Neue Fledermaus-Art in Europa entdeckt

Forscher der Johannes Gutenberg-Universität Mainz entdecken neue Fledermaus-Art: Alpenlangohr hat weißen Bauch und grauen Rücken.
6. Europäische Fledermausnacht vom 24. auf den 25. August.

„Vor 20 Jahren waren die Tiere noch völlig unbeliebt und heute sind sie zur Flagge für den Naturschutz geworden.“ Fledermäuse, so erzählt Andreas Kiefer vom Institut für Zoologie/Abteilung Ökologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, galten schon im Mittelalter als Vampire und Blutsauger und bis in unsere Zeit haftet an den nachtaktiven Jägern das Stigma von Dracula. Die stillen Flieger mit den scharfen Zähnen sind jedoch keineswegs blutsaugende Monster, sondern ernähren sich – zumindest in unseren Breitengraden – von Insekten. Weil ihnen zunehmend die Nahrungsgrundlage und mehr noch die Schlafplätze entzogen werden, sind Naturschützer über den anhaltenden Rückgang der Bestände besorgt. Einen Einblick in das Leben der lautlosen Nachtjäger versprechen zahlreiche Veranstaltungen aus Anlass der 6. Europäischen Fledermausnacht vom 24. auf den 25. August, an der sich etwa 30 europäische Länder beteiligen.

In Deutschland können Wissenschaftler 24 verschiedene Fledermaus-Arten nachweisen. Die kleinste Art, die Sopranofledermaus mit einer Spannweite von elf Zentimetern und einer Kopf-Rumpf-Länge von vier Zentimetern, passt in schlafendem Zustand in eine Streichholzschachtel. Mit 40 Zentimeter Flügel-Spannweite ist das große Mausohr der Riese. „In Deutschland bisher nicht nachgewiesen ist das Alpenlangohr“, erklärt der Fledermausforscher Andreas Kiefer. Er hat gemeinsam mit Dr. Michael Veith die neue Säugetierart 1997 am Gardasee bei einer „ganz normalen studentischen Exkursion“ entdeckt und den Fund im April 2002 in der europäischen Fledermaus-Fachzeitschrift „Myotis“ publiziert. Die Fledermaus mit dem extrem weißen und langen Fell am Bauch ist im Alpenbogen beheimatet sowie im Dinarischen Gebirge und im südlichen Pindosgebirge. Eine Fundstelle weist das Alpenlangohr mittlerweile auch in den Pyrenäen aus. Das räumlich nächste Vorkommen zu Deutschland fand sich im österreichischen Tirol. „Fast alle Fundorte liegen sehr hoch, das heißt höher als 800 Meter, oft 1.400 oder im Süden gar 1.600 Meter hoch“, erklärte Kiefer. Das ist ungewöhnlich, weil Fledermäuse sonst eher in Niederungen zu finden sind. „Völlig ungewöhnlich ist“, so Kiefer weiter,“ dass das Alpenlangohr seine Tiere auch in großer Höhe aufzieht – in der Schweiz und in Frankreich auf 1.500 Metern!“

Die Neuentdeckung ist dem Forscher buchstäblich ins Netz gegangen. Wie Vögel werden Fledermäuse zur Bestimmung der Art nachts mit feinsten Netzen gefangen. Die beste Zeit dafür ist kurz vor Sonnenuntergang bis etwa zwei Uhr. „Ich hatte das Tier in der Hand und erklärte den Studenten, dass es ein typisches graues Langohr ist. Dann kamen mir Zweifel.“ Gewissheit brachten DNA-Analysen, bei denen das Erbgut untersucht und verglichen wird. Plecotus alpinus, so der wissenschaftliche Name, ist eine eigene Art, die sich u.a. durch den weißen Bauch, einen langen Daumen und graues Rückenfell auszeichnet. Wie bei anderen Langohren sind auch beim Alpenlangohr die Ohren mit 2,5 Zentimetern vergleichsweise lang.


Kontakt und Informationen:
Andreas Kiefer
Institut für Zoologie
Abteilung Ökologie
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Tel. 06131/39-23941
E-Mail kiwi@oekologie.biologie.uni-mainz.de

Media Contact

Petra Giegerich idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Ökologie Umwelt- Naturschutz

Dieser Themenkomplex befasst sich primär mit den Wechselbeziehungen zwischen Organismen und den auf sie wirkenden Umweltfaktoren, aber auch im weiteren Sinn zwischen einzelnen unbelebten Umweltfaktoren.

Der innovations report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Klimaschutz, Landschaftsschutzgebiete, Ökosysteme, Naturparks sowie zu Untersuchungen der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Wegweisend für die Diagnostik

Forschende der Universität Jena entwickeln Biosensor auf Graphen-Basis. Zweidimensionale Materialien wie Graphen sind nicht nur ultradünn, sondern auch äußerst empfindlich. Forschende versuchen deshalb seit Jahren, hochsensible Biosensoren zu entwickeln, die…

Rotorblätter wiederverwenden

h_da-Team als „Kultur- und Kreativpilot*innen Deutschland“ ausgezeichnet. Rotorblätter von Windkraftanlagen wiederverwenden statt zu entsorgen: Das „Creative Lab rethink*rotor“ am Fachbereich Architektur der Hochschule Darmstadt (h_da) zeigt, dass sich hieraus Schallschutzwände…

Weltweit erstes Zentrum für Solarbatterien

Strategische Partnerschaft zur Optoionik von TUM und Max-Planck-Gesellschaft. Energie von Sonnenlicht direkt elektrochemisch speichern Optoionik als Querschnittswissenschaft zwischen Optoelektronik und Festkörperionik Bayern als internationaler als Innovationsführer bei solarer Energiespeicherung Das…