Weltklimakonferenz in Marrakesch: Greenpeace warnt vor Rollerückwärts
Einzelne Mitgliedsstaaten der Klimakonferenz könnten bei den Detailverhandlungen in Marrakesch hinter den bereits erreichten Verhandlungserfolgen zurückbleiben und damit die gesamten internationalen Klimaschutzbemühen ausbremsen. Davor warnte heute Greenpeace-Klimaexperte Karsten Smid zum Auftakt der siebten Weltklimakonferenz in Marrakesch. Demnach wollen vor allem die Länder Japan, Kanada, Australien und Russland die bereits vereinbarten Klimaschutzziele wieder aufweichen. Russland hat schon vor Beginn der Konferenz angekündigt, die ihm zugestandenen Limits bei der Anrechnung von Wäldern als sogenannte Schadstoffsenken nicht zu akzeptieren. Nachdem die USA im letzten Jahr erklärt hatten, das Klimaschutzprotokoll von Kyoto nicht zu ratifizieren, ist für den internationalen Klimaschutz aber umso wichtiger, dass die übrigen Industrieländer das Kyoto-Protokoll ratifizieren.
Auf der Klimakonferenz in Bonn vergangenen Juli hatten sich die Mitgliedsstaaten nach zähem Ringen auf ein gemeinsames Vorgehen zur Umsetzung des Kyoto-Protokolls geeinigt. Der in Bonn erzielte politische Kompromiss muss in Marrakesch in eine formelle Entscheidung umgesetzt werden. Dabei geht es vor allem um offene, technische Details, wie zum Beispiel die Kontrolle über die Einhaltung der Einsparziele. Insgesamt wollen die Umweltminister aus den über 180 Staaten am Ende der Konferenz alle Einzelheiten und Bestimmungen geregelt haben, so dass das Kyoto-Protokoll zum Weltgipfel für Nachhaltigkeit im Jahr 2002 in Kraft treten kann.
„Die Klimakonferenz darf jetzt keine Rolle rückwärts machen“, sagt Karsten Smid. „Der positive Impuls von Bonn muss in Marrakesch weiter genutzt werden. Wenn stattdessen alles nochmal von vorne losgeht und mühsam erarbeitete Kompromisse wieder aufgeschnürt werden, waren die zähen Klimaverhandlungen der letzten Jahre umsonst. Der Erfolg dieser Klimakonferenz hängt jetzt an Russland, Kanada, Japan und Australien.“
Heuchlerisch sind für Greenpeace die Stimmen aus der Deutschen Wirtschaft, die den im Kyoto-Protokoll festgelegten Emissionshandel neuerdings kritisieren. Allen voran hatte sich der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) vergangene Woche öffentlich gegen die Pläne der Europäischen Kommission gerichtet, die die verbindliche Einführung eines europaweiten Handels mit Treibhausgasemissionen vorsieht.
Smid: „Gerade die Wirtschaftsexperten, die in Kyoto den Emissionshandel vor allen anderen Instrumenten gelobt hatten, weigern sich jetzt, die Konsequenzen zu tragen. Der Emissionshandel galt bei Wirtschaftsverbänden als guter Kern des Kyoto-Abkommens, um die Klimaschutzziele mit wirtschaftlichen Mitteln zu erreichen. Wer das jetzt nicht mit trägt, muss sich Unglaubwürdigkeit und Ignoranz gegenüber den nachkommenden Generationen vorwerfen lassen.“
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