„Wunderkind“-Gerät ermöglicht neue Zelltherapie
Mit einem neuen Gerät wollen Experten des UKM (Universitätsklinikum Münster) bald Leukämie-Patienten eine neue Therapie anbieten.
So funktioniert die neue Methode: Im ersten Schritt werden aus dem Blut von Patienten Zellen isoliert, ähnlich der bereits seit vielen Jahren etablierten Sammlung blutbildender Stammzellen für Transplantationen. In diesem Fall sind es spezialisierte körpereigene Abwehrzellen, sogenannte T-Zellen, die aktiviert und mit einer Erkennungshilfe, einem sogenannten CAR, versehen und dann dem Patient zurückgegeben werden.
Die CARs ermöglichen den T-Zellen eine gezielte Erkennung und Abwehr der Leukämiezellen. Erste Studien mit CAR T-Zellen in den USA haben eine vielversprechende Wirksamkeit bei Patienten mit Rückfällen akuter lymphoblastischer Leukämie (ALL) gezeigt, die auf eine Chemotherapie nicht mehr ansprachen.
„Wir wollen die neue Therapie mit CAR T-Zellen allen Patienten, die sie benötigen, zugänglich machen und sie gleichzeitig zur Behandlung anderer Krankheitsbilder weiterentwickeln“, sagt Prof. Claudia Rössig, Direktorin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin – Pädiatrische Hämatologie und Onkologie.
Bisher stehen CAR T-Zellen nur in wenigen klinischen Studien pharmazeutischer Firmen zur Verfügung. Das Gerät bedeutet eine erhebliche Vereinfachung des sehr aufwändigen Herstellungsprozesses und ermöglicht somit zukünftig auch akademischen Zentren die Produktion von CAR T-Zellen.
„Hier am UKM wird das Gerät von unseren Experten des Instituts für Transfusionsmedizin und Transplantationsimmunologie bedient, die auch die Stammzellprodukte für die Knochenmarktransplantation herstellen“, so Prof. Rössig. Die wissenschaftliche Weiterentwicklung der Methode auch für andere Krankheiten bleibt auf diese Weise in akademischer Hand.
Seit über zehn Jahren forscht Rössig an zelltherapeutischen Verfahren zur Behandlung von Krebserkrankungen des Kindesalters. Für die sichere und wirksame Anwendung der CAR-T-Zellen bei der Leukämie plant sie eine klinische Studie unter Beteiligung mehrerer deutscher onkologischer Zentren.
„Nur durch die enorme finanzielle Unterstützung der Kinderkrebshilfe Münster (130.000 Euro) und des Freundeskreises KMT Münster (55.000 Euro) können wir das Gerät nun hier am UKM einsetzen. „Das Projekt setzt eine langjährige bewährte Kooperation zwischen Kinderonkologie, internistischer Onkologie und Transfusionsmedizin am UKM fort“, freut sich Priv.-Doz. Dr. Georg Geißler, Leiter des Instituts für Transfusionsmedizin und Transplantationsimmunologie.
Gleichzeitig kümmert sich das Institut um die notwendigen rechtlichen Grundlagen für die Herstellungserlaubnis für die auf diese Weise hergestellten CAR T-Zellen. „Es ist unsere Hauptaufgabe, sicherzustellen, dass den Patienten zur Behandlung ein qualitativ hochwertiges Produkt bereitgestellt wird“, betont Geißler.
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