Pilotprojekt der Universität in Landau zur umweltgerechten Entwicklung von Quellen
Quellen sind stark gefährdete Lebensräume, mit einer hochangepassten Tier- und Pflanzenwelt. Bisher gibt es nur sehr wenige Daten über die Ökologie dieser Biotope. Im Gebiet der Verbandsgemeinde Dahner Felsenland (Pfälzerwald) werden zum ersten Mal Quellschutzmaßnahmen vorgenommen. In Zusammenarbeit mit der Verbandsgemeinde Dahner Felsenland, dem BUND Landesverband Rheinland-Pfalz e. V. und gefördert durch das Land Rheinland-Pfalz und die Theyson Stiftung in Ludwigswinkel untersucht das Institut für Regionale Umweltforschung und Umweltbildung (IFU) der Universität in Landau 100 von den dort 250 bekannten Quellen auf ihren Zustand. Die Beteiligten erwarten, dass dieses Projekt mit Vorbildcharakter Anstöße zu weiteren, vergleichbaren Vorhaben in anderen Regionen geben wird.
Die wichtigste Frage lautet: Wie wird künftig mit gefassten Quellen umgegangen – Renaturieren, die Fassungen verfallen lassen oder die Fassungen restaurieren? „Jede Quelle ist ein Individuum, Pauschal-Rezepte zum Umgang mit ihnen gibt es nicht“, so Dr. Hans Jürgen Hahn, Geschäftsführer des IFU. Ein Pflege- und Entwicklungsplan, der auf einer soliden Datengrundlage aufbaue und für jede einzelne Quelle Entwicklungsziele und Maßnahmen formuliere, müsse als Entscheidungsgrundlage herangezogen werden. In der Verbandsgemeinde Dahner Felsenland seien etwa 40 Prozent aller Quellen gefasst. Viele dieser Fassungen, die oft aus der Zeit der Jahrhundertwende stammten, seien im Begriff zu verfallen. Durch diesen Prozess seien oftmals wieder wertvolle Biotope entstanden, die durch Restaurierungsmaßnahmen zerstört werden würden. An ungefassten Quellen könne intensive forstliche Nutzung, aber auch ungeregelter Besucherdruck zu Schädigungen führen, betont Hahn. Ein weiteres Problem sei die Versauerung von Quellen insbesondere in Ober- und Mittelhanglagen.
In der ersten Projektphase wurden die Quellen ausgewählt und erfasst. Jetzt erfolgt die Bewertung hinsichtlich Geologie, Struktur, Umfeld, Nutzung, Fauna, Flora und Wasserchemismus. Für die bewerteten Quellen sollen im Rahmen eines Gewässerpflegeplanes Vorschläge für Maßnahmen erarbeitet werden. Grundlage der empfohlenen Maßnahmen wird eine Abwägung zwischen den Interessen des Naturschutzes, der Wassergewinnung und des Fremdenverkehrs sein. Mittelfristig wird dann die Realisierung dieser Maßnahmen unter Einbeziehung aller Beteiligten und begleitet durch eine intensive Öffentlichkeitsarbeit angestrebt.
Da Quellen nicht nur schützenswerte Lebensräume seien, sondern oft auch Anziehungspunkte für die Bewohner und Gäste der Region, sei bei den Maßnahmen sehr genau zwischen den verschiedenen Interessen abzuwägen, so Hahn. Die Umsetzung des Plans, die nur als Kooperationsmodell erfolgreich sein werde, erfordere die Einbindung aller Akteure vor Ort sowie eine konsequente Öffentlichkeitsarbeit, um die nötige Akzeptanz zu schaffen. Angesichts des hohen Stellenwerts, den Quellen im allgemeinen Bewusstsein einnehmen würden und des zu erwartenden geringen Konfliktpotentials bestünden günstige Chancen für ein Gelingen.
Kontakt:
Dr. Hans-Jürgen Hahn
Tel: 06341 280-211; Fax: 06341 280-367
E-Mail: hahn@uni-landau.de
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