Neuartiger Schirmverschluss schützt vor Schlaganfall bei Vorhofflimmern

Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung im Erwachsenenalter und seine Verbreitung wird mit steigender Lebenserwartung der Bevölkerung weiter zunehmen. Allerdings haben die eingesetzten Medikamente zur Blutverdünnung erhebliche Nebenwirkungen, von Blutungskomplikationen bis zur Notwendigkeit engmaschiger Blutwertkontrollen beim Hausarzt.

Die Klinik für Kardiologie und Angiologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) bietet seit fünf Monaten eine neue Behandlungsmethode an. „Durch den Verschluss des linken Vorhofsohres mit einer Art Minischirm können Schlaganfälle ebenso effektiv verhindert werden wie mit Medikamenten“, sagt Professor Dr. Gunnar Klein, Oberarzt der Klinik für Kardiologie und Angiologie.

„Der Patient kommt nach dem katheterunterstützten Eingriff über die Leiste langfristig ohne die Einnahme von Blutgerinnungshemmern aus.“ Diese Ergebnisse wurden in einer großangelegten Studie (PROTECT AF, Lancet 2009; 374: S.534) bestätigt. Die MHH ist in der Region Hannover die einzige Klinik, die diese Methode anbietet.

Die Methode ist besonders für Patienten mit erhöhtem Schlaganfallrisiko bei Vorhofflimmern geeignet, also Patienten, die älter als 75 Jahre sind, die bereits einen Schlaganfall erlitten haben oder unter chronischer Herzschwäche, Diabetes oder Bluthochdruck leiden. Der 71-jährige Helmut Diederich, der Medikamente zur Hemmung der Blutgerinnung nehmen musste, war in der MHH wegen einer schweren Blutungskomplikation mit Einblutung in die Brusthöhle aufgenommen worden. Da er als Diabetiker und Patient mit Bluthochdruck ein erhöhtes Schlaganfallrisiko bei Vorhofflimmern hatte, haben Professor Klein und sein Kollege PD Dr. Arnd Schaefer, ebenfalls Oberarzt der MHH-Klinik für Kardiologie und Angiologie, sich für die neue Behandlungsoption entschieden: Sie implantierten ein im Durchmesser etwa drei Zentimeter großes Schirmchen im linken Vorhofohr. Dieser Schirm wird über einen Herzkatheter, der über die Leiste eingeführt wird, in den Vorhof eingebracht. Dort wurde das sogenannte Herzohr mit Hilfe des Schirmchens verschlossen. Die Ursache für einen Schlaganfall bei Vorhofflimmern liegt bei vielen Patienten in einer Ansammlung von Blutgerinnseln in genau diesem Herzohr. Aus diesem Anhängsel des Vorhofes können sich die Blutgerinnsel ablösen und mit dem Blutstrom ins Gehirn gelangen, wo sie einen Schlaganfall verursachen. „Verschließt man das Vorhofohr mit dem Schirm, können keine Blutgerinnsel mehr aus dem Vorhofohr abschwimmen und einen Schlaganfall verursachen“, betont Professor Klein.

Der Eingriff wird in lokaler Betäubung durchgeführt und dauert etwa 30 bis 45 Minuten. Nach sechs Stunden darf der Patient wieder aufstehen und herumlaufen und wird am nächsten Tag nach Hause entlassen.

„Wir sind davon überzeugt, dass wir vielen Patienten mit Vorhofflimmern, die ein erhöhtes Schlaganfallrisiko haben, auf diese einfache und sichere Art und Weise helfen können, insbesondere den Patienten, die wegen eines erhöhten Blutungsrisikos oder anderer Nebenwirkungen keine blutverdünnenden Medikamente einnehmen wollen oder können“, betont PD Dr. Schaefer. In den vergangenen fünf Monaten hat die MHH-Klinik fünf Patienten mit der neuen Methode versorgen können. Die Kosten für die neue Behandlungsmethode übernehmen die Kassen. „Neben dem Gewinn an Lebensqualität -wir müssen die Patienten nicht mehr künstlich zu Blutern machen – fallen hohe lebenslange jährliche Therapiekosten für die blutverdünnenden Medikamente weg“, ergänzt der Oberarzt.

Weitere Informationen erhalten Sie bei
Professor Klein und PD Dr. Schaefer über das Sekretariat der Klinik,
Telefon (0511) 532-6626 oder über Klein.Gunnar@mh-hannover.de

Media Contact

Stefan Zorn idw

Weitere Informationen:

http://www.mh-hannover.de

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