Bundesamt für Naturschutz: "Flutkatastrophe muss Anlass für mehr Naturschutz sein"
- Den Flüssen mehr Raum geben und Landnutzung naturverträglicher gestalten
- Renaturierung der Auen verbindet Naturschutz und Hochwasservorsorge
Angesichts der dramatischen Flutkatastrophe in Süd- und Ostdeutschland sowie in Tschechien und Österreich mahnt das Bundesamt für Naturschutz (BfN) einen sorgsameren Umgang mit unseren Flüssen an: „Der Naturschutz muss sowohl an unseren Flüssen als auch bei der Landnutzung einen größeren Stellenwert erhalten“, sagte der BfN-Präsident Prof. Dr. Hartmut Vogtmann. Die Verschärfung in Ausmaß und Häufung der Hochwasser in den letzten Jahren ist nach Auffassung des BfN vom Menschen mitverursacht.
Flussbegradigungen, der Verlust von Auen, die intensive Landnutzung, die Flächenversiegelung und das nach wie vor hohe Niveau der Waldschäden in den Hochlagen der Mittelgebirge haben zu den katastrophalen Auswirkungen der Fluten beigetragen. „Die jetzige Katastrophe an Elbe, Mulde und Donau wurde zwar durch extreme Niederschläge verursacht. Sie muss aber gleichzeitig Anlass sein, die alarmierenden Zeichen für unseren oftmals verfehlten Umgang mit den Flüssen, deren Einzugsgebieten und dem Wasserhaushalt, insbesondere in Bezug auf die Böden Ernst zu nehmen“, erläuterte Vogtmann. Dramatisch ist nach Auffassung des BfN unter anderem der Verlust der Auen und damit der natürlichen Überschwemmungsflächen. Von den ehemals großflächigen Auen unserer Ströme ist nur ein kleiner Teil übrig geblieben. An fast allen größeren Flüssen wurden die Auen durch Staustufenbau, Kanalisierung und Regulierung sowie Deichbauten auf einen Bruchteil reduziert. Der Rhein büßte so ca. vier Fünftel seiner Auen ein, am deutschen Abschnitt der Elbe sind nur noch etwa 15 bis 20% der natürlichen Überschwemmungsflächen erhalten.
„Die Funktion der Auen als Hochwasserretentionsflächen muss daher, wo immer möglich, wieder hergestellt werden. Gleichzeitig müssen die noch vorhandenen naturnahen Auen, beispielsweise an Donau, Elbe und Rhein erhalten, langfristig gesichert und dürfen keinesfalls durch weiteren Staustufenbau und Eindeichungen gefährdet werden“, forderte Professor Vogtmann. Das BfN weist in diesem Zusammenhang auf die europäische Wasserrahmenrichtlinie hin, die derzeit in nationales Recht umgesetzt wird. Nach Auffassung des BfN bietet diese Richtlinie hervorragende Möglichkeiten, Naturschutz und Wasserhaushalt miteinander zu verbinden. „Diese Chance muss genutzt werden, denn die Wasserrahmenrichtlinie richtet den Blick auf die gesamten Einzugsgebiete unserer Ströme. Gerade dort muss ein vorsorgender Hochwasserschutz ansetzen und versuchen, die Fluten bereits im Entstehen zu entschärfen. Wir müssen deshalb Renaturierungsmaßnahmen an den kleineren Bächen, Flüssen und Strömen umsetzen, das BfN leistet dazu bereits seit Jahren einen wesentlichen Beitrag“, erläuterte Professor Vogtmann.
Als weiterer wichtiger Faktor zur Verschärfung der Hochwasserentstehung wirkt die derzeitige Form der Bodenbearbeitung. In Verbindung mit der Monotonie der Fruchtfolgen in der intensiven Landwirtschaft wird der Boden verdichtet, das Wasseraufnahmevermögen vermindert und damit der Oberflächenwasserabfluss beschleunigt. Dies geschieht nicht nur in den Auen, sondern auf der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche, immerhin die Hälfte der Landesfläche. “ Das gesunkene Wasseraufnahmevermögen vieler Böden muss Anlass zur Änderung der landwirtschaftlichen Bodennutzung sein. Hier sind extensivere Nutzungen, die konservierende Bodenbearbeitung und insbesondere die Fruchtfolgen und Produktionstechniken des ökologischen Landbaus eindeutig vorteilhafter“, sagte der BfN-Präsident.
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