Imkerverbände: Pestizid schuld am Bienensterben

Umweltorganisationen fordern Verbot aller systemischen neurotoxischen Pestizide

Deutsche Imkerverbände fordern Verbote der Pestizide Neonikotinoide. Nach Angaben von Experten stehen diese im dringenden Verdacht für das Bienensterben in weiten Teilen Europas verantwortlich zu sein. Im besonderen Brennpunkt steht das von Bayer hergestellte Produkt Gaucho. Die Imkerverbände lehnen die Ergebnisse ab, wonach die Varroa-Milbe für das Sterben von 30 Prozent der Bienen verantwortlich sei.

Die Wirkstoffe Imidacloprid, Thiaclopid und Clothianidin stehen in dringendem Verdacht für das Bienensterben verantwortlich zu sein. In einer gemeinsamen Stellungnahme rufen der Deutsche Berufs- und Erwerbsimkerbund, der Naturschutzbund (NABU), die Coordination gegen BAYER-Gefahren sowie die österreichische Umweltorganisation GLOBAL 2000 die deutsche Bundesregierung dazu auf, diesen Pestiziden bis zur Klärung aller aktuellen Erkenntnisse die Zulassung zu entziehen. Die heftige Kritik folgt einer Untersuchung der französischen Regierung durch das Comite Scientifique et Technique, die bewiesen hat, dass Imidacloprid für das weiträumige Bienensterben mitverantwortlich ist.

Imidacloprid wird vom Leverkusener Bayer-Konzern hergestellt. In Deutschland wird der Wirkstoff unter den Markennamen Gaucho und Chinook vor allem im Raps-, Zuckerrüben-, Obst-, Gemüse und Maisanbau eingesetzt. Der Bayer-Konzern hat erst in der vergangenen Woche behauptet, dass eine Studie der französischen Lebensmittelbehörde AFSSA die Vorwürfe gegen Gaucho entkräften würde. Ein AFFSA-Sprecher weist diese Darstellung jedoch zurück: „Unsere Studie zeigt, dass Imidacloprid unter bestimmten Bedingungen zum Tod von Bienen führen kann.“ Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren kommentiert dazu, dass Imidacloprid mit einem Umsatz von mehr als einer halben Mrd. Euro jährlich zu den wichtigsten Bayer-Produkten gehöre. Darin liege auch der Grund, weswegen sich das Unternehmen trotz der gravierenden Umweltschäden mit Zähnen und Klauen gegen Anwendungsverbote wehrt.

Bei einem Treffen der deutschen Institute der Bienenforschung mit französischen Experten wurden zusätzlich einige andere Fakten bekannt: Die französischen Imkerverbände und der Sprecher und Experte Albert Becker werfen den deutschen Studien vor, dass diese statistisch und wissenschaftlich nicht fundiert seien. Die Gründe dafür liegen in Mängeln in der Methodologie und der Repräsentativität. Die überdurchschnittlichen Völkerverluste in den französischen Großkulturzonen (Mais und Sonnenblume) sind unwiderruflich den Molekülen Imidacloprid und Fipronil zuzuschreiben. Es sei jedoch eventuell nicht auszuschließen, dass andere multifaktorielle Ursachen sich zu den Auswirkungen dieser zwei Moleküle auf die Bienenvölker addieren.

Die Vergiftungen durch Imidacloprid und Fipronil sind von Wissenschaftlern und der Commission des Toxiques als sehr wahrscheinlich und als Hauptursache eingestuft worden. In Südfrankreich ist ein Gerichtsverfahren im Gange, in dem wichtige neue Fakten ans Licht gebracht werden, die auch auf die Hauptverantwortung von Fipronil hinweisen. Da die Quelle der angesprochenen deutschen Labordaten nicht vorliegt und die deutschen Institute nicht in der Lage sind diese Analysen durchzuführen, lassen sich die Unterschiede wahrscheinlich dadurch erklären, dass diese Daten vom Hersteller stammen. Eine Kooperation zwischen Wissenschaftlern beider Länder soll vorbereitet werden, um auch in Deutschland Versuche mit einer angepassten wissenschaftlichen Methodologie durchzuführen. Fipronil und Imidachloprid wurden im April 2004 in Frankreich verboten.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.deutschland

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