Übergabe der Bestrahlungstechnik an das Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum erfolgt im Frühjahr 2009
Die Übergabe der Bestrahlungstechnik an das Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum (HIT) wird im Frühjahr 2009 erfolgen. Zwar erzeugt das System den Therapiestrahl in der notwendigen Präzision, allerdings müssen noch verschiedene Schnittstellen zwischen den Softwaresystemen der Anlage optimiert werden. Dies ist zwingend nötig, um die maximale Sicherheit für die Patienten sowie einen adäquaten klinischen Workflow zu gewährleisten.
Siemens und das Universitätsklinikum haben sich darüber hinaus auf einen langfristigen Kooperationsvertrag auf dem Gebiet der radiologischen Onkologie geeinigt. Ziel ist es, gemeinsam das weitere Potenzial der Partikeltherapie wissenschaftlich zu prüfen. Das HIT wird als weltweites Referenzzentrum für diese klinisch vielversprechende und hoch innovative Technologie fungieren.
„Das Universitätsklinikum Heidelberg und Siemens arbeiten engagiert und kooperativ an der Fertigstellung der Anlage“, betont Thomas Miller, Leiter der Division Workflow & Solutions bei Siemens Healthcare. Jedoch sei auch klar: „Bei einer so innovativen Technologie kann noch nicht auf Erfahrungswerte früherer Installationen zurückgegriffen werden. Das Wissen um das perfekte Zusammenspiel aller Komponenten – vom Bau über die Strahltechnik bis hin zur Informationstechnologie – konnte erst im Lauf des Projektes vertieft werden.“
Die komplette Hardware der HIT-Anlage – von den Partikelquellen über das von der Darmstädter Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI) entwickelte Beschleunigersystem bis hin zur Bestrahlungstechnik und der robotergestützten Patientenpositionierung von Siemens – funktioniert dabei innerhalb der definierten Parameter, das System erzeugt einen hoch präzisen Therapiestrahl. Auch das Röntgensystem, welches kurz vor der Behandlung nochmals Lage und Größe des Zielvolumens darstellt, liefert gestochen scharfe Bilder.
Optimiert werden müssen dagegen noch verschiedene Schnittstellen zwischen der Therapieplanungsworkstation, der Workstation für den jeweiligen Behandlungsraum und der Steuerungssoftware der Anlage. Die Planungsworkstation berechnet dabei aus den 3D-Daten einer vorherigen CT-Aufnahme die bestmögliche Bestrahlungsweise für das Zielvolumen sowie die dafür nötige Idealpositionen des Patienten. Behandlungsworkstation und Steuerungssoftware setzen den Behandlungsplan dann in die Positionierung des Patiententischs und die Strahltechnik um. Die Steuerungssoftware koordiniert alle beteiligten IT-Subsysteme. Im Rahmen umfangreicher Testreihen werden diese Schnittstellen derzeit mit verschiedenen Parametern überprüft und auf einen idealen klinischen Workflow hin optimiert. Danach muss noch der TÜV – gemäß der Medizingeräteverordnung – die Gesamtanlage abnehmen. Für den baulichen Strahlenschutz ist dies bereits geschehen.
„Siemens hat die Klinikleitung sowie den Aufsichtsrat über den Stand der Dinge und die nächsten Schritte ausführlich informiert“, erklärt Prof. Dr. Jürgen Debus, Ärztlicher Direktor der Abteilung für Radioonkologie und Strahlentherapie am Universitätsklinikum Heidelberg. „Wir sind uns natürlich der Komplexität dieses Projektes bewusst und arbeiten gemeinsam mit Siemens intensiv an der Lösung aller restlichen technischen Probleme.“ Und: „Für die Partikeltherapie vorgesehene Patienten erhalten am Universitätsklinikum dennoch die bestmögliche Behandlung mit den modernsten Technologien. Das Universitätsklinikum hat in den letzten Jahrzehnten maßgeblich zu der Entwicklung modernster Photonentechniken, etwa der Stereotaxie, beigetragen und ist entsprechend ausgestattet“, so Debus.
