Plug & Play im OP rettet Leben

Die Vernetzung medizinischer Geräte in Klinik und OP (Plug & Play) kann die Patientensicherheit, Behandlungsqualität und Gesundheitsversorgung erheblich erhöhen. Hierfür ist es notwendig, dass die vernetzten Geräte sichere offene Standards benutzen und damit einander „verstehen“.

Dies ist bislang nicht der Fall, denn die Hersteller medizinischer Geräte verwenden eigene Kommunikationsprotokolle. Kliniken stehen damit vor einem Problem: Sie können bei Produktinnovationen nicht das für den Patienten beste Gerät wählen. Vielmehr müssen sie dasjenige kaufen, das gemeinsam mit den anderen funktioniert, oder aber das gesamte System auswechseln.

Das erhöht die Kosten, mindert die Versorgung und birgt im Extremfall Risiken für den Patienten, insbesondere bei technischen Umstellungen und Zukäufen inkompatibler Komponenten. Hersteller wiederum können ihre Innovationen nicht einfach vermarkten.

Umso wichtiger ist es, offene Standards und sichere Schnittstellen für vernetzte Geräte in Klinik und OP zu schaffen. Ein wichtiger Meilenstein auf diesem Weg ist das VDE-Weißbuch „Interoperabilität von Geräten und Systemen in OP und Klinik“, das der Verband auf der Medica in Düsseldorf vorstellte.

Das Weißbuch analysiert den aktuellen Stand der Standardisierung zur Vernetzung medizinischer Geräte im Operationssaal sowie deren Anbindung an die Informationssysteme und gibt einen Überblick über die rechtlichen Anforderungen und die internationale Normungslandschaft.

Ebenso untersuchen die Autoren die vorhandenen Normen im Bereich des Risikomanagements und der Sicherheit. Auf Basis dieser Analysen gibt das Weißbuch Handlungsempfehlungen, in welche Richtung und in welchem Zeitrahmen sich die Standardisierungslandschaft bewegen sollte, um die Interoperabilität der Geräte in OP und Klinik zu sichern. Innovationen mit offenem Standard und sicherer Schnittstelle erwartet der VDE in fünf Jahren.

Angetrieben durch das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Forschungsprojekt „OR.NET – Sichere dynamische Vernetzung in Operationssaal und Klinik“ befinden sich derzeit vielversprechende Standards in der Entwicklung, die bereits bei den entsprechenden Standardisierungsorganisationen eingereicht wurden und jetzt international kommentiert werden.

Eine besondere Rolle spielt hier das open communication protocol (OCP), das bereits bei IEEE (Institute of Electrical and Electronics Engineers) international vorgestellt wurde und die Grundlage für die Konformitätserklärung für vernetzte medizinische Geräte ist. Auf Initiative des VDE haben sich die zuständigen deutschen Branchenverbände bereits zum OCP verpflichtet.

Um die Interoperabilität zu sichern, fordert der VDE, die internationale Standardisierung weiter voranzutreiben und die Stakeholder einzubinden. Darüber hinaus muss die Datensicherheit, -erfassung und -kontrolle weiter standardisiert und implementiert werden.

Der Gesetzgeber sollte, wie auch im kürzlich veröffentlichten Entwurf des “eHealth-Gesetzes” im Bereich Telematik vorgesehen, die Verwendung von Standards innerhalb einer Einrichtung und so auch für alle Fachabteilungen in der Klinik fördern und fordern. Von Seite der Leistungserbringer sollten die in OR.NET entwickelten Standards in den Ausschreibungen eingefordert werden, um damit Qualitätsanforderungen in der Gesundheitsversorgung sicher zu stellen.

Weiterhin fordert der VDE, auch nach der Projektlaufzeit von OR.NET (Ende 2015) intelligente Fördermaßnahmen zu finden. Beispielsweise sei die Bereitstellung von Referenzsoftware häufig für einzelne Hersteller uninteressant, deren Verfügbarkeit jedoch für jeden Hersteller hochinteressant. Ähnliches gelte für die Entwicklung von Standards im Allgemeinen.

Deshalb sollte es im allgemeinen Interesse liegen, offene und sichere Standards für die Interoperabilität vernetzter medizinischer Geräte zu fördern – zum Nutzen der Patienten, der Ärzte, der Kliniken, der Hersteller, des Gesundheitswesens und des Medizintechnik-Standorts Deutschland.

Für die Redaktion: Das VDE-Weißbuch „Interoperabilität von Geräten und Systemen in OP und Klinik“ kann kostenlos im InfoCenter unter www.vde.com  heruntergeladen werden.

Über den VDE:
Der VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik und Informationstechnik ist mit 36.000 Mitgliedern (davon 1.300 Unternehmen, 8.000 Studierende, 6.000 Young Professionals) und 1.200 Mitarbeitern einer der großen technisch-wissenschaftlichen Verbände Europas. Der VDE vereint Wissenschaft, Normung und Produktprüfung unter einem Dach. VDE-Tätigkeitsfelder sind der Technikwissenstransfer, die Forschungs- und Nachwuchsförderung in den Schlüsseltechnologien Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik und ihrer Anwendungen. Die Sicherheit in der Elektrotechnik, die Erarbeitung anerkannter Regeln der Technik als nationale und internationale Normen, Prüfung und Zertifizierung von Geräten und Systemen sind weitere Schwerpunkte. Das VDE-Zeichen, das 67 Prozent der Bundesbürger kennen, gilt als Synonym für höchste Sicherheitsstandards. Die Technologiegebiete des VDE: Informationstechnik, Energietechnik, Medizintechnik, Mikroelektronik, Mikrotechnik sowie Automation. Mehr Infos zum VDE unter: www.vde.com .

Pressekontakt: Melanie Unseld, Telefon: 069 6308-461, melanie.unseld@vde.com

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Melanie Unseld VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e. V.

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