Leipziger Umweltforscher erkunden Altlasten in Rumänien
Dort findet am 6. und 7. September ein Altlastensymposium statt. Rund 100 Teilnehmer – Mitarbeiter aus nationalen, regionalen und lokalen Umweltbehörden und für Altlasten zuständigen Ämtern Rumäniens werden erwartet. Es ist die dritte Veranstaltung zum Thema Altlastenmanagement, die im Rahmen einer engen Zusammenarbeit zwischen Sachsen-Anhalt (Umweltministerium und Landesanstalt für Altlastenfreistellung (LAF) des Landes Sachsen-Anhalt) und Rumänien stattfindet.
Schwerpunkte sind Sanierungsverfahren und Sanierungsmanagement in den Bereichen Raffinerien, Bergbau, Chemieanlagen, Erdölförderung und Tanklager. Das Besondere an diesem Symposium wird eine Messkampagne sein. Die Teilnehmer können sich vor Ort von den Erfahrungen und dem Know-how der deutschen Partner in Sachen Erkundung und Beobachtung von Altlasten überzeugen, denn die UFZ-Wissenschaftler werden diese beiden Tage nutzen und damit beginnen, den weitestgehend unbekannten Untergrund des von Altlasten gesättigten Industriegebietes in Ploiesti zu erforschen.
Ploie?ti ist eine Großstadt in Rumänien mit ungefähr 250.000 Einwohnern im administrativen Stadtgebiet und ungefähr 300.000 Einwohnern im städtischen Ballungsgebiet. Die Stadt liegt am südlichen Fuße der Karpaten und ungefähr 60 Kilometer nördlich der rumänischen Hauptstadt Bukarest. Ploiesti ist seit den 1930er Jahren Zentrum der rumänischen Erdölförderung und -industrie. Im Zweiten Weltkrieg wurde der strategisch wichtige Standort stark bombardiert. Die Kriegsschäden sind vergleichbar mit denen von Leuna und Buna in Sachsen-Anhalt, die Situation heute mit der von Leuna und Buna Anfang der 1990er Jahre: Große Mengen organischer Schadstoffe wie Mineralölkohlenwasserstoffe (MKW) und so genannte BTEX (Benzol, Toluol, Ethylbenzol und Xylole) belasten den Boden und das Grundwasser. Inzwischen sind die Altlasten aber auch zutage getreten: Ölteppiche in Kellern und Garagen; Fußgängerunterführungen mussten gesperrt werden. Und es besteht potenzielle Gefahr für das Trinkwasser, das aus dem Grundwasser vor Ort gewonnen wird.
Was bislang fehlt, sind Kenntnisse über das gesamte Ausmaß der Belastungen in Boden und Grundwasser sowie Erfahrungen und Managementpläne für den Umgang mit diesen Altlasten.
Diese Expertise bieten nun UFZ, LAF und das sachsen-anhaltische Umweltministerium. Die Altlastenthematik beschäftigt das UFZ seit seiner Gründung im Jahre 1991. Forschungsprojekte und Pilotanlagen an den Standorten Bitterfeld, Zeitz und Leuna haben das UFZ seitdem zu einem Experten und zuverlässigen Partner von LAF und Umweltministerium gemacht, wenn es um die Erkundung, Bewertung und Beobachtung von Altlasten geht oder die Frage, ob und mit welcher Methode bzw. Technologie am besten saniert werden sollte. Am UFZ wurden zahlreiche Sanierungskonzepte entwickelt und optimiert, die auf mikrobiologischen und physikalisch-chemischen Abbauprozessen beruhen. Doch ehe überhaupt saniert werden kann, ist es notwendig zu wissen, wo die Schadstoffquellen sind und wie sie sich im Untergrund ausbreiten – sprich, den Untergrund genau zu kennen. Hier können die innovativen Erkundungstechnologien des UFZ zum Einsatz kommen, die die Wissenschaftler bei ihrer Erkundungskampagne in Ploiesti demonstrieren werden. „Durch geschickte Kombination unserer so genannten Direct-Push-Technologie mit geophysikalischen Erkundungsmethoden und chemischer Analytik können wir den Untergrund wesentlich schneller, detaillierter und preiswerter als mit herkömmlicher Erkundungstechnik erkunden“, erklärt Dr. Peter Dietrich, Leiter des UFZ-Departments Monitoring- und Erkundungstechnologien. Direct Push bedeutet, dass ein Sondiergestänge in den Untergrund gedrückt wird. Die geophysikalischen Messungen beruhen auf seismischen, magnetischen und elektromagnetischen Messungen.
