Wissenschaftler bestätigen erhöhte Blutkrebsrate in La Hague

Zunahme von Leukämie bei Kindern – Sellafield will Einleitungen ausweiten

Eine neue Studie französischer Wissenschaftler belegt, dass Kinder aus der Umgebung der sogenannten Wiederaufarbeitungsanlage La Hague deutlich häufiger an Blutkrebs (Leukämie) erkranken als in anderen Regionen. Deutsche Stromkonzerne sind die Hauptkunden der Atomanlage, in der aus abgebrannten Brennelementen Plutonium abgespalten wird. Zugleich wurden Greenpeace Dokumente zugespielt, aus denen hervorgeht, dass die Betreiber der zweiten „Wiederaufarbeitungsanlage“ in Europa im britischen Sellafield künftig noch stärker verseuchte Abwässer und Abgase in die Umwelt einleiten wollen als bisher.

Aus der Studie von Wissenschaftlern der Medizinischen Fakultät Paris-Sud ergibt sich, dass die Blutkrebsrate unter Kindern bis zu 10 Jahren im 10-Kilometer-Umkreis um die „Wiederaufarbeitungsanlage“ signifikant dreifach höher ist als in anderen Regionen Frankreichs. Bei den Fünf- bis Neunjährigen ist das Leukämie-Risiko sogar um das Sechsfache erhöht. Damit werden Forschungsergebnisse von Epidemologen der Universität Besancon bestätigt, die schon in den neunziger Jahren auf ein erhöhtes Blutkrebsrisiko in La Hague hingewiesen hatten.

„Die Strahlung von Atomanlagen, in denen deutscher Atommüll verarbeitet wird, ist höchstwahrscheinlich dafür verantwortlich, dass Kinder an Blutkrebs erkranken“, sagt Veit Bürger, Energie-Experte bei Greenpeace. „Trotzdem dürfen die Stromkonzerne mit Genehmigung der Bundesregierung noch vier Jahre lang immer weiter Atommüll nach Frankreich und England schicken. Und dieser Müll darf dann nach 2005 noch auf unbestimmte Zeit weiterverarbeitet werden. Bundesregierung und Stromkonzerne nehmen damit die Krebserkrankungen der dort lebenden Kinder und Erwachsenen billigend in Kauf. Das ist eine Ungeheuerlichkeit.“

Die internen Sellafield-Dokumente listen auf, welche Mengen an radioaktiven Substanzen das britische Atomunternehmen BNFL in den nächsten Jahren in die Umwelt einleiten will. Demnach werden die Einleitungen ins Meer und in die Luft im Vergleich zu 1998 drastisch steigen. Bei einer Vielzahl von radioaktiven Nukliden, zum Beispiel dem hochgiftigen Plutonium-241, soll sogar ein Überschreiten der Grenzwerte in Kauf genommen werden. BNFL bricht damit eine Vereinbarung der Umweltminister der Nordost-Atlantik-Anrainerstaaten (OSPAR) von 1998, die beschlossen hatten, die Einleitung radioaktiv verseuchter Abwässer drastisch zu senken.

Deutsche Atomfirmen wie Eon, RWE und EnBW zählen zu den Hauptkunden beider Atomanlagen. Allein für dieses Jahr liegen Transport-Genehmigungen für 56 Atommüllbehälter nach La Hague und Sellafield vor. Bürger: „Ob in Frankreich oder England, die sogenannte Wiederaufarbeitung ist ein schmutziges Geschäft. Deutschland muss endlich aufhören, da mitzumischen. Es darf kein weiteres Gramm Atommüll mehr ins Ausland geschafft werden.“

Media Contact

Veit Bürger ots

Weitere Informationen:

http://www.greenpeace.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Ökologie Umwelt- Naturschutz

Dieser Themenkomplex befasst sich primär mit den Wechselbeziehungen zwischen Organismen und den auf sie wirkenden Umweltfaktoren, aber auch im weiteren Sinn zwischen einzelnen unbelebten Umweltfaktoren.

Der innovations report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Klimaschutz, Landschaftsschutzgebiete, Ökosysteme, Naturparks sowie zu Untersuchungen der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neuartige biomimetische Sprechventil-Technologie

Ein Forschungsteam der Universität und des Universitätsklinikums Freiburg hat eine neuartige biomimetische Sprechventil-Technologie entwickelt, die die Sicherheit für Patient*innen mit Luftröhrenschnitt erheblich erhöhen könnte. Die Herausforderung: Bei unsachgemäßem Gebrauch von…

Kollege Roboter soll besser sehen

CREAPOLIS-Award für ISAT und Brose… Es gibt Möglichkeiten, Robotern beizubringen, in industriellen Produktionszellen flexibel miteinander zu arbeiten. Das Projekt KaliBot erreicht dabei aber eine ganz neue Präzision. Prof. Dr. Thorsten…

Neue einfache Methode für die Verwandlung von Weichmagneten in Hartmagnete

Ein Forscherteam der Universität Augsburg hat eine bahnbrechende Methode entdeckt, um einen Weichmagneten in einen Hartmagneten zu verwandeln und somit magnetische Materialien zu verbessern: mithilfe einer moderaten einachsigen Spannung, also…