Irakische Marschländer leben wieder auf
Erfolgreiche Bewässerung als Zukunftschance
Es klingt vielleicht seltsam, wenn man im Irak auf die katastrophale Umweltsituation hinweist, letztlich wird aber nur eine relativ intakte Ökologie ein langfristiges Überleben der Bevölkerung ermöglichen. Der so genannte Garten Eden, ein 15.000 Quadratkilometer großes Sumpfland zwischen den beiden Flüssen Euphrat und Tigris, dem ehemaligen Mesopotamien, wurde bereits 1990 zerstört. Nun berichten Wissenschaftler in der jüngsten Ausgabe des Journals BioScience von der erfolgreichen Wiederbelebung der wertvollen Tiefebene.
Von den ursprünglich 15.000 Quadratkilometern Feuchtgebiet waren im Jahr 2000 weniger als zehn Prozent übrig geblieben. Der Rest war ausgetrocknet. Seit 2003 wurde das Gebiet erneut geflutet und das was dabei herausgekommen ist, haben die Wissenschaftler als „Mirakel Mesopotamiens“ bezeichnet. Pflanzen, aquatische Lebewesen und sogar seltene Vogelarten haben die Region wieder besiedelt. Die beiden Wissenschaftler Curtis Richardson von der Duke University und sein Kollege Najah Hussain von der irakischen Universität von Basra haben nun die erste Untersuchung der wiederherstellten Sümpfe unternommen. Bis September 2005 waren nach Satellitenbildvergleichen rund 40 Prozent des Marschlandes wiederhergestellt. Die natürliche Vegetation ist wieder zurückgekehrt und die hohe Wasserqualität hat die Forscher in Staunen versetzt.
Durch die Schneeschmelze in den alpinen Regionen der Türkei und des Iran konnten die Sümpfe den Austritt großer Mengen an Toxinen, Schwermetallen aus der trockenen Erde verhindern. Die dichte Vegetation breitet sich derzeit jährlich um 800 Quadratkilometer aus. In den Feuchtbiotopen leben auch wieder Fische und Krebse – obgleich die Forscher darauf hinweisen, dass die Dichte bei weitem noch nicht jene erreicht hat, die der Garten Eden einst hatte. Eine Warnung senden die beiden Forscher aber dennoch aus: „Der Kampf um das zufließende Wasser wird immer größer“, so Richardson. „Der Schlüssel für das Überleben ist, dass die Flüsse das Marschland immer wieder durchschwemmen.“ Dammprojekte in der Türkei, in Syrien und im Iran gefährden daher die Zukunft des wertvollen Ökosystems. „Als nur Mutter Natur das Ökosystem steuerte, ging alles von alleine. Unsere Hoffnung ist, dass die Landwirtschaft mit der Restaurierung des Zweistromlandes hier wieder Fuß fassen kann“, erklärt Richardson abschließend.
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