Im Rahmen eines zweijährigen EU-Partnerschaftsprojektes zwischen Deutschland und Rumänien zum Aufbau der Verwaltungsstrukturen („Twinning“) in den Bereichen „Lärmschutz“ und „Flüchtige Organische Stoffe“ ist als Langzeitberater und Experte Klaus Rehda vor Ort. Rheda ist Referatsleiter „Bodenschutz und Altlasten“ des Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt. Das Twinning-Projekt wird vom Bundesumweltministerium koordiniert und von der Europäischen Union komplett finanziert. Über die Themen des Twinning-Projektes hinaus hat Klaus Rehda auch umfassende Kontakte zwischen Sachsen-Anhalt und Rumänien im Bereich „Altlastensanierung in Boden und Grundwasser“ aufgebaut. „Aus den Erfahrungen der Sanierung von Altlastenstandorten in Sachsen-Anhalt weiß ich, dass es möglich ist, solche Umweltsünden und Gefahren für Mensch und Umwelt in den Griff zu bekommen und zu beseitigen. Das motiviert mich, hier vor Ort etwas zu tun – auch wenn es viel Zeit, Ausdauer und viel Überzeugungskraft kostet.“
Weiterhin bietet Sachsen-Anhalt auch auf den Gebieten Abfallbeseitigung und -verwertung, Abwasserbeseitigung, Hochwasserschutz und erneuerbare Energien seine umfassenden Erfahrungen an.
http://www.ufz.de/index.php?de=14914
Weitere fachliche Informationen:
Prof. Holger Weiß
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)/ Leiter Department Grundwassersanierung
Telefon: 0341/235-2060
http://www.ufz.de/index.php?de=1623
Dr. Peter Dietrich
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)/ Leiter Department Monitoring- und Umwelttechnologien
Telefon: 0341/235-3980
http://www.ufz.de/index.php?de=6551
Klaus Rehda
Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt
Zurzeit in Bukarest, Rumänien
RTA PHARE Project RO 2004/IB/EN/08
Regional Environmental Protection Agency
Aleea Lacul Morii nr. 1, Sector 6,
Telefon: +40-214306676
E-mail: rehda@gmx.de
oder über:
Doris Böhme / Tilo Arnhold
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)/ Pressestelle
Telefon: 0341-235-2278
E-mail: presse@ufz.de
Links:
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
http://www.ufz.de/
http://www.ufz.de/data/UFZ_XII_FT2_Grundwasser4350.pdf
Landesanstalt für Altlastenfreistellung in Sachsen-Anhalt (LAF)
http://www.sachsen-anhalt.de/LPSA/index.php?id=2492/
Ploie?ti
http://de.wikipedia.org/wiki/Ploie%C5%9Fti
http://www.ploiesti.ro/
Twinning
http://www.bmu.de/europa_und_umwelt/twinning-programm/doc/2245.php
Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ wurde 1991 gegründet und beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle/S. und Magdeburg rund 800 Mitarbeiter. Es erforscht die komplexen Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt in genutzten und gestörten Landschaften, insbesondere dicht besiedelten städtischen und industriellen Ballungsräumen sowie naturnahen Landschaften. Die Wissenschaftler des UFZ entwickeln Konzepte und Verfahren, die helfen sollen, die natürlichen Lebensgrundlagen für nachfolgende Generationen zu sichern.
Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie, Verkehr und Weltraum. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit 25.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 15 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 2,3 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des großen Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).
Die Landesanstalt für Altlastenfreistellung in Sachsen-Anhalt (LAF) mit Sitz in Magdeburg wurde 2000 gegründet und hat 30 Mitarbeiter. Sie unterstützt Investoren bei der Flächenentwicklung, indem sie diese von den Kosten der Altlastensanierung freistellt. Die LAF betreut sieben ökologische Großprojekte und weitere 450 Projektstandorte, von denen aktuell 120 bearbeitet werden. Die LAF ist für die Entwicklung, Begutachtung und Durchführung von Sanierungskonzepten sowie die Refinanzierung und die übergreifende Finanzplanung der Altlastensanierung zuständig. Die LAF ist außerdem insbesondere bei den Großprojekten als Ordnungsbehörde verantwortlich für den Bodenschutz.
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