Prostatakrebs kann per Ultraschall mit künstlicher Intelligenz besonders effektiv erkannt werden

Die Prostata zählt zu den männlichen Fortpflanzungsorganen. Entartet das Gewebe, so kann eine Krebserkrankung entstehen. Doch wenn diese früh entdeckt wird, ist sie gut behandel- und heilbar. Eine aussagekräftige Früherkennung ist deshalb also von zentraler Bedeutung.

„Bei Verdacht auf ein Prostatakarzinom wird zunächst eine Tastuntersuchung, die sogenannte digitale rektale Untersuchung (DRU), durchgeführt“, so Professor Dr. med. Tillmann Loch, Leiter der DEGUM-Sektion Urologie von der Urologischen Klinik aus dem Diakonissenkrankenhaus Flensburg. „Dabei tastet der Arzt die Prostata vom Mastdarm (Rektum) aus mit dem Finger ab. Der Nachteil an der Methode ist jedoch, dass eine Vielzahl von Tumorerkrankungen so nicht diagnostiziert, bzw. nicht rechtzeitig entdeckt werden kann.“

Auch die Bestimmung des Prostataspezifischen Antigen-Wertes (PSA-Wertes) im Blut spielt eine zentrale Rolle. Das PSA wird von Prostatazellen gebildet, in der Regel auch und vermehrt von bösartigen.
Deshalb steigt mit dem PSA-Blutspiegel auch die Wahrscheinlichkeit für Prostatakrebs. „Dennoch beweist ein erhöhter Wert noch keinen Krebs“, sagt der DEGUM-Experte. „Wenn der PSA-Wert erhöht ist, geben Biopsien Aufschluss darüber, ob tatsächlich eine bösartige Erkrankung vorliegt.“

Wie wirkungsvoll eine frühzeitige Verlaufskontrolle mit transrektalem Ultraschall (TRUS) und Auswertung durch KI sein kann, zeigt eine aktuelle Studie aus dem „World Journal of Urology“ (Vol 16; 2018). Das Ergebnis: Bei 97 Prozent der Patienten konnte durch eine mittels künstlicher Intelligenz gezielte Gewebeprobe eine so exakte Diagnose gestellt werden, dass sie nach zwölf Jahren entweder keinen Prostatakrebs nachgewiesen oder geheilt werden konnten.

Diese computergestützte Ultraschall-Diagnostik (ANNA) brachte so exakte Ergebnisse hervor, dass 50 bis 75 Prozent der üblicherweise notwendigen Biopsien nicht mehr durchgeführt werden mussten. Für die Studie wurden 71 Patienten mit Prostatakrebs über einen Zeitraum von zwölf Jahren untersucht.

Doch warum ermöglicht diese neue ultraschallgezielte Biopsie besonders korrekte Ergebnisse? „Die Verwendung von der Kombination aus Ultraschall und KI ermöglicht eine besonders exakte und zielgenaue Probenentnahme“, erläutert Loch. „Dabei führt der Arzt die Biopsie-Nadel gemeinsam mit dem Ultraschallkopf in den Enddarm ein. Mit Hilfe des Ultraschalls steuert er die Nadel dann ganz gezielt durch die Darmwand in die Prostata.“

Ein weiterer Vorteil der Methode: Die hohe technische Auflösung des modernen Ultraschalls ermöglicht mittlerweile nicht mehr nur sehr gute Bilder vom Tumor selbst, sondern auch von krebsverdächtigen umliegenden Gebieten ohne Einsatz von schädigenden Strahlen oder eines Kontrastmittels.

Wissenswertes: Wie macht sich ein Prostatakarzinom bemerkbar – und wann sollte gehandelt werden?
Kleine Tumoren an der Prostata werden von den Betroffenen oft gar nicht bemerkt. Beschwerden treten erst bei fortgeschrittenen Karzinomen auf, die sich beispielsweise durch Störungen beim Wasserlassen, Schmerzen in der Prostata oder Blut im Urin zeigen. Die DEGUM rät Männern, die solche Symptome spüren, sich untersuchen zu lassen. Zudem sollten Männern über 40 Jahren regelmäßig Untersuchungen zur Früherkennung wahrnehmen.

Über die DEGUM: Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM) bietet ein Forum für den wissenschaftlichen und praktischen Erfahrungsaustausch auf dem Gebiet des medizinischen Ultraschalls. Sie vereint rund 10 000 Ärzte verschiedener Fachgebiete, medizinische Assistenten, Naturwissenschaftler und Techniker. Ultraschalldiagnostik ist heute das am häufigsten eingesetzte bildgebende Verfahren in der Medizin. Ultraschallanwendern bescheinigt die DEGUM eine entsprechende Qualifikation mit einem Zertifikat der Stufen I bis III. DEGUM-zertifizierte Ärzte finden Patienten im Internet unter: http://www.degum.de

Kontakt für Journalisten:
Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall
in der Medizin e.V. (DEGUM)
Friederike Gehlenborg
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-295
Fax: 0711 8931-167
E-Mail: gehlenborg@medizinkommunikation.org

http://www.degum.de

Media Contact

Friederike Gehlenborg idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizintechnik

Kennzeichnend für die Entwicklung medizintechnischer Geräte, Produkte und technischer Verfahren ist ein hoher Forschungsaufwand innerhalb einer Vielzahl von medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin.

Der innovations-report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Bildgebende Verfahren, Zell- und Gewebetechnik, Optische Techniken in der Medizin, Implantate, Orthopädische Hilfen, Geräte für Kliniken und Praxen, Dialysegeräte, Röntgen- und Strahlentherapiegeräte, Endoskopie, Ultraschall, Chirurgische Technik, und zahnärztliche Materialien.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Selen-Proteine …

Neuer Ansatzpunkt für die Krebsforschung. Eine aktuelle Studie der Uni Würzburg zeigt, wie ein wichtiges Enzym in unserem Körper bei der Produktion von Selen-Proteinen unterstützt – für die Behandlung von…

Pendler-Bike der Zukunft

– h_da präsentiert fahrbereiten Prototyp des „Darmstadt Vehicle“. Das „Darmstadt Vehicle“, kurz DaVe, ist ein neuartiges Allwetter-Fahrzeug für Pendelnde. Es ist als schnelle und komfortable Alternative zum Auto gedacht, soll…

Neuartige Methode zur Tumorbekämpfung

Carl-Zeiss-Stiftung fördert Projekt der Hochschule Aalen mit einer Million Euro. Die bisherige Krebstherapie effizienter gestalten bei deutlicher Reduzierung der Nebenwirkungen auf gesundes Gewebe – dies ist das Ziel eines Projekts…