Europa will Luftfahrt sauberer machen
Die Luftfahrt in Europa soll „grüner“ werden. Zu diesem Zweck haben sich die größten Industrieunternehmen Airbus, Dassault, Saab und Rolls Royce gemeinsam mit der EU eine Partnerschaft namens Clean-Sky-Initiative ins Leben gerufen.
Insgesamt werden 1,6 Mrd. Euro – die Hälfte davon von der EU – in die Entwicklung neuer Technologien fließen. Zu den Zielen gehören zum Beispiel die Verringerung der CO2-Emissionen sowie der Stickoxide um je 40 Prozent. Neue Technologien sollen die Flugzeuge der Zukunft um 20 Dezibel leiser machen.
„Mit vielen Technologien ist man an bereits die Grenzen gestoßen“, meint Andreas Geisler von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG im pressetext-Interview. Nun gehe es darum, revolutionäre Konzepte und neue Konfigurationen zu entwickeln. Konkret geht es um eine komplette Überarbeitung der Bereiche „Rumpf“, „Flügel“ und „Triebwerke“, erklärt der Experte. Man könne davon ausgehen, dass das Flugzeug der Zukunft nicht so aussehen werde, wie Flugzeuge heute aussehen. „Um diese Schritte einzuleiten, wurde die Initiative ins Leben gerufen.“
„Konkret geht es zum Beispiel um komplett neue Triebwerke, die an den Hecks und nicht wie derzeit unter den Flügeln angebracht sind.“ Gearbeitet wird an der Entwicklung der so genannten Smart Wings. „Das sind neue, kluge Flügelkonzeptionen, die sich an die Gegebenheiten besser anpassen und zum Teil flexibel sind.“ Im Bereich Triebwerktechnologien arbeiten Wissenschaftler an der Entwicklung des Open-Rotors – einer Art Propellerantrieb im Triebwerk. „Diese Triebwerke sind wesentlich effizienter als Düsentriebwerke“, erklärt Geisler. Begonnen hat die Zukunft der Hochtechnologie bereits im Bereich Verbundstoffe. „Boeing setzt bei der neuen 787 ausschließlich auf diesen Werkstoff, der deutliche Gewichtsreduktionen verspricht“, so Geisler. Auch Airbus werde im neuen A350 diese Kunststoffe verwenden. Anders als Boeing werden diese aus Schalen gefertigt und nicht gewickelt. Realistischerweise schätzt Geisler den Roll-Out des Airbus auf 2013.
Trotz des revolutionären Werkstoffs, der eine Treibstoffersparnis von rund 16 Prozent im Vergleich zum Vorgängermodell 767 bringen wird, bleiben die beiden Flugzeuge in ihrem Erscheinungsbild konservativ. „Bei der 787 gibt es deutlich Verbesserungen der Aerodynamik bei den Flügeln, die Triebwerke sind eine evolutionäre Weiterentwicklung der Erfolgsserie 777 und die neue Nase verspricht eine Verringerung des Luftwiderstands“, so der Experte. Viele der technischen Errungenschaften der neuen Boeing würden auch einen Niederschlag im Airbus finden. Geisler geht davon aus, dass ein Großteil der Ziele der Clean Air Initiative erreicht werden könnten. Die Erfolgsquote schätzt er auf rund 70 Prozent
„Da die geplanten Umsetzungsstrategien für ein Unternehmen zu groß sind, hat man diese Initiative mit der EU gemeinsam gestartet“, erklärt Myriam Goldszteijn von Dassult Aviation. Es gebe keinen anderen Weg. Die Initiative sei möglicherweise keine Angelegenheit für die World Trade Organisation, da es mehr um die Entwicklung neuer Technologien als um ein konkretes Produkt gehe. Derzeit trägt der Weltluftverkehr etwa drei Prozent zu den globalen CO2-Emissionen bei.
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