Kostengünstiges mobiles Beatmungsgerät entwickelt
Das „Mobile Einfach-Beatmungsgerät 2020 (MEB 2020-1)“ basiert unter anderem auf Erkenntnissen aus der Schlafmedizin. „Das System unterstützt Patienten aktiv bei der Atmung. Es schont damit die Physis der Patienten und erhält so die lebensnotwendige Konzentration von Sauerstoff im Blut.
Die Patienten erhalten während des Einatmens einen erhöhten Druck, der beim Ausatmen gesenkt wird. Dieses Verfahren wird in Fachkreisen als Biphasic Positive Airway Pressure bezeichnet. Der positive Druck während des Ausatmens verhindert den Kollaps der Atemwege. Zusätzlich wird mithilfe des Gerätes Sauerstoff verabreicht,“ so Koehler.
Im schwerem Verlauf führt die Lungenentzündung bei Covid-19-Patienten zu einer ausgeprägten Atemnot, die sie körperlich stark beansprucht und eine Invasivbeatmung nötig macht. Solche Beatmungsplätze sind knapp. „Unser System kann einer invasiven Beatmung vor- und nachgeschaltet werden. Die Unterstützung der Atmung ist nicht-invasiv.
Sie wird heute mit teuren multifunktionellen Geräten durchgeführt. MEB 2020-1 erzeugt einen ausreichenden Einatmungsdruck und sorgt während des Ausatmens dafür, dass die kleinen Atemwege nicht kollabieren. Bei der Entwicklung haben wir auch darauf geachtet, eine Luftkontamination zu vermeiden. Bei vielen aktuellen Konzepten wird dieser Aspekt vernachlässigt“, erläutert Sohrabi.
Das Gerät ist technisch einfach und mobil einsetzbar. MEB 2020-1 sollen auch Nicht-Fachleute, also zum Beispiel die Patienten selbst, Angehörige oder Pfleger, bedienen können. Hochqualifiziertes Fachpersonal wird dadurch entlastet. Das Gerät verzichtet auf eine komplizierte Überwachungstechnik. Trotzdem arbeitet es zuverlässig und den geltenden Normen entsprechend.
Ein Prototyp wird zurzeit erprobt. Mit Unterstützung des Gießener Medizintechnikunternehmens MHM bereiten die Wissenschaftler die Produktion vor. „Wir arbeiten an der Zulassung als Medizinprodukt,“ sagt Volker Groß.
„Der dazu in Deutschland vorgegebene Weg ist angesichts der aktuellen Lage aber zu langwierig. Deswegen ist die Politik gefordert, eine schnelle und unbürokratische Lösung zu finden. Weil es einfach zu bedienen und kostengünstig ist, kommt das Gerät für einen weltweiten Einsatz in Frage und kann dazu beitragen, viele Leben zu retten.“
keywan.sohrabi@ges.thm.de
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizintechnik
Kennzeichnend für die Entwicklung medizintechnischer Geräte, Produkte und technischer Verfahren ist ein hoher Forschungsaufwand innerhalb einer Vielzahl von medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin.
Der innovations-report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Bildgebende Verfahren, Zell- und Gewebetechnik, Optische Techniken in der Medizin, Implantate, Orthopädische Hilfen, Geräte für Kliniken und Praxen, Dialysegeräte, Röntgen- und Strahlentherapiegeräte, Endoskopie, Ultraschall, Chirurgische Technik, und zahnärztliche Materialien.
Neueste Beiträge
Selen-Proteine …
Neuer Ansatzpunkt für die Krebsforschung. Eine aktuelle Studie der Uni Würzburg zeigt, wie ein wichtiges Enzym in unserem Körper bei der Produktion von Selen-Proteinen unterstützt – für die Behandlung von…
Pendler-Bike der Zukunft
– h_da präsentiert fahrbereiten Prototyp des „Darmstadt Vehicle“. Das „Darmstadt Vehicle“, kurz DaVe, ist ein neuartiges Allwetter-Fahrzeug für Pendelnde. Es ist als schnelle und komfortable Alternative zum Auto gedacht, soll…
Neuartige Methode zur Tumorbekämpfung
Carl-Zeiss-Stiftung fördert Projekt der Hochschule Aalen mit einer Million Euro. Die bisherige Krebstherapie effizienter gestalten bei deutlicher Reduzierung der Nebenwirkungen auf gesundes Gewebe – dies ist das Ziel eines Projekts…