Sauberer Strom für den Stromsee oder Wie der Ökostrommarkt funktioniert

Das Oberlandesgericht München hat kürzlich eine Werbekampagne des Stromversorgers E.ON Energie gestoppt. Das Unternehmen hatte damit geworben, seinen Ökostromkunden „zu 100 % Strom aus Wasserkraft“ zu liefern – eine Aussage, die das Gericht für irreführend hielt. Schließlich komme auch aus den Steckdosen der E.ON-Kunden nur der übliche Strommix, dessen Herkunft aufgrund des großen Verbundleitungsnetzes nicht analysierbar ist. Was ist also dran am Handel mit Strom aus erneuerbaren Energien, was hat ein Kunden für sogenannten Grünen Strom von seiner Bestellung? Die NaturEnergie AG im südbadischen Grenzach-Wyhlen, mit rund 150.000 Kunden Marktführer unter den Anbietern von rein ökologischem Strom, nimmt das Urteil zum Anlass, darüber zu informieren, wie der Markt für Grünen Strom funktioniert.

Physikalisch gesehen gibt es am Urteil des Münchener Gerichtes nichts zu rütteln. An der Steckdose eines Haushaltes ändert sich nach dem Wechsel zu einem Grünstromanbieter nichts. Elektrischer Strom breitet sich im Leitungsnetz mit Lichtgeschwindigkeit aus. Es ist nicht möglich, ihn gezielt zu einzelnen Anschlüssen zu lenken. Es sei denn, man würde eine eigene Leitung vom Wasserkraftwerk oder von der Solaranlagen zur Steckdose des Kunden bauen – eine wirtschaftliche Unmöglichkeit.

Aber der physikalische Ansatz greift zu kurz. Sinn und Zweck des Handels Strom aus erneuerbaren Energien ist, die Energiewende in Deutschland zu unterstützen, fossile und atomare Energien zurück zu drängen und den Erhalt wie den Ausbau Solaranlagen, Wasserkraftwerken oder Windkraftanlagen zu fördern. Um deutlich zu machen, wie das funktioniert, kann man sich das gesamte Stromleitungsnetz wie einen See vorstellen, dessen Wasserspiegel immer konstant gehalten werden muss. Der Kunde entnimmt diesem See jenen Strom, den er benötigt, um seine elektrischen Anlagen zu betreiben. Genau die entnommene Menge Strom muss dem Stromsee zur gleichen Zeit an einer beliebigen Stelle wieder zugeführt werden. Nur dann bleibt der „Wasserspiegel“ konstant und das ganze Stromnetz stabil.

An dieser Stelle kommt die Herkunftsqualität des Stroms ins Spiel. Ein Kunde, der von einem konventionellen Anbieter Strom bezieht, sorgt dafür, dass Strom aus Stein- oder Braunkohlekraftwerken oder Atomkraftanlagen in den See eingespeist wird. Bildlich gesprochen wird dem See verschmutztes Wasser zugeführt. Wer seinen Strom von einem Grünstromanbieter bezieht, sorgt dafür, dass „sauberer Strom“ in die Netze fließt und somit die ökologische Qualität des „Stromsees“ verbessert wird. Sauberer Strom heißt, dass diese Energie weitgehend abgasfrei aus unerschöpflichen Quellen wie Sonne, Wasser, Wind und Biomasse hergestellt wird.

So wird die NaturEnergie AG im laufenden Jahr voraussichtlich mehr als 700 Millionen Kilowattstunden Strom aus den Wasserkraftwerken am Hochrhein für ihre Kunden ins Stromnetz einspeisen. Zudem wurden für die NaturEnergie-Kunden bereits mehr als 1.600 Quadratmeter Solaranlagen errichtet. Insgesamt können über 150 000 Privathaushalte, dazu Gewerbebetriebe, Industrieunternehmen und Stadtwerke mit diesem Strom versorgt werden.

Und zwar immer dann, wenn sie Strom benötigen. Das heißt der Grüne Strom wird zeitgleich zum Stromverbrauch ins Netz eingespeist. Die Kurven von Verbrauch und Erzeugung müssen deckungsgleich sein. Aus diesem Grund muss die NaturEnergie für jeden Kunden ein Lastprofil erstellen. Aus diesem ist ersichtlich, zu welcher Zeit der Kunde welche Menge Strom benötigt. Für Privathaushalte haben sich die bundesdeutschen Stromversorger auf sogenannte Standardlastprofile geeinigt, um nicht bei jedem Kunden mit hohem Aufwand den Stromverbrauch protokollieren zu müssen. Dieses Standardprofil bildet den tatsächlichen Verbrauch recht präzise ab. Jeder Betreiber eines Stromleitungsnetzes – in der Regel der Stromversorger am Wohnort des Kunden – kann der NaturEnergie aber ein eigenes Lastprofil vorschreiben. Bei Großverbrauchern muss der Stromverbrauch allerdings kontinuierlich Tag und Nacht gemessen werden, damit die NaturEnergie entsprechende „Fahrpläne“ für die Einspeisung des Grünen Stroms in den „Stromsee“ des Leitungsnetzes erstellen kann. Die einzelnen Lastprofile der Kunden werden schließlich zu einem Gesamtfahrplan zusammengefasst.

Die örtlichen Stromversorger bekommen von der NaturEnergie für jede Kilowattstunde Strom, die NaturEnergie-Kunden im jeweiligen Netzgebiet verbrauchen, eine Benutzungsgebühr für die Stromnetze. Im Gegenzug sind sie weiter dafür verantwortlich, dass der Stromanschluss der NaturEnergie-Kunden funktioniert und die Versorgungssicherheit gewährleistet ist.

