Klimagipfel in Bonn: Bush allein im Treibhaus
WWF hält erzielten Klimakompromiss für Durchbruch mit Geburtsschmerzen
Die Minister aus fast 180 Ländern haben sich auf dem Klimagipfel in Bonn am Montagmorgen in wesentlichen Punkten geeinigt. Nach einer Nachtsitzung hat man sich auf ein verbindliches Kontroll- und Sanktionssystem verständigt und damit auch im letzten noch offenen Punkt eine Einigung erzielt. Die Detailfragen sollen jetzt auf dem nächsten Klimagipfel im Oktober in Marrakesh geklärt werden.
Die Konferenz ist haarscharf an einer Blamage vorbei geschrammt, aber in letzter Minute ein Durchbruch erzielt worden, um das Kyoto-Protokoll ratifizierungsfähig zu machen, so Regine Günther, die Leiterin des WWF Klimareferats. Japan, Australien, Kanada und Rußland wurde fast jeder Wunsch von den Augen abgelesen und trotzdem haben sie durch ihre Blockadehaltung lange einen Durchbruch verhindert. Das erzielte Ergebnis sei ein Erfolg. Georg W. Bush muß lernen: Das Kyoto-Protokoll ist nicht tot. Im Gegenteil: wesentliche Punkte wurden auf den Weg gebracht, so Regine Günther. Dafür wurde allerdings ein hoher Preis bezahlt: Der WWF rechnet vor, dass durch die weitgehende Anerkennung von Kohlendioxidsenken die absoluten Reduktionsziele von 5,2 auf 1,8 Prozent verringert worden seien. Dennoch sei man zähneknirschend froh dass ein Debakel abgewendet worden sei. Das Gerüst steht, die Ziele müssen nach und nach verschärft werden.
Der WWF betonte, dass für ein wirksames Abkommen das so genannte Compliance System von besonderer Bedeutung ist. Hierbei geht es um die Frage, mit welchen Konsequenzen ein Land rechnen muß, wenn es seine Klimaschutzziele nicht erreicht. Die Mehrheit der Vertragsstaaten stimmen mit Umweltschützern und Wirtschaftsexperten überein, dass ein solches System unverzichtbar ist, damit die Länder ihre Verpflichtungen ernst nehmen und ein Handelssystem etabliert werden kann.
Nachdem die wesentlichen Schlüsselfragen geklärt seien, fordert der WWF die Länder auf, die Ratifizierung schnellstens voran zu treiben. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass das Protokoll wie geplant im nächsten Jahr in Kraft treten kann.
Nach der politischen Einigung werden in Bonn die Delegationen den Rest der Woche weiter verhandeln, um den Kompromiss in einen juristischen Rahmen zu fassen.
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