Sturmtaugliche Waffe gegen Ölpest


Wie kann ein Ölteppich bei stürmischer See abgesaugt werden, damit der Schaden für Tier und Umwelt möglichst gering bleibt? Die Risiken einer Ölpest, verursacht durch Schiffshavarien oder die Suche nach Erdöl und Erdgas im Offshore-Bereich, steigen ständig. Forscher vom Institut für Land- und Seeverkehr der TU Berlin entwickelten einen Ölschöpfer (Skimmer), der nun unabhängig vom Seegang eingesetzt werden kann.

Eigentlich ist es ein Wunder, dass es in der Nord- oder Ostsee noch zu keiner größeren Ölkatastrophe gekommen ist, denn die Deutsche Bucht gehört zu den am stärksten befahrenen Schifffahrtsstraßen der Welt. Die traurigen Auswirkungen einer Ölverschmutzung waren bislang nur vor der Insel Amrum zu beobachten: Im Oktober 1998 liefen aus dem gestrandeten Frachter Pallas 244 Kubikmeter Dieselöl aus. Die zur Ölbekämpfung herbeigerufenen Schiffe konnten in der stürmischen See das Öl nicht abschöpfen. Im Ölteppich bei Amrum starben deshalb über 16.000 Seevögel. Erlitte dort ein Öltanker von 100.000 Tonnen Schiffbruch, wären die Folgen noch verheerender als bei dem vergleichsweise kleinen Holzfrachter Pallas.
Die vorhandenen deutschen Ölbekämpfungsschiffe konnten bislang nur bis zu einer Wellenhöhe von rund einem Meter eingesetzt werden. In der Nordsee haben die Wellen aber schon bei ruhiger Wetterlage häufig eine signifikante Höhe von mindestens 1,5 Meter und bei sehr starkem Wind türmen sie sich sogar bis 3 Meter auf. Bei stürmischer See können die 23 Ölbekämpfungsschiffe der Länder und des Bundes deshalb nichts ausrichten.
Unterstützt durch Mittel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung haben deshalb Prof. Dr.-Ing. Günther Clauss sowie die wissenschaftlichen Mitarbeiter Dr.-Ing. Rolf Habel und Dr.-Ing. Martin Vannahme vom Institut für Land- und Seeverkehr der TU Berlin ein Öl-Abschöpfsystem (Öl-Skimmer) entwickelt, das erstmals unabhängig vom Seegang eingesetzt werden kann. Die Berliner Wissenschaftler konnten hierbei auf Erfahrungen bei der Entwicklung anderer Ölbekämpfungsschiffe aufbauen, die derzeit im Küstenvorfeld, in Flussmündungen und in Häfen im Einsatz sind (Mposs, Knechtsand, Westensee, Klappschiff). Der neue seegangsunabhängige Skimmer (SÖS) ist auch für das Wattenmeer geeignet.
Das Ölabschöpfsystem dieser katamaranähnlichen Trägerschiffe kann nun bei starkem Wellengang die Ölschicht von der Wasseroberfläche trennen.
Anders als die herkömmlichen Skimmer drückt das neue System das Öl-Wassergemisch unter das Schiff. Da der Rumpf dem Seegang folgt, können keine Verwirbelungen und Querwellen die Ölaufnahme stören. Das Wasser-Öl-Gemisch strömt unter dem Rumpf bis zu einer horizontal liegenden Klinge. An dieser Klinge entsteht an einer Abrisskante ein stationärer Wirbel, der das Öl nach oben zieht. Das Öl steigt in einem dahinterliegenden Schacht auf und wird in Tanks gepumpt, während das gereinigte Seewasser hinter das Heck strömt. Im Wellenkanal hat der neue seegangsunabhängige Skimmer einen überraschend hohen Wirkungsgrad gezeigt.

Datenbank
Forschungsprojekt: Entwicklung eines Ölskimmingsverfahrens zur seegangsunabhängigen Ölbekämpfung
Ansprechpartner:Prof. Dr.-Ing. Günther Clauss, E-Mail: Clauss@ism.tu-berlin.de
Kontakt: Institut für See- und Landverkehr, Fachgebiet Meerestechnik, Salzufer 17-19, 10587 Berlin, Tel.: 030/314-23105, Fax: 030/314-22885
Finanzgeber: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Media Contact

Ramona Ehret idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Ökologie Umwelt- Naturschutz

Dieser Themenkomplex befasst sich primär mit den Wechselbeziehungen zwischen Organismen und den auf sie wirkenden Umweltfaktoren, aber auch im weiteren Sinn zwischen einzelnen unbelebten Umweltfaktoren.

Der innovations report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Klimaschutz, Landschaftsschutzgebiete, Ökosysteme, Naturparks sowie zu Untersuchungen der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Wegweisend für die Diagnostik

Forschende der Universität Jena entwickeln Biosensor auf Graphen-Basis. Zweidimensionale Materialien wie Graphen sind nicht nur ultradünn, sondern auch äußerst empfindlich. Forschende versuchen deshalb seit Jahren, hochsensible Biosensoren zu entwickeln, die…

Rotorblätter wiederverwenden

h_da-Team als „Kultur- und Kreativpilot*innen Deutschland“ ausgezeichnet. Rotorblätter von Windkraftanlagen wiederverwenden statt zu entsorgen: Das „Creative Lab rethink*rotor“ am Fachbereich Architektur der Hochschule Darmstadt (h_da) zeigt, dass sich hieraus Schallschutzwände…

Weltweit erstes Zentrum für Solarbatterien

Strategische Partnerschaft zur Optoionik von TUM und Max-Planck-Gesellschaft. Energie von Sonnenlicht direkt elektrochemisch speichern Optoionik als Querschnittswissenschaft zwischen Optoelektronik und Festkörperionik Bayern als internationaler als Innovationsführer bei solarer Energiespeicherung Das…