Das Universitätsklinikum Heidelberg und Siemens werden darüber hinaus ihre Zusammenarbeit auf dem Gebiet der radiologischen Onkologie vertiefen. „Immer mehr Menschen auf der Welt erkranken an Krebs. Der Bedarf an innovativen Technologien, diese Krankheit frühzeitig zu erkennen und effektiv zu therapieren, ist entsprechend hoch“, so Miller. Es gehe darum, in einer starken Partnerschaft zwischen Wissenschaft und Industrie optimale Lösungen zu entwickeln, welche innovative Diagnose- und Therapielösungen mit leistungsstarker Informationstechnologie verbinden. So könnten Behandlungen künftig schneller und besser auf den jeweiligen Patienten zugeschnitten erfolgen. „Wir sind stolz, das Universitätsklinikum Heidelberg dabei langfristig an unserer Seite zu wissen“, betont Miller.
Vorteile der Partikeltherapie:
Bei der Partikeltherapie werden über ein Beschleunigersystem Protonen oder Kohlenstoffionen auf eine sehr hohe Geschwindigkeit gebracht und dann punktgenau im Zielgewebe appliziert. Dort fügen die Partikel den Zellen irreparable Schäden zu. Durch die millimetergenaue Berechnung und Steuerung lässt sich der Tumor genauer bestrahlen als mit bisherigen Verfahren, das umliegende gesunde Gewebe wird geschont. Aufgrund seiner Genauigkeit eignet sich das Verfahren insbesondere für schwer zugängliche Krebsarten oder solche, die dicht an Risikoorganen liegen – zum Beispiel Schädelbasis- oder Hirntumore. Ein anderes Anwendungsgebiet sind Weichteilsarkome und Prostatakarzinome, die von empfindlichem Gewebe umgeben sind.
Weltweit wurden bereits ca. 50.000 Patienten mit Partikeln behandelt, über 3.000 davon mit Kohlenstoffionen. Nur eine kombinierte Anlage, die neben Protonen noch den Einsatz weiterer Partikelarten erlaubt, bietet die Voraussetzungen für weitergehende wissenschaftliche Forschungen zur effizienten Tumorbehandlung mit Partikeln.
Hintergrundinformation von Siemens „IT und Datenfluss in einer Partikeltherapie-Anlage“ als Download:
http://health.siemens.com/presse/IT_PT_de.pdf
Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg:
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland. Die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 7.000 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 40 Kliniken und Fachabteilungen mit 1.600 Betten werden jährlich rund 860.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.100 angehende Ärzte in Heidelberg; der Reformstudiengang Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland.
Der Siemens Healthcare Sector ist weltweit einer der größten Anbieter im Gesundheitswesen. Das Unternehmen versteht sich als medizinischer Lösungsanbieter mit Kernkompetenzen und Innovationsstärke in diagnostischen und therapeutischen Technologien sowie in der Wissensverarbeitung einschließlich Informationstechnologie und Systemintegration. Mit seinen Akquisitionen in der Labordiagnostik ist Siemens Healthcare das erste integrierte Gesundheitsunternehmen, das Bildgebung und Labordiagnostik, Therapielösungen und medizinische Informationstechnologie miteinander verbindet und um Beratungs- und Serviceleistungen ergänzt. Siemens Healthcare bietet Lösungen für die gesamte Versorgungskette unter einem Dach – von der Prävention und Früherkennung über die Diagnose bis zur Therapie und Nachsorge. Zusätzlich ist Siemens Healthcare der Weltmarktführer bei innovativen Hörgeräten. Das Unternehmen beschäftigt weltweit rund 49.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ist in über 130 Ländern präsent. Im Geschäftsjahr 2007 (bis 30. September) erzielte Siemens Healthcare einen Umsatz von 9,85 Mrd. € sowie einen Auftragseingang von 10,27 Mrd. €. Das Bereichsergebnis betrug 1,32 Mrd. €.
Weitere Informationen unter: http://www.siemens.com/healthcare
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums Heidelberg und der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg
Dr. Annette Tuffs
Im Neuenheimer Feld 672
69120 Heidelberg
Tel.: 06221 / 56 45 36
E-Mail: annette.tuffs@med.uni-heidelberg.de
Siemens Healthcare Sector
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