Schlangen im Kaufhaus, Insekten in der Hand
Frankfurter Woche der Biodiversität – Hans-Olaf Henkel: „Nur Forschung kann die Artenvielfalt bewahren“
Frankfurt/Main. „Leben ist Vielfalt“ geht in die zweite Runde. Noch bis Sonntag machen Forscher aus neun Leibniz-Instituten im Senckenberg-Museum die Artenvielfalt des Lebens auf der Erde erfahr- und erfassbar. Im Museum konnten entschlossene Besucher Insekten in die Hand nehmen, die wie wandelnde Blätter aussehen und auch so heißen. Im Kaufhaus Karstadt ringelten sich am Dienstag Vierbandnattern um die Arme mutiger Weihnachtseinkäufer. Geduldig erklären die Forscher ihre Arbeit. „Ein mehrmaliger Besuch lohnt sich“, wirbt Leibniz-Geschäftsführer Jörg Schneider, „denn jeder Tag steht unter einem eigenen Thema.“ An den beiden ersten Tagen war das Museum fest in Schülerhand. Die Veranstalter rechnen mit doppelt so vielen Besuchern wie an normalen Tagen. Bis Sonntag wären das insgesamt 15.000.
In der Eröffnungsveranstaltung am 26.11. warnte Hans-Olaf Henkel, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft: „Die Arten stehen unter dem Druck des Menschen.“ Von den schätzungsweise 20 bis 50 Millionen Arten auf der Erde, vom Einzeller bis zum Blauwal, seien gerade einmal 1,8 Millionen wissenschaftlich beschrieben. Viele dieser Arten sterben aus, bevor sie entdeckt werden. In den Entwicklungsländern sei die Artenvielfalt am größten, doch gerade dort sei sie auch durch das Bevölkerungswachstum am stärksten bedroht. Henkel mahnte: „Wir können den Menschen in den Entwicklungsländern nicht verwehren, so leben zu wollen wie wir.“ Um dennoch die letzten Reservate weltweit zu schützen, müsse die Vielfalt der Arten stärker erforscht werden. Vor allem aber müsse die Forschung helfen, nachhaltiger und effizienter mit den natürlichen Ressourcen, Boden, Wasser und Luft, zu wirtschaften. „Nur dann bleibt neben dem Menschen noch Platz für andere Arten“, sagte Henkel.
Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören 79 außeruniversitäre Forschungsinstitute und Serviceeinrichtungen für die Forschung mit rund 12.000 Mitarbeitern und einem Gesamtetat von 1,6 Milliarden Mark. Das Spektrum der Leibniz-Institute ist breit und reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften und Museen mit angeschlossener Forschungsabteilung. Sieben lebenswissenschaftliche Leibniz-Institute haben sich im Kompetenzverbund Biodiversität zusammengeschlossen, der die Woche trägt. Die Leibniz-Institute arbeiten nachfrageorientiert und interdisziplinär, sind von überregionaler Bedeutung und werden deshalb von Bund und Ländern gemeinsam gefördert. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt die Woche der Artenvielfalt mit 750.000 Mark.
Das Stichwort. Biodiversität ist der Sammelbegriff für die Vielfalt des Lebens auf der Erde. Er umfasst die verschiedenen Tier- und Pflanzenarten („Artenvielfalt“), bezeichnet aber auch die Vielfalt der Lebensräume und Landschaften.
Kontakt:
Dr. Frank Stäudner
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