Nicht jeder Anbieter von ökologisch erzeugtem Strom leistet sich diesen Aufwand. Es gibt alternativ zu diesem Vorgehen noch das Aufpreismodell, salopp gesagt eine Art Spendenprojekt. De facto bleibt der Kunde in diesem Fall bei seinem alten Anbieter, der die Stromrechnung nun an den Ökostromanbieter stellt. Der reicht sie mit einem Aufpreis von einigen Pfennigen je Kilowattstunde an den Kunden weiter. Mit diesem Aufpreis fördert er Anlagen zur regenerativen Stromerzeugung, die übers Jahr gesehen die vom Kunden benötigte Menge produzieren sollen. Dieses Modell verzichtet auf die Gleichzeitigkeit von Erzeugung und Verbrauch.

Wie kann nun der Kunde eines Grünstromanbieters feststellen, dass sein Strombedarf tatsächlich ausschließlich umweltgerecht erzeugt wurde? Er kann es weder seinem Strom noch dem „Stromsee“ insgesamt ansehen. Deshalb braucht es unabhängige Kontrolleure, die dem Anbieter auf die Finger schauen und ihm, wenn er alle Anforderungen erfüllt hat, ein Zertifikat ausstellen. Dies geschieht dadurch, dass die Bücher der Grünstromanbieter einmal jährlich genauestens geprüft werden. Dabei wird die Anzahl der Kunden mit der Kapazität der unter Vertrag stehenden Kraftwerke verglichen, ebenso wie die statistischen Kurven von Erzeugung und Verbrauch.

Bei NaturEnergie erledigen gleich zwei Institutionen diese Aufgabe. Der TÜV Süddeutschland prüft den Tarif NaturEnergie Silber, der Strom aus den traditionsreichen aber modernen Wasserkraftwerken in Südbaden bereitstellt. Der Verein EnergieVision, getragen vom Öko-Institut e. V. , von der Verbraucherzentrale und dem Umweltverband WWF, tut dies bei dem Solartarif NaturEnergie Gold. Mit NaturEnergie Gold wird gezielt der Neubau von Solaranlagen und der Neubau oder die Reaktivierung von kleineren Wasserkraftanlagen gefördert.

Der Kunde der NaturEnergie kann also zwar nicht behaupten, dass der Strom aus seiner Steckdose physikalisch aus einem bestimmten Kraftwerk kommt. Aber er kann die Kraftwerke real vor Ort und virtuell im Internet besichtigen, die für ihn den sauberen Strom in den großen „Stromsee“ einspeisen. Umgangssprachlich ist an der Behauptung, „mein Strom wird von der NaturEnergie geliefert“ auch wenig auszusetzen. Dazu ein weiterer Vergleich: Der Enkel, der von seiner Großmutter zum Geburtstag 100 Mark überwiesen bekommt und das Geld von seinem Konto abhebt, wird unbekümmert sagen, dass der Hundertmarkschein von seiner Oma sei. Das ist physikalisch natürlich falsch. Denn der Geldschein, den der Enkel schließlich in seiner Hand hält, den hat mit Sicherheit nicht die entfernt wohnende Oma bei der Bankfiliale eingezahlt, sondern irgend jemand anders. Aber weil der Enkel den Geldschein nur abholen kann, weil die Oma zuvor irgendwo bei einer anderen Bank die Summe einbezahlt hat, kommt der Schein faktisch doch von der Großmutter. Ein Bild, das den Handel mit Grünem Strom durchaus treffend wiedergibt. Das entbindet den Anbieter von Grünem Strom nicht von der Verpflichtung, seine Kunden präzise über die Funktionsweise des Ökostrommarktes zu informieren. Auch wenn die physikalischen Realitäten potentielle Kunden, die den grünen Saft gerne sortenrein aus ihrer Steckendosen fließen lassen würden, manchmal enttäuscht. Das wesentliche aber ist, dass es seit der Liberalisierung des Strommarktes jeder Haushalt selbst entscheiden kann, welcher Strom für seinen Bedarf erzeugt wird. Damit können konventionelle Anbieter und Kraftwerke ausgeschlossen und neue Grünstromanbieter gefördert werden. Mit dieser Wahlfreiheit haben die Verbraucher einen mächtigen Hebel in die Hand bekommen, mit dem die Energiewende entscheidend beschleunigen könnte.

Informationen zur NaturEnergie AG:

Rund 150.000 Kunden beziehen bundesweit Strom der Marke NaturEnergie über Vertriebspartner, etwa 3.000 Abnehmer sind Direktkunden. Damit ist die NaturEnergie AG Marktführer unter den reinen Ökostromhändlern in Deutschland. NaturEnergie Silber steht für Strom aus reiner Wasserkraft aus bestehenden und erneuerten Kraftwerken vom Hochrhein und aus dem Schwarzwald. Mit NaturEnergie Gold kann der Verbraucher einen Beitrag zum Ausbau der regenerativen Energieerzeugung leisten. Fünf Pfennig je Kilowattstunde gehen in die Förderung neuer Anlagen für Wasserkraft, Solar- und Windenergie. Die NaturEnergie AG ist Sponsor des SC Freiburg.

Media Contact

Oliver Germeroth ots

Weitere Informationen:

http://www.naturenergie.de/

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