Universität Hannover forscht nach Hochwasserursachen
Internationale Forschungskooperation mit dem amerikanischen Geologen Prof. Nicholas Pinter am Institut für Bodenkunde
Von „Jahrhundertflut“ war die Rede, als Elbe, Müglitz und Mulde im vergangenen Jahr über die Ufer traten und Milliardenschäden verursachten. Klimaänderungen, Flussbegradigungen oder Versiegelung der Landschaft standen als Ursachen im Vordergrund der Berichterstattung. Das Institut für Bodenkunde an der Universität Hannover erforscht ein anderes, bislang wenig beachtetes Umweltproblem: die Folgen der intensivierten Landwirtschaft seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges.
Die Forschergruppe um Prof. Rienk van der Ploeg, Dr. Peter Schweigert und den amerikanischen Hochwasserexperten Prof. Nicholas Pinter von der Southern Illinois University in Carbondale beschäftigt sich vor allem mit der Frage, wie gut unsere Äcker noch als Wasserspeicher taugen. „Rübenrodemaschinen mit dem Gewicht eines Kampfpanzers führen zu erheblichen Schäden durch Verdichtung“, so die Geowissenschaftler. Die Auswertung von Agrarstatistiken zeigt zudem, dass seit den 50er Jahren die Dränung und intensive Bearbeitung der Böden massiv zugenommen hat. Die Folgen: Die Gefügestabilität der Böden ist stark vermindert; bei Stark- oder Dauerregen verschlämmen, versiegeln und verkrusten sie schneller als früher. Statt zu versickern, sucht sich das Wasser den Weg in die Flüsse.
Abhilfe könnte das in den USA entwickelte sogenannte Mulchsaatverfahren schaffen, das die Forscher vom Institut für Bodenkunde empfehlen. Ernterückstände wie Getreidestroh werden nach der Ernte nicht mehr untergepflügt, sonder nur flach oder überhaupt nicht eingearbeitet. Diese Art der Bodenbearbeitung lockert zusammen mit den Ernterückständen die Struktur der Äcker, vermindert den Oberflächenabfluss des Wassers und spart Treibstoff. Da in Deutschland für landwirtschaftlich genutzten Treibstoff keine Mineralölsteuer gezahlt wird und so Sparanreize wegfallen, befürworten die Geowissenschaftler auch hier ein Umdenken in der Agrarpolitik: zum Beispiel durch ein angemessenes Subventions- und Steuersystem, das mehr Geld für eine umweltgerechte Landwirtschaft zur Verfügung stellt.
Außerdem sollte nach Ansicht der Forschergruppe das Gewicht von Landmaschinen deutlich begrenzt werden.
Als besonders fruchtbar beurteilt das Institut für Bodenkunde die Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Kollegen. „Prof. Pinter hat unter anderem beim Mississippi-Hochwasser 1993 Ursachen erforscht und Lösungsmöglichkeiten entwickelt. Er empfiehlt einen Rückbau der Buhnen, die die Befahrbarkeit des Flusses verbessern sollen, aber die Hochwassergefahr erhöhen“, so Dr. Peter Schweigert, „Umweltprobleme dieser Art können auf lange Sicht nur durch internationale Kooperationen erkannt und global gelöst werden.“
Das Institut für Bodenkunde untersucht seit Jahren die landnutzungsbedingten Hochwasserursachen besonders an Rhein und Elbe, aber auch an Leine und Neiße.
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.uni-hannover.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: Ökologie Umwelt- Naturschutz
Dieser Themenkomplex befasst sich primär mit den Wechselbeziehungen zwischen Organismen und den auf sie wirkenden Umweltfaktoren, aber auch im weiteren Sinn zwischen einzelnen unbelebten Umweltfaktoren.
Der innovations report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Klimaschutz, Landschaftsschutzgebiete, Ökosysteme, Naturparks sowie zu Untersuchungen der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes.
Neueste Beiträge
Größte bisher bekannte magnetische Anisotropie eines Moleküls gemessen
An der Berliner Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II ist es gelungen, die größte magnetische Anisotropie eines einzelnen Moleküls zu bestimmen, die jemals experimentell gemessen wurde. Je größer diese Anisotropie ist, desto besser…
Tsunami-Frühwarnsystem im Indischen Ozean
20 Jahre nach der Tsunami-Katastrophe… Dank des unter Federführung des GFZ von 2005 bis 2008 entwickelten Frühwarnsystems GITEWS ist heute nicht nur der Indische Ozean besser auf solche Naturgefahren vorbereitet….
Resistente Bakterien in der Ostsee
Greifswalder Publikation in npj Clean Water. Ein Forschungsteam des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) hat die Verbreitung und Eigenschaften von antibiotikaresistenten Bakterien in der Ostsee untersucht. Die Ergebnisse ihrer Arbeit…