Mehr Wissen zur Medizintechnik in Deutschland: Kleine Unternehmen, viele Patente

Die deutsche Medizintechnik-Branche besteht vorwiegend aus kleinen Unternehmen, die aber mehr als alle anderen Betriebe auf neue Produkte und Entwicklungen setzen:

• Anwender medizintechnischer Geräte sind für fast 90 Prozent der Unternehmen die wichtigsten Ideengeber im Innovationsprozess.

• für 42 Prozent der Unternehmen ist die Produktentwicklung gemeinsam mit besonders fortschrittlichen Anwendern (Lead User) bereits gängige Praxis.

• kleine Unternehmen sind besonders innovationsstark und erbringen, bezogen auf die Mitarbeiterzahl, pro Jahr mehr Patentanmeldungen als Großunternehmen.

• Trotz regulatorischer Anforderungen an Entwicklung und Zulassung sind kleine und mittlere Unternehmen mit ihren Produkten in allen Risikoklassen vertreten.

Das sind einige Ergebnisse der Untersuchung „Erfolg durch Innovation: Das Innovationsmanagement der deutschen Medizintechnikhersteller“, die vom Verband der Hightech-Industrie SPECTARIS mit herausgegeben wurde. Durchgeführt wurde die bundesweite Befragung im Rahmen des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie in der Initiative „Fit für den Wissenswettbewerb“ geförderten Forschungsprojekts „KnowMore: Knowledge Communities in der Medizintechnik“ von der Universität Witten/Herdecke.

„Für die Unternehmen ist die enge Zusammenarbeit mit Anwendern, und hier besonders mit Ärzten, ein zentrales Anliegen. Diese verfügen über Expertenwissen zu medizinischen Verfahren, das die Grundlage für die Entwicklung innovativer medizintechnischer Produkte bietet“, erklärt Prof. Dr. Sabine Bohnet-Joschko, Projektleiterin an der Universität Witten/Herdecke, ein Ergebnis der jetzt vorgelegten Studie. Zur Anbahnung neuer Kooperationensbeziehungen in Forschung und Entwicklung wird das Netzwerken durch Kommunikation mit Kolleginnen und Kollegen sowie auf Messen, Tagungen und Kongressen in der kleinen Branche besonders stark genutzt. Als Ergebnis dieser informellen Prozesse gehen kleine Unternehmen jedoch seltener (45 Prozent) Kooperationen mit Hochschulen und anderen Forschungseinrichtungen ein als große Unternehmen (73 Prozent), die durch Beteiligung an der Grundlagenforschung versuchen, Möglichkeiten zur Generierung radikaler Innovationen zu erschließen.

„Kleinere Unternehmen könnten durch einen breiter aufgestellten Wissens- und Technologietransfer noch sehr viel mehr Nutzen ziehen“, bewertet Prof. Dr. Bohnet-Joschko die Ergebnisse. „Zukünftige Förderung sollte den Aufbau branchenübergreifender Wissensnetzwerke sowie die Zusammenarbeit der KMU zum Technologietransfer mit Forschungseinrichtungen stärken, das wäre unsere Empfehlung an die Politik“, bewertet Prof. Dr. Bohnet-Joschko die Ergebnisse.

Obgleich mehr als ein Drittel der befragten Unternehmen öffentliche Förderung erhält, bleiben die Kosten der Produktentwicklung in einem stark regulierten Markt für knapp die Hälfte der Befragten eine deutliche Innovationshürde, gefolgt von der allgemeinen Gesetzgebung für Medizinprodukte (40 Prozent) und den Kosten bzw. dem Aufwand für die Zulassung von neuen Produkten (38 Prozent). Die vierte Novelle des Medizinproduktegesetzes allerdings stößt entgegen den ursprünglichen Befürchtungen der Branche und ihrer Interessenverbände auf weniger Widerstand als erwartet. Lediglich 19 Prozent der Unternehmen spüren einen Einfluss der Novelle auf ihr Innovationsverhalten, 21 Prozent der Befragten standen der Gesetzesänderung negativ gegenüber, während 25 Prozent sie befürworten.

Die Zusammenfassung der Untersuchung „Erfolg durch Innovation: Das Innovationsmanagement der deutschen Medizintechnikhersteller“ kann gegen eine Schutzgebühr von 50 Euro zzgl. MwSt. auf der SPECTARIS-Internetseite im Bereich Medizintechnik

http://www.spectaris.de/medizintechnik/bestellformular-erfolg-durch-innovation-das-innovationsmanagement-der-deutschen-medizintechnikhersteller.html

bestellt werden. SPECTARIS-Mitglieder erhalten die Studie zum vergünstigten Preis von 25,- Euro zzgl. MwSt.

Weitere Informationen: knowmore@uni-wh.de

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Jan Vestweber Universität Witten/Herdecke

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