Tropische Regenwälder: Gefährung durch zunehmende Luftverunreinigung
Robert Bosch Sfitung fördert Forschungsarbeiten zu den Folgen erhöhter Stickstoffzufuhr
Tropische Regenwälder sind nicht nur durch Abholzung, Brand und Raubbau, sondern auch durch Luftverunreinigungen gefährdet. Wie dabei der Wald auf eine erhöhte Zufuhr von Stickstoff reagiert, ist bislang vollkommen unbekannt und soll nun von einer Nachwuchsforschergruppe an der Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie der Georg-August-Universität untersucht werden: Das Team junger Forscher unter Leitung der philippinischen Bodenwissenschaftlerin Dr. Marife D. Corre wird dazu Experimente im Tieflandregenwald und im Bergregenwald von Panama durchführen. Für die auf zunächst drei Jahre angelegten Forschungsarbeiten am Göttinger Institut für Bodenkunde und Waldernährung stellt die Robert Bosch Stiftung Fördermittel in Höhe von 600.000 Euro zur Verfügung. Eine Verlängerung der Förderung um zwei Jahre ist möglich.
Tropische Regenwälder gelten als eindrucksvolle Beispiele intakter Natur mit nicht zu überschätzender Bedeutung für die biologische Vielfalt und den Stoffhaushalt der Erde. Eine bislang kaum beachtete Gefahr für diese Ökosysteme stellen Luftverunreinigungen dar. „Irrtümlich ging man davon aus, dass derartige Verschmutzungen nur ein Problem der Industrieländer darstellen, denn die Phänomene wurden bisher nur hier beobachtet und untersucht“, sagt Dr. Corre. „Im Zuge der Bevölkerungszunahme in den Tropen und des damit verbundenen raschen Wachstums von Städten und Industriezentren, der Zunahme des Verkehrs sowie der Intensivierung der Landwirtschaft sind es insbesondere Stickstoffverbindungen, die freigesetzt und als ungezielte Düngung die Strukturen und Funktionen der Regenwalder verändern – und dies auf immer größeren Flächen.“
In dem Forschungsprojekt von Dr. Corre geht es dabei nicht nur um die Frage, wie die riesigen Bäume auf dieses zusätzliches Stickstoffangebot reagieren; die Wissenschaftlerin wird zugleich untersuchen, wie groß die Speicherkapazität dieser Ökosysteme für Stickstoff ist. Dr. Corre: „Die Kenntnis der Aufnahmekapazität ist sehr wichtig, da deren Überschreitung negative Folgen für die Wasserqualität und die Freisetzung von Treibhausgasen wie Lachgas und Kohlendioxid hat. Viele Großstädte in tropischen Ländern erhalten ihr Trinkwasser aus Bergregenwäldern, die bis jetzt Wasser von hoher Qualität geliefert haben.“ In ihrem Projekt wird Dr. Corre mit Forschern aus Panama, Deutschland und den USA am renommierten Smithsonian Tropical Research Institute zusammenarbeiten.
Marife D. Corre ist in dem kleinen Ort Alicia auf der Insel Bohol in den Philippinen aufgewachsen. Nach dem Bachelor-Abschluss an der Leyte State University und einigen Jahren Tätigkeit als Beraterin für landwirtschaftliche und forstliche Projekte in abgelegenen Dörfern ihrer Heimat hat sie sich erfolgreich auf ein Stipendium der Universität Gent in Belgien beworben. Dort absolvierte sie mit Auszeichnung das Studium der Bodenkunde und wurde dann in einem Forschungsprojekt über Treibhausgasemissionen aus Böden in Saskatchewan (Kanada) promoviert. Nach zwei Jahren Forschungstätigkeit beim US Department of Agriculture in Pennsylvania kam Dr. Corre 1999 mit einem Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung an das Institut für Bodenkunde und Waldernährung der Universität Göttingen. Hier konzentrierten sich ihre Forschungsarbeiten auf die Folgen hoher Stickstoffdepositionen in deutschen Wäldern. Diese Erfahrungen wird sie in den kommenden fünf Jahren einsetzen, wenn sie die Stickstoffeinträge in tropischen Wälder erforschen wird.
Kontaktadresse:
Dr. Marife D. Corre
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie
Institut für Bodenkunde und Waldernährung
Büsgenweg 2, 37077 Göttingen
Telefon (0551) 39-9843, Fax (0551) 39-3310
e-mail: mcorre@gwdg.de
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.gwdg.de/~ibwAlle Nachrichten aus der Kategorie: Ökologie Umwelt- Naturschutz
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