Deutschland braucht mehr Feuchtgebiete
Bundesamt für Naturschutz ruft am Weltfeuchtgebietstag zum Schutz der Wat- und Wasservögel auf
Bonn, 1. Februar 2001: Angesichts der weltweiten Zerstörung von natürlichen Feuchtgebieten ruft das Bundesamt für Naturschutz (BfN) zum Schutz der Wat- und Wasservögel auf. Deutschland brauche mehr Feuchtgebiete, erklärte der Präsident des Bundesamtes, Prof. Hartmut Vogtmann im Vorfeld des weltweiten Tages der Feuchtgebiete am Freitag. Aus Anlass des 30-jährigen Bestehens der Ramsar-Konvention zum Schutz der Feuchtgebiete sind in diesem Jahr in vielen Ländern Aktionen geplant.
Am 02. Februar 1971 unterzeichneten Regierungsvertreter von 18 Nationen, darunter auch die Bundesrepublik Deutschland, im iranischen Ort Ramsar (Kaspisches Meer) das „Übereinkommen über den Schutz von Feuchtgebieten, insbesondere als Lebensraum für Wat- und Wasservögel, von internationaler Bedeutung“ kurz: Ramsar-Konvention. Bis heute sind 120 Staaten diesem Naturschutzabkommen beigetreten.
Die Bundesrepublik Deutschland ratifizierte das Abkommen 1976. Die Bundesregierung be-nannte im Einverständnis mit den Bundesländern 17 Feuchtgebiete internationaler Bedeutung zur Aufnahme in eine Weltliste. Darunter waren das Niedersächsische Wattenmeer, Teile des Bodensees oder der Ammersee und Starnberger See in München. Diese Bereiche wurden anhand der in ihnen lebenden hohen Bestände von Enten, Gänsen, Schwänen oder Watvögeln ausgewählt. Deutschland verpflichtete sich zur Erhaltung dieser wasserreichen Naturoasen und war damit einverstanden, für eine nachhaltige und naturgerechte Entwicklung der Feuchtgebiete insgesamt (Gewässer, Moore, Meeresflächen und nasse Grünländer) auf seinem Staatsgebiet zu sorgen.
Inzwischen ist der Zahl der gelisteten Feuchtgebiete noch gestiegen: Im vereinigten Deutschland sind es 29 und Küstengewässer an der Nordsee bilden immer noch einen Schwerpunkt. Prof. Hartmut Vogtmann: „Insgesamt liegt der Flächenanteil der Feuchtgebiete internationaler Bedeutung dennoch unter 2%. Die Benennung wichtiger Teilbereiche steht aus, obwohl sie die Auswahlkriterien erfüllen. Ich denke da an weitere Ostseegewässer vor Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Außerdem sind zwei weitere Projekte am Oberrhein und an der Mittelelbe in der Vorbereitung.“
Die Ramsar-Konvention war ursprünglich ein auf die Erhaltung von Lebensräumen für Wasser- und Watvögel gerichtetes Schutzabkommen. Dies hat sich im Verlauf der Jahre geändert. Jetzt stehen Erhaltung und Entwicklung von Feuchtgebieten als Ökosystem im Vordergrund des Interesses. Durch wohlüberlegte naturverträgliche und nachhaltige Nutzung sollen die für den Menschen positiven Wirkungen dieser wassergesättigten Naturbereiche dauerhaft gesichert werden. Landwirtschaft, Wasserversorgung, Abwasserreinigung, Ökotourismus oder Fischerei und Jagd sollen von ihnen profitieren.
In Deutschland widmen sich die Bundesländer der Erhaltung der Feuchtgebiete. Da die Ramsar-Konvention keine verbindlichen Schutz- und Erhaltungsvorschriften enthält, werden beispielsweise die Feuchtgebiete internationaler Bedeutung nach deutschem Naturschutzrecht als Nationalpark, Naturschutzgebiet oder per Vertragsnaturschutz gesichert. Die anderen Feuchtgebiete werden über das bestehende Raumplanungs- und Landnutzungsinstrumentarium erhalten und bewirtschaftet. Der BfN-Präsident Vogtmann: „Der allgemeine Appellcharakter der Ramsar-Konvention bewirkt eine gewisse Schwäche dieses in die Jahre gekommenen Regelwerks. Es ist gegenwärtig kein Wunder, dass sich die Menschen in Deutschland viel intensiver mit den weitaus präziseren und einschneidenderen Naturschutz-Richtlinien der EU beschäfti-gen. Das grundsätzliche Anliegen der „Ramsar-Konvention“ ist angesichts der globalen Wasserknappheit jedoch aktueller denn je. Auch Deutschland braucht mehr Feuchtgebiete.“
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