Weiden und Pappeln gegen vergiftete Böden

Stadt Wien und Boku patentieren Verfahren zur Bodenfilterung

Die Wiener Universität für Bodenkultur hat gemeinsam mit der Stadt Wien ein neues Verfahren zur Reinigung von belasteten Böden patentiert. Das Verfahren, bei dem Weiden und Pappeln zur Bodenreinigung eingesetzt werden, wurde gemeinsam mit Forschern der Universität von Georgia innerhalb der vergangenen drei Jahre konzipiert, entwickelt und getestet und heute, Dienstag, vorgestellt. Die neue Technologie ist darüber hinaus erheblich kostengünstiger als das bisherige Abtragen ganzer Erdschichten.

„Bei der Phytosanierung, so der Terminus technicus für den Einsatz von Weiden und Pappeln zur Bodensanierung, entziehen die Pflanzen dem Boden die Schadstoffe und ernähren durch Wurzelausscheidungen den wurzelnahen Boden“, so Walter Wenzel, Professor am Institut für Bodenforschung und Miterfinder des Verfahrens. Das Verfahren eigne sich nicht nur zur aktiven Bodenreinigung, sondern auch zur Prävention. Diese findet vor allem in der Nähe von Autobahnen und Straßen eine Anwendung, erklärt der Forscher. „Die speziellen vom Forschungsteam entdeckten Weiden können dem Boden ungewöhnlich hohe Mengen an Schwermetallen entziehen und dieses in den Blättern ablagern“, so Wenzel. Eine spezielle Geo-Schicht, die vor der Pflanzung am Boden aufgetragen wurde, sorgt für ein besseres Recycling der mit Schwermetallen angereicherten Blätter. „Dies ist übrigens noch Gegenstand weiterer Forschungen“, so der Wissenschaftler.

Herkömmliche Methoden wie die Abtragung von verseuchten Böden oder die Bodenwäsche sind mit rund 1,6 Mio Euro pro Hektar wesentlich teurer als die Phytosanierung, die etwa 55.000 Euro pro Hektar kostet. Geeignet ist die Phytosanierung für die Reinigung von Schwermetallen wie Blei, Zink, Cadmium und Zink. „Insbesondere Cadmium ist am Rande von stark befahrenen Straßen und in landwirtschaftlichen Böden ein Problem, weil es vom Boden kaum gebunden wird und so leicht ins Grundwasser oder in die Nahrungskette kommt“, so die Projektkoordinatorin Marion Jaros von der Wiener Umweltanwaltschaft . „Die entdeckten Bäume können in ihrem Laub Konzentrationen bis 380 Milligramm pro Kilogramm speichern. In normalen Pflanzen findet man weniger als 0,5 Milligramm Cadmium pro kg Blattmasse“, so Wenzel.

In Europa gibt es mehr als 1,4 Mio. ausgewiesene Standorte mit Schwermetallverunreinigungen. Viele dieser Böden befinden sich in ehemaligen Ostblock-Ländern. Das Marktpotenzial der neuen Erfindung schätzen die Experten für 2002 auf 2,7 bis 7,7 Mio. Euro. Ein jährlicher Zuwachs von zehn Prozent erscheint plausibel. Das Projekt wurde von den Magistratsabteilungen 22, 45 und 48 mitinitiiert und vom Wissenschaftsministerium und dem FWF gefördert. In Wien ist die Anwendung des Verfahrens für die vorbeugende Reinigung von Bodenfiltern an der A23 geplant.

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Wolfgang Weitlaner pte.monitor

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