Einige Wanderrouten-Rätsel bei Elbefischen gelöst


Berliner Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) mit radiotelemetrischen Untersuchungen am BMBF-Projekt beteiligt

Der Biologe Frank Fredrich vom Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) erforscht in enger Zusammenarbeit mit der Hamburger Universität seit dreieinhalb Jahren Wanderwege und Lebensraumwahl einiger Fischarten in der Elbe. Diese Untersuchungen sind Teil des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) seit März 1997 geförderten Verbundprojektes „Ökologie der Elbefische“ .

Wie der Doktorand jetzt in einem Vortrag vor Experten am Berliner IGB berichtete, pflanzte er bisher rund 120 Elbefischen ab einem Kilogramm Gewicht moderne Radiosender ein. Die Minisender haben eine Reichweite von ca. 150 Metern und funktionieren zwölf bis fünfzehn Monate. Die markierten Fische der Arten Rapfen, Aland, Blei, Zander und Quappe können jederzeit fast störfrei geortet werden. Im Hauptuntersuchungsgebiet zwischen Sandau und Wittenberge werden die Fische während des ganzen Jahres mindestens einmal pro Woche geortet. Zu biologisch wichtigen Zeiten (z. B. Laichzeit) werden kleinere Gruppen von Fischen, die sich in einem begrenzten Flussabschnitt aufhalten, fünf Tage lang rund um die Uhr im zweistündigen Rhythmus registriert. Auf diese Weise gelingt es, die Wanderrouten, Laichplätze, Nahrungsgefilde sowie Winter- und Sommereinstände zu erfassen.

Die bisherigen Ergebnisse führten zu neuen Erkenntnissen über das Fischverhalten und die Fischökologie. So stellte sich heraus, dass der Lebensraum der meisten untersuchten Arten größer ist als erwartet. Er umfasst nahezu den gesamten Lauf der Mittelelbe (200 km). In Ermangelung natürlicher Uferstrukturen auf dieser langen Strecke dienen die Buhnen als Ersatzstandorte. Dort finden die Fische Nahrung und günstige Strömungsverhältnisse. Nicht erwünschte Unterhöhlungen in steingeschütteten Uferbefestigungen suchen die Schuppentiere gern als Energietankstellen auf. Die Beobachtung, wie den Schuppentieren das Überwinden von Querverbauungen gelingt, lieferte Hinweise für den Bau wirkungsvollerer Fischtreppen.
„Wenn Träger für besondere Bauten sich dieser umweltfreundlichen Zielstellungen annähmen“, so Frank Fredrich, „wäre wieder ein ganzes Stück für den Erhalt der Fischarten und -bestände getan.“
Da die Untersuchungen aufschlussreich sind, will der Bund das Projekt noch bis Ende August nächsten Jahres fördern. Eine internationale Fachtagung in Hamburg zum Abschluss des Projektes „Elbe-Ökologie“ soll die Ergebnisse zusammenfassen. (weitere Teilprojekte bearbeiten das Institut für Binnenfischerei Potsdam-Sacrow, die TU Braunschweig und die Universität Rostock).


Der Wissenschaftler macht darauf aufmerksam, gefangene markierte Fische, die sich in gutem Zustand befinden, sofort ins Gewässer zurückzusetzen. Sollte ein markierter Fisch beim Fang stark geschädigt oder versehentlich getötet worden sein, wird gebeten, den Sender mit Angaben zum Fangort, zur Fangzeit und Fangmethode sowie zur Größe und zum Geschlecht des Fisches schnellstens an das Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei Berlin (Adresse auf dem Sender angegeben: IGB, Müggelseedamm 310, 12 587 Berlin, Tel.: 030 641 81 610 Berlin) zurückzugeben. Auch abgelaufene Sender liefern den Wissenschaftlern noch wertvolle Hinweise

Ansprechpartner (derzeit zumeist auf der Elbe): Dipl.-Biol. Frank Fredrich, Tel.: 0172 70 64 762; e-mail: fred@igb-berlin.de; Prof. Dr. Frank Kirschbaum, Tel.: (030) 641 81 – 610, e-mail: fkirschb@igb-berlin.de

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Joachim Moerke

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