wird der gesundheitliche Zustand aller Patient*innen mit auffälligem Befund erneut untersucht und der Therapieerfolg wissenschaftlich evaluiert. Auch eine Teilgruppe mit unauffälligem Befund wird als Stichprobe erneut untersucht.
Ziel ist es, eine Herzinsuffizienz bei Patient*innen mit Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen und so die Prognose und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Zudem können hohe Folgekosten einer erst spät diagnostizierten Herzinsuffizienz, beispielsweise durch häufige Krankenhausaufenthalte, deutlich gesenkt oder sogar vermieden werden.
Mit der Möglichkeit moderner medizinischer Versorgung will HerzCheck auch einen Beitrag zur Stärkung der ländlichen Regionen als Raum zum Leben und Arbeiten leisten.
Das Projekt unter medizinischer Leitung des Deutschen Herzzentrums Berlin wird vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) mit über 7 Millionen Euro gefördert.
Konsortialpartner sind die AOK Nordost – die Gesundheitskasse, die Firma medneo als Betreiberin der mobilen MRT-Systeme und der IT-Technologie, das Herz- und Gefäßzentrum Bad Bevensen, die Universitätsmedizin Göttingen, die Universitätsklinik Köln sowie das Universitätsklinikum Heidelberg.
„Mit den modernen Mitteln ambulanter Diagnostik und mit Hilfe der Telemedizin können wir Herzinsuffizienz-Patientinnen und Patienten auch in ländlichen Regionen ein optimales Diagnose- und Therapieangebot machen“, sagt Konsortialführer Prof. Dr. med. Sebastian Kelle, Kardiologe und Oberarzt am Deutschen Herzzentrum Berlin, „gemeinsam mit unseren Kolleginnen und Kollegen vor Ort und auf eine kosteneffiziente und ressourcenschonende Weise. Wir sind überzeugt, mit dem HerzCheck-Projekt eine medizinische Versorgungslücke schließen zu können und freuen uns sehr, das Projekt mit Hilfe der Fördermittel des Innovationsfonds umsetzen zu können.“
Weitere Informationen unter http://www.herzcheck.org
Hintergrund Herzinsuffizienz
Von einer Herzinsuffizienz spricht man, wenn die Pumpleistung des Herzens nicht mehr ausreicht, um den Blutbedarf (Sauerstoffbedarf) des Körpers zu decken. Rund 2,5 Millionen Menschen leiden in Deutschland an diesem Krankheitsbild (Stand 2017), die Zahl der Erkrankten nimmt zu. Die Herzinsuffizienz gehört zu den häufigsten Todesursachen und verursacht in Deutschland Kosten von jährlich über 5 Milliarden Euro.
Typische Symptome sind Abnahme der Belastbarkeit, Luftknappheit und Einlagerung von Wasser in Beinen und Gewebe (Ödeme). Eine Herzinsuffizienz begünstigt in vielen Fällen auch andere schwere Erkrankungen wie Demenz und Niereninsuffizienz.
Das Risiko, an einer Herzinsuffizienz zu erkranken, ist in dünn besiedelten ländlichen Kreisen gegenüber Großstädten um 40 % erhöht.
Wird eine Herzinsuffizienz früh erkannt und gezielt behandelt, können die Lebenserwartung und -qualität der Patient*innen gesteigert und gleichzeitig Krankenhausaufenthalte vermieden sowie Therapiekosten gesenkt werden.
Die Herzinsuffizienz verläuft in den meisten Fällen zunächst symptomfrei: Der Herzmuskel ist bereits geschädigt, pumpt aber noch ausreichend Blut.
Eine zuverlässige Diagnose ist dann meist nur mit Hilfe der Magnetresonanztomografie (MRT) möglich.
Hintergrund G-BA
Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) ist das höchste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen. Er bestimmt in Form von Richtlinien, welche medizinischen Leistungen die ca. 73 Millionen Versicherten beanspruchen können. Darüber hinaus beschließt der G-BA Maßnahmen der Qualitätssicherung für Praxen und Krankenhäuser.
Der G-BA wird von den vier großen Selbstverwaltungsorganisationen im Gesundheitssystem gebildet:
Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV),
Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV),
Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) und
Spitzenverband Bund der Krankenkassen (GKV-Spitzenverband).
Hintergrund Innovationsfonds
Der G-BA hat den Auftrag, neue Versorgungsformen, die über die bisherige Regelversorgung der gesetzlichen Krankenversicherung hinausgehen, und Versorgungsforschungsprojekte, die auf einen Erkenntnisgewinn zur Verbesserung der bestehenden Versorgung ausgerichtet sind, zu fördern.
Zu diesem Zweck hat die Bundesregierung einen Innovationsfonds aufgelegt. Ziel des Innovationsfonds ist eine qualitative Weiterentwicklung der Versorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland.
Die Mittel für den Fonds werden von den gesetzlichen Krankenkassen und aus dem Gesundheitsfonds getragen.
Über das Deutsche Herzzentrum Berlin (DHZB)
Das Deutsche Herzzentrum Berlin (DHZB) ist eine überregionale Spezialklinik für die Diagnostik und Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Seit seiner Gründung als gemeinnützige Stiftung des bürgerlichen Rechts im Jahr 1986 wurden am DHZB über 245.000 Patientinnen und Patienten behandelt und über 123.000 Herzoperationen durchgeführt. Zu den Behandlungsschwerpunkten gehören die minimalinvasive chirurgische Behandlung von Herzklappen-Erkrankungen, Herz- und/oder Lungentransplantationen sowie kardiovaskuläre Bildgebungsverfahren. Das Deutsche Herzzentrum Berlin betreibt zudem das weltweit größte Programm für mechanische Kreislaufunterstützungssysteme („Kunstherzen“). Das Behandlungsprogramm für angeborene und oft komplexe Herzerkrankungen bei Patienten jeden Alters macht das DHZB zu einer der führenden Kliniken in Europa.
Über die AOK Nordost
Die AOK Nordost ist mit über 1,7 Millionen Versicherten die größte Krankenkasse in der Region Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Sie ist ein kompetenter Partner in allen Gesundheits- und Versorgungsfragen, bietet exzellenten Service, überzeugende Leistungen und steht für qualitätsgesicherte Versorgungsprogramme. Neben der persönlichen Beratung in Servicecentern vor Ort hat die AOK Nordost auch ihr Online-Informationsangebot stark ausgebaut. Versicherte können jetzt auch via Live-Chat mit Ihrer Gesundheitskasse Kontakt aufnehmen. Über ‚Meine AOK‘ erhalten sie zudem einen 24/7 individuellen Zugang zu ihrer AOK Nordost.
Über die medneo GmbH
medneo ist ein innovatives Unternehmen mit Hauptsitz in Berlin, das sich auf Radiology as a Service – einem neuen Betreibermodell für die Radiologie – für den ambulanten und stationären Sektor spezialisiert hat. Dabei wandelt medneo ein klassisches Hardwaregeschäft in ein Dienstleistungsgeschäft um. Die im Jahre 2011 durch André Glardon, Dr. Matthias Issing und Nicolas Weber gegründete Firma, bietet Ärzten, Krankenhäusern und Forschungseinrichtungen Diagnostik-on-Demand.
Weitere Informationen:
https://www.dhzb.de/presse/news/detailansicht-meldungen/ansicht/pressedetail/inn… Zur Pressemitteilung
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