Ökologische Evaluierung der Bioabfallverwertung
Im Rahmen einer Tagung bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt wurden die Ergebnisse eines Forschungsprojektes zur Bioabfallverwertung vorgestellt. Präsentiert wurden die Ergebnisse zur vergleichenden Bewertung der unterschiedlichen Verwertungsansätze für die Bandbreite an Bioabfällen aus ökologischer Sicht.
Ende November 2002 präsentierten Mitarbeiter des ifeu-Institutes Heidelberg Ergebnisse eines Forschungsprojektes über die umweltverträgliche Verwertung von Bioabfällen im Rahmen einer eintägigen Tagung im Zentrum für Umweltkommunikation der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Die Forschungsergebnisse sind auch im Rahmen der Publikationsreihe der DBU „Initiativen zum Umweltschutz“ als Band 52 (ISBN 3-503-07047-8) erschienen.
Gemäß den Vorgaben des Kreislaufwirtschaftsgesetzes stellt sich für jeden Abfallbesitzer und -erzeuger die Frage, welche der zahlreichen Entsorgungsoptionen für die Vielzahl an Bioabfällen sich als die besser umweltverträgliche Lösung darstellt. Für eine repräsentative Auswahl aus dem gesamten Abfallspektrum wurden alle relevanten Entsorgungsalternativen auch außerhalb der klassischen Abfallwirtschaft recherchiert, bilanziert und mit Hilfe von Ökobilanzen in ihren Umweltwirkungen bewertet.
Für Bioabfälle aus Haushalten bestanden diese in allen unterschiedlichen Ansätze der Kompostierung (Frisch- und Fertigkompost in offenen oder geschlossenen Systemen), der Vergärung inklusive der Möglichkeiten der Co-Fermentation in Güllefermentern oder Faulbehältern von Kläranlagen sowie der Eigenkompostierung. Die Diskussion über die abfallwirtschaftliche und ökologische Sinnfälligkeit der Biotonne ist über all die Jahre nicht verstummt, derartige Bioabfälle lassen sich zudem zwangsläufig nicht vollständig erfassen. Der Verbleib des Bioabfalls in der Restmülltonne und die thermische Behandlung in einer modernen Müllverbrennungsanlage wurde deshalb als weitere Entsorgungsoption in die vergleichende Bewertung aufgenommen.
Für weitere Abfälle wie unbelastete Hölzer oder Abfälle aus der Lebensmittelindustrie wurden darüber hinaus Einsatzmöglichkeiten in der Landwirtschaft (Dünge- oder Futtermittel) aber auch wie im Falle des Apfeltresters die Herstellung von Pektin diskutiert. Nicht zuletzt seit der BSE-Krise müssen für tierische Fette Verwertungsansätze außerhalb der Landwirtschaft gesucht werden. Die Vergärung wurde für diese Abfälle neuen Verwertungsansätzen wie der Herstellung von Kühlschmierstoffen und Treibstoffen gegenübergestellt. Auch die Verfütterung von Speiseabfällen (mit hohem technischen und hygienischen Standard) wurde mit klassischen Entsorgungsalternativen verglichen.
Als Ergebnis zeigte sich, dass bestehende Verwertungswege außerhalb der Abfallwirtschaft auch aus ökologischer Sicht zu recht bestehen, beispielsweise bei Apfeltrester zur Pektinherstellung oder in der Verwendung als Futtermittel oder bei tierischen Fetten bei der Erzeugung von Treib- oder Kühlschmierstoffen. Die klassische Eigenverwertung dieser Stoffe durch das Ausbringen auf Flächen ist dann ökologisch vorteilhaft, wenn dieses bedarfsgerecht erfolgt und das gesamte Nutzenpotenzial der Abfälle gefragt ist (Pflanzennährstoffe und organische Masse), was gerade bei Hausgärten und der Eigenverwertung von Bioabfallkomposten nur in Ausnahmefällen möglich sein dürfte.
