Damit der Salat nicht so schwer im Magen liegt: Schadstoffe im Boden festsetzen
Das eigene Gemüse aus dem Kleingarten hat im Ruhrgebiet Tradition – und es trägt schwer an den Altlasten der Region. Die Blei- und Cadmiumbelastung verschiedener Gemüse aus Kleingartenanlagen in Duisburg und Wuppertal überschritt die gesetzlichen Höchstwerte teils erheblich, fanden Bodenökologen um Prof. Dr. Bernd Marschner heraus.
Da die belasteten Flächen in der Regel viel zu groß sind, um durch Abtragung saniert zu werden, suchten die Forscher nach Alternativen, um die Schadstoffe unschädlich zu machen. Sie testeten verschiedene Zusatzstoffe, die helfen können, die Schwermetalle im Boden festzusetzen. Ihr Fazit: Mit dem richtigen Zusatzstoff lässt sich die Belastung von Pflanzen auf Jahre hinaus deutlich senken. Über ihre Studie berichten die Forscher in RUBIN Geowissenschaften, der aktuellen Sonderausgabe des Wissenschaftsmagazins der Ruhr-Universität Bochum.
30 Substanzen im Test, sechs im Feldversuch
Die Forscher testeten Bodenproben und verschiedene Gemüse aus je zwei Kleingartenanlagen in Wuppertal und Duisburg auf ihren Schadstoffgehalt. Die Wuppertaler Gärten waren durch eine darunter gelegene Abfalldeponie, die Duisburger durch Staub aus der Schwerindustrie belastet. In beiden Städten stellten die Wissenschaftler Überschreitung der gesetzlichen Höchstwerte für Cadmium und Blei fest. Um diese Schadstoffe im Boden festzusetzen, so dass sie sowohl bei direkter Aufnahme von Erde z. B. durch Kinder als auch für Pflanzen weniger verfügbar werden, testeten die Forscher zunächst im Labor rund 30 Substanzen. Die sechs besten qualifizierten sich für einen dreijährigen Feldversuch im Kleingarten: Wasserwerksschlamm, Zeolith, Tonmehl, Phosphat mit Kalk, TMT, ein für die Rauchgaswäsche eingesetztes Trinatriumsalz, und Metasorb, ein im Handel erhältliches Produkt, das ursprünglich bei der Kohlenrestverwertung anfiel.
Wasserwerkschlamm reduziert Schadstoffgehalt der Pflanzen
Alle Zusätze wurden ca. 30 Zentimeter tief in den Boden eingearbeitet, der dann mit verschiedenen Gemüsen bepflanzt wurde. Nach der Ernte bereiteten die Forscher das Gemüse küchenfertig und auf und prüften wiederum die Schwermetallgehalte. Dabei zeigte sich, dass sich durch die Zusätze die Menge der pflanzenverfügbaren Schwermetalle um bis zu 50 Prozent reduzieren ließ – allerdings betraf das zum Teil nur ein bestimmtes Schwermetall. Zeolith etwa verursachte sogar eine zusätzliche Schadstoffmobilisierung, vor allem bei Blei. Gute Erfolge für Cadmium und Blei erzielte Wasserwerksschlamm, der bei der Trinkwasseraufbereitung beim Kontakt von stark eisenhaltigem Grundwasser mit Sauerstoff anfällt, allein, aber auch in Kombination mit Phosphor. Die pflanzenverfügbaren Cadmiumgehalte sanken um bis zu 40 Prozent. Phosphor in Verbindung mit Metasorb reduzierte den verfügbaren Zinkgehalt des Bodens zwar um 60 Prozent, verursachte aber eine zusätzlich Mobilisierung von Arsen um bis zu 120 Prozent. Wichtig ist es daher, den Zusatz zur Verbesserung der Bodenqualität genau auf die örtliche Schadstoffbelastung abzustimmen, ziehen die Forscher Bilanz. Optimal angepasste Zusätze seien sowohl für Kleingärtner, aber auch für die Landwirtschaft interessant.
Themen in RUBIN Geowissenschaften
Klimawandel in der Erdgeschichte: Kreidezeit war Treibhauswelt; Damit der Salat nicht so schwer im Magen liegt: Schadstoffe im Boden festsetzen; Qualitätstourismus auf Mallorca: „Ballermann“ war besser; Von hohen Löslichkeiten in tiefer Erde: Des Wassers steinerne Fracht; Erdbebenschäden in über zehn Kilometer Tiefe: Gesteine mit Erinnerungsvermögen; Oberfläche bestimmt Kristalleigenschaft: Gesichtsverlust und Stachelaufbau; Stadtstruktur und Wasserqualität: Chinas Megacities geht das Wasser aus. RUBIN Geowissenschaften ist für 5 Euro im Dekanat der Fakultät für Geowissenschaften erhältlich und steht im Internet unter: http://www.rub.de/rubin.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Bernd Marschner, Geographisches Institut, Bodenkunde und Bodenökologie, Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-22108, E-Mail: bernd.marschner@rub.de
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