Schonender und schneller: Modernste Präzisionsbestrahlung an der Universitätsmedizin Göttingen

„RapidArc“ – so heißt die modernste, extrem schnelle und hochpräzise Bestrahlungstechnik. Sie bringt für Patienten entscheidende Vorteile gegenüber bisherigen Bestrahlungsszenarien bei der Behandlung von Tumoren.

Die Bestrahlung lässt sich jetzt noch genauer verorten, die Bestrahlungszeiten sind kürzer. Die Belastung verringert sich und gesundes Gewebe wird optimal geschont. Die Abteilung Strahlentherapie und Radioonkologie der Universitätsmedizin Göttingen (Direktor: Prof. Dr. Dr. Clemens F. Hess) setzt die moderne Bestrahlungstechnologie bereits in der klinischen Routine für die Behandlung von Krebspatienten ein.

Mehr als 20 Patienten mit Prostatakarzinom oder Kopftumoren wurden inzwischen an der Universitätsmedizin Göttingen mit der neuen Technik bestrahlt. Die Universitätsmedizin Göttingen ist zur Zeit das einzige Universitätsklinikum in Deutschland, das Patienten mit „Rapid Arc“-Bestrahlun¬gen behandeln kann. Weltweit steht die neuartige Bestrahlungstechnologie bisher erst an wenigen Zentren zur Verfügung.

„Als erste Universitätsklinik in Deutschland setzen wir nun mit Linearbeschleunigern passgenau alle derzeit verfügbaren Methoden der Präzisionsbestrahlung klinisch ein“, sagt Prof. Dr. Dr. Hess. „Alle Patientinnen und Patienten mit Tumorerkrankungen können von der neuen Bestrahlungstechnologie profitieren.“

Zum Einsatz kommt die neue Bestrahlungstechnologie an der Universitätsmedizin Göttingen bislang besonders bei Männern mit einem begrenzten Prostatakarzinom. Sie brauchen jetzt weniger lang bestrahlt werden und müssen mit weniger Nebenwirkungen rechnen. Diese machen sich sonst vor allem als Beschwerden der Blase und im Enddarm bemerkbar.

Auch die ersten Patienten mit Kopftumoren haben die Strahlentherapeuten der UMG seit Anfang des Jahres mit „RapidArc“ bestrahlt. Schon bald soll die modernste Bestrahlungstechnologie Patienten mit Tumoren im Hals-Nasen-Ohren-Bereich zur Verfügung stehen. „Patienten mit Tumoren im HNO-Bereich müssen bisher sieben Wochen lang jeden Tag mindestens 20 Minuten für die direkte Bestrahlung auf dem Bestrahlungstisch liegen. Mit „RapidArc“ lässt sich die Bestrahlungszeit auf etwa zwei Minuten senken“, sagt Dr. Hilke Vorwerk, Oberärztin und Medizinphysikerin in der Abteilung Strahlentherapie und Radioonkologie.

Die neue Bestrahlungsmethode „RapidArc“ verkürzt durch eine Pendelung des Bestrahlungsfeldes die Bestrahlungsdauer der bisher eingesetzten Hochpräzisionstherapie IMRT (intensitätsmodulierte Strahlentherapie) um ein zehnfaches. Statt bisher zehn bis 20 Minuten sind jetzt ein bis zwei Minuten pro Bestrahlungssitzung ausreichend. „Mit „RapidArc“ dreht sich der Strahlenkopf punktgenau kontinuierlich um den Patienten. Dabei werden Ein- und Ausblendungen der Strahlenfelder ständig so verändert, dass die Tumorregion exakt erfasst wird,“ erläutert Frau Dr. Vorwerk.

Grundlagen für die neue Methode sind eine hochkomplexe Computertechnologie und Bestrahlungsgeräte der neuesten Generation. Diese ermöglichen die ständige Kontrolle aller Einstellungen durch spezielle Verfahren der dreidimensionalen Bildgebung. So gelingt es erstmals, das aus der Röntgendiagnostik bekannte Verfahren der Computertomographie auf die Strahlenbehandlung mit modernen Linearbeschleunigern zu übertragen.

Betreut werden diese neuen Verfahren in der Abteilung Strahlentherapie und Radioonkologie an der Universitätsmedizin Göttingen von einem Forscherteam aus hochqualifizierten Ingenieuren, Physikern, technischen Assistent/Innen und Ärzten. Das technische Team im Hintergrund der Abteilung Strahlentherapie und Radioonkologie koordiniert Frau Dr. Vorwerk.

Bildunterschrift: RapidArc – modernste hochpräzise Bestrahlungstechnik an der UMG, von links: Dr. Hilke Vorwerk (Oberärztin Abt. Strahlentherapie und Radioonkologie), Daniela Wagner (Leitende Physikerin Abt. Strahlentherapie und Radioonkologie), Prof. Dr. Dr. Clemens F. Hess (Direktor Abt. Strahlentherapie und Radioonkologie), Klaus Steenken (Leitender MTRA der Bestrahlungsplanung, Abt. Strahlentherapie und Radioonkologie). Foto: umg

WEITERE INFORMATIONEN:
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Direktor der Abteilung Strahlentherapie und Radioonkologie
Prof. Dr. Dr. Clemens F. Hess
Telefon 0551 / 39-6182
cfhess@med.uni-goettingen.de

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Stefan Weller Universitätsmedizin Göttingen

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