Die stofflichen Eigenschaften (Schadstoff- und Nährstoffgehalte) des einzelnen Abfalls bestimmen das abfallwirtschaftliche und ökologische Potenzial. Die Verwertungsverfahren, die auf diese Potenziale am Besten abgestimmt sind (Emissionsminderung und Nutzungspotenzial), haben aus ökologischer Sicht relative Vorteile. Ziel muss eine möglichst vollständige Nutzung möglichst aller Abfalleigenschaften sein.
Eine getrennte Erfassung von Bioabfällen aus Haushalten ist immer dann sinnvoll, wenn an den Verwertungsanlagen emissionsmindernde Maßnahmen (insbesondere gegenüber Ammoniak und Lachgas) ergriffen werden und die erzeugten Komposte entsprechend ihres hohen Potenzials (v.a. Fertigkompost) verwertet werden. Ist dies nicht der Fall und dominiert bei den Komposten eher der Entsorgungsgedanke, schwinden die Vorteile einer Abfallverwertung. Die Ergebnisse für eine Mitbehandlung in Müllverbrennungsanlagen zeigen, dass Anschluss- und Erfassungsquoten der Bioabfallerfassung immer im Lichte der Vermarktungsmöglichkeiten der erzeugten Komposte festgelegt werden sollten. Hochwertige Vermarktungsmöglichkeiten für Komposte sind jedoch gerade auch außerhalb der Landwirtschaft weit über das derzeitige Maß hinaus gegeben. Sie gilt es verstärkt von den Komposterzeugern aktiv zu erschließen.
Die Verbrennung von Biomasse zeigt sich dann als ökologisch sinnvoll, wenn die Abfälle einen entsprechend hohen Heizwert aufweisen und dieser nicht nur zur Erzeugung von Strom sondern auch von Wärme genutzt wird. Auch bei diesen Anlagen ist auf emissionsmindernde Maßnahmen zu achten, es treten ansonsten hohe spezifische Emissionen an Feinstäuben oder ggf. an organischen Schadstoffen auf. Ist nicht beides gegeben, schwinden die Vorteile einer energetischen gegenüber einer stofflichen Nutzung deutlich.
Eine Vergärung von Abfallstoffen kann durchaus sinnvoll sein, dies vor allem in Bioabfallvergärungsanlagen, da für die kompostierten Gärreste als Behandlungsrückstände gegenüber der Mitbehandlung in Güllefermentern oder Faulbehältern von Kläranlagen höherwertigere Verwertungsmöglichkeiten offen stehen.
Eine Verfütterung geeigneter Abfallstoffe in der Landwirtschaft erweist sich aus ökologischer Sicht als günstig, da sich damit hohe Aufwendungen im landwirtschaftlichen Futtermittelanbau substituieren lassen. Die entsprechende Verwertung von Speiseabfällen zeigt, dass dies auch einen hohen Aufwand zur Hygienisierung rechtfertigen kann.
Der Schadstoffeintrag in Böden ist ein bedeutender Umwelteffekt der Nutzung von biologischen Abfallstoffen. Auf eine entsprechende Schadstoffarmut der Abfallstoffe ist deshalb zu achten. Da die auf Flächen ausgebrachte Masse sich aus den Nährstoffgehalten der Abfallstoffe ergibt, sollten Grenzwerte bezogen auf die Nährstoffgehalte d.h. als spez. Schadstoffbelastungen festgelegt werden. Dabei darf der Nutzen humusbildender Substanzen nicht vernachlässigt werden. Wie die vergleichende Bewertung der Verwertungsoptionen zeigte, ist der Aspekt Schadstoffeintrag in Böden nur ein – wenn auch relevanter – Umweltaspekt unter vielen. Über die ökologische Sinnfälligkeit von Verwertungsansätzen entscheiden andere Umweltaspekte (bspw. durch Ammoniakemissionen) mit.
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