Ein neues Klima in Europa?
Die Jahresmitteltemperaturen in Europa werden sich im 21. Jahrhundert voraussichtlich weiter um 0.1 bis 0.4 Grad Celsius pro Jahrzehnt erhöhen. Diese Änderungen würden größere Auswirkungen auf die ärmeren Regionen des südlichen und östlichen Europas haben als auf die reicheren Industrienationen im Norden, in denen der Klimawandel auch positive Folgen haben kann. Dies ist das Ergebnis einer Studie über den Klimawandel in Europa und seine Folgen sowie Anpassungsmöglichkeiten für die Europäische Union, die am 2.11.2000 am Jackson Environment Institute der University of East Anglia in Großbritannien vorgestellt wurde.
Aufgrund von Berechnungen mit mehreren Klimamodellen ist in den südlichen und östlichen Teilen Mitteleuropas mit stärkerer Trockenheit zu rechnen. Darunter werden insbesondere die Land- und Forstwirtschaft leiden. Landwirtschaftlich nutzbare Böden werden noch stärker dem Risiko der Bodendegradation und -erosion ausgesetzt sein. Die Wasserknappheit wird besonders im Mittelmeerraum zu häufigeren Waldbränden führen. Ansteigende Temperaturen, insbesondere die häufigeren sehr warmen Sommer, werden zum Verlust biologischer Vielfalt und zur Gefährdung ganzer Landschaftstypen führen, wie zum Beispiel von Feuchtgebieten oder der Tundra. Die Teilstudie über die europäischen Ökosysteme entstand unter Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Cramer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, einem der 30 Mitautoren der 320 Seiten starken Studie.
Der Bericht macht über 50 Empfehlungen für Politik und Forschung in Europa. Die Autoren fordern die Politiker auf, nun erste Schritte zu einer Anpassung an die Klimaänderung zu machen und den Klimawandel bei der Überarbeitung der regionalen Politik der EU zu berücksichtigen. Auch die Direktiven für den Schutz von Grundwasser, Artenvielfalt und natürlichen Ökosystemen benötigen der Studie zufolge eine Revision. Solche Änderungen würden Europa dabei helfen, sich an die Klimaänderung vorausschauend anzupassen, negative Auswirkungen zu vermeiden und die positiven Möglichkeiten optimal zu nutzen. Unabhängig vom Erfolg bei den Klimaverhandlungen würden sie für Europa die negativen Auswirkungen des bereits jetzt ausgelösten Klimawandels mildern helfen.
Die Aussagen verschiedener Klimamodelle sind für einzelne Regionen weiterhin unterschiedlich und eine exakte „Klimavoraussage“ ist nicht möglich. Trotzdem gibt es Trends in mehreren Klimamodellen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit eintreten werden. Zu diesen gehören außer den bisher genannten auch Auswirkungen auf den Tourismus an den Mittelmeerküsten im Sommer sowie auf den Ski-Tourismus in den Alpen, ein negativer Einfluss auf die menschliche Gesundheit durch die wärmebedingte Ausbreitung von Krankheitserregern oder ihrer Überträger sowie die Zunahme von Hochwasserereignissen in Gebieten, in denen die Wintermonate regenreicher ausfallen werden als bisher. Im Norden würden extrem kalte Winter schätzungsweise ab dem Jahr 2020 weniger häufig auftreten, wodurch der Energiebedarf verringert und die Bauindustrie länger im Jahr arbeiten könnte. Zu den denkbaren positiven in Nordeuropa gehören auch eine erhöhte Produktivität in Land- und Forstwirtschaft sowie verbesserte Wasserverfügbarkeit.
Hintergrundinformationen:
Der Bericht wurde durch das Umweltprogramm des Forschungsdirektorates der Europäischen Kommission gefördert. Er bildet die Grundlage für den europäischen Beitrag zum Dritten Sachstandsbericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), der gegenwärtig abgeschlossen wird und im Sommer 2001 veröffentlicht werden soll. Die Autoren haben alles öffentlich verfügbare Material verwendet und ihre eigene Auswertung hinzugefügt. Die Manuskripte wurden von 20 weiteren Experten begutachtet und anschließend überarbeitet. Eine Zusammenfassung der Studie „Assessment of the Potential Effects and Adaptations for Climate Change in Europe“ (Summary and Conclusions) ist kostenlos unter folgender Adresse erhältlich: The Secretary, Jackson Environment Institute, School of Environmental Sciences, University of East Anglia, Norwich, UK NR4 7TJ; Tel.: + 44 1603 593895.
Weitere wissenschaftliche Informationen erhalten Sie gerne von:
Prof. Dr. Wolfgang Cramer
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
Tel.: 0331 288 2521
E-Mail: Wolfgang.Cramer@pik-potsdam.de und
Prof. Martin Parry (Hrsg. der Studie)
University of East Anglia, Großbritannien
Tel.: 0044 1603 592318
E-Mail: parryml@aol.com.
Und so erreichen Sie die Pressestelle des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung:
Margret Boysen
Tel.: 0331 288 2507
Fax: 0331 288 2552
E-Mail: info@pik-potsdam.de
Weitere Informationen finden Sie im WWW:
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