Moderner Spektral-Computertomograph am Uniklinikum Leipzig

Werden rund 15.000 Untersuchungen pro Jahr mit dem neuen Spektral-CT durchführen: Prof. Karl-Titus Hoffmann (2.v.l.), Institutsdirektor Neuroradiologie, Prof. Timm Denecke (re.), Direktor Diagnostische und Interventionelle Radiologie, mit Kolleg:innen.
Stefan Straube / UKL

Nur zwei dieser Bauart in Deutschland.

Das Universitätsklinikum Leipzig (UKL) verfügt seit kurzem über einen hochmodernen Computertomographen (CT). In Deutschland sind derzeit nur zwei Geräte dieser Bauart im Einsatz, neben dem am UKL noch in Heidelberg am Deutschen Krebsforschungszentrum. Die Entwicklung der Firma Philips arbeitet mit der Spektral-Detektor-Technologie, bei der Aufnahmen von zwei verschiedenen Energieniveaus eines Röntgenstrahls gemacht werden. Sie ermöglicht bei jeder Messung einen vielfach höheren Informationsgehalt im Vergleich zur herkömmlichen Computertomographie. Für Patienten heißt das: weniger Strahlenexposition und nötiges Kontrastmittel, höhere diagnostische Aussagekraft, kürzere Untersuchungszeiten.

Das Gerät arbeitet mit einem Dual-Layer-Detektor: Die obere Schicht absorbiert die niederenergetischen Photonen des Röntgenstrahlspektrums, die untere die hochenergetischen. So werden automatisch bei jeder Untersuchung konventionelle plus spektrale Bildinformationen erfasst.

Die spektrale Zerlegung der Röntgenstrahlen im Detektor liefert den Radiologen viele Zusatzinformationen. So werden – beispielsweise im Unterschied zu herkömmlichen Graustufenbildern – unterschiedliche Substanzen auch farblich dargestellt und Kontraste zwischen Gewebearten können verstärkt werden. Die Experten sind so in der Lage, auf diese Weise Aussagen nicht nur zu Form und Dichte des Gewebes treffen, sondern auch zu seiner stofflichen Zusammensetzung.
Der Vorteil nun bei diesem Gerät: Beide Datensätze sind, anders bei anderen Dual-Energy-CT-Techniken, immer und im vollen Untersuchungsquerschnitt verfügbar. Radiologen können also bei unklaren Befunden im Nachhinein auf einfachem Wege spektrale Analysen durchführen, ohne dass Abstriche der Untersuchungsqualität durch vorherige Einstellungen gemacht werden müssen.

„Unser neuer Computertomograph gleicht zudem individuelle Besonderheiten von Patienten besser aus, um ein optimales Ergebnis zu erzielen“, sagt Prof. Karl-Titus Hoffmann, Direktor des Instituts für Neuroradiologie am UKL. Gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie nutzt er das neue Gerät und seine vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten: „Wir bringen diesen CT fachlich in die Breite“, erklärt er, „so sind nun Untersuchungen aller Organe mit niedrigerer Strahlenbelastung und den wichtigen Zusatzinformationen möglich.“

„Bei Untersuchungen des Herzens entstehen wegen der hohen Rotationsgeschwindigkeit der Röntgenröhre, die sich um die Patienten dreht, auch bei Menschen mit hoher und unregelmäßiger Herzfrequenz gestochen scharfe Bilder“, ergänzt Dr. Sebastian Ebel, Oberarzt für kardiovaskuläre Bildgebung und Interventionen.

Eingesetzt werden kann das System außerdem sehr gut für Untersuchungen des Gehirns nach einem Schlaganfall, um sehr frühzeitig therapierelevante Veränderungen zu erkennen oder die aktuelle Durchblutung des gesamten Gehirns in kürzester Zeit abzubilden.

Etwa 15.000 Untersuchungen im Jahr

„Weil die Gantry, also die ringförmige Einheit unseres neuen CT, in der die Röntgenröhre und die Detektoreinheit gegenüberliegend untergebracht sind, mit 80 Zentimetern Durchmesser groß genug ist, können wir an dem Gerät sogar minimal-invasive Eingriffe durchführen“, ergänzt Prof. Timm Denecke, Direktor der Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie.

Rund 15.000 Untersuchungen im Jahr werden die Radiologen und Neuroradiologen am UKL mit dem neuen Gerät, dem ersten Spektral-CT am UKL, durchführen. „Wegen der breiten Anwendungsmöglichkeiten und dem tieferen Informationsgehalt der Messungen wird mit dem System die Arbeit der Bildauswertung nicht unbedingt leichter, sondern eher komplexer“, meint Prof. Denecke.

„Doch diese Technik unterstützt uns auf dem Weg zu einer noch stärker individualisierten Medizin. Individuelle Gegebenheiten, wie etwa bestimmte Gewebemerkmale des einzelnen Patienten, können über die bisherige Diagnostik hinaus einbezogen werden“, betont Prof. Hoffmann.

Neben dem Einsatz in der klinischen Patientenversorgung soll das moderne Gerät auch zu Forschungszwecken genutzt werden. Eine ganze Reihe Projekte, unter anderem zur kardiovaskulären Diagnostik, zur muskulo-skelettalen Bildgebung und zu Fragen des Therapie-Monitorings der Onkologie seien in Planung, sagt Dr. Sebastian Ebel.

http://www.uniklinik-leipzig.de/

Media Contact

Markus Bien Pressestelle / Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Leipzig AöR

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizintechnik

Kennzeichnend für die Entwicklung medizintechnischer Geräte, Produkte und technischer Verfahren ist ein hoher Forschungsaufwand innerhalb einer Vielzahl von medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin.

Der innovations-report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Bildgebende Verfahren, Zell- und Gewebetechnik, Optische Techniken in der Medizin, Implantate, Orthopädische Hilfen, Geräte für Kliniken und Praxen, Dialysegeräte, Röntgen- und Strahlentherapiegeräte, Endoskopie, Ultraschall, Chirurgische Technik, und zahnärztliche Materialien.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Selen-Proteine …

Neuer Ansatzpunkt für die Krebsforschung. Eine aktuelle Studie der Uni Würzburg zeigt, wie ein wichtiges Enzym in unserem Körper bei der Produktion von Selen-Proteinen unterstützt – für die Behandlung von…

Pendler-Bike der Zukunft

– h_da präsentiert fahrbereiten Prototyp des „Darmstadt Vehicle“. Das „Darmstadt Vehicle“, kurz DaVe, ist ein neuartiges Allwetter-Fahrzeug für Pendelnde. Es ist als schnelle und komfortable Alternative zum Auto gedacht, soll…

Neuartige Methode zur Tumorbekämpfung

Carl-Zeiss-Stiftung fördert Projekt der Hochschule Aalen mit einer Million Euro. Die bisherige Krebstherapie effizienter gestalten bei deutlicher Reduzierung der Nebenwirkungen auf gesundes Gewebe – dies ist das Ziel eines Projekts…