Korallen – Ganz dicht dran im Great Barrier Reef
Korallensterben ist seit Jahren ein weltweit beobachtes Phänomen. Umweltgifte und ansteigende Temperaturen setzen den empfindlichen Lebewesen zu. Jetzt hat eine Forscherin vom Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie in Bremen mit einem neuartigen Konzept die Unterwassermesstechnik revolutioniert. Der neue Mikrosensor-Profiler ermöglicht es, direkt im Mikrometerbereich die nächste Umgebung der Korallen zu vermessen.
Im australischen Great Barrier Reef bestand das Gerät seinen ersten Feldeinsatz. In bis zu 30 Metern Tiefe konnte die Doktorandin Miriam Weber die Konzentrationen von Sauerstoff und Schwefelwasserstoff, den pH-Wert und die Lichteinstrahlung messen. Das kompakte Gerät ist so ausgelegt, dass man es punktgenau vor die Mundöffnung eines Korallenpolypen positionieren und die Messdaten kontinuierlich sammeln kann. Jede Messung ist auf 5 Millionstel Meter (Mikrometer) genau. Im Vergleich dazu erscheint ein Sandkorn mit seinen 70 Mikrometern riesig.
Miriam Weber hat zusammen mit ihren Kollegen vom Max-Planck-Institut mehr als zwei Jahre Arbeit in die Entwicklung gesteckt. Sie forscht in der Arbeitsgruppe Mikrosensoren von Dr. Dirk de Beer. Dort ist man seit Jahren federführend in der Sensorentwicklung dabei und fertigt diese hochsensiblen Messgeräte individuell per Hand an. Neu ist jetzt die Kombination von Sensorik und kompakter Steuerung, die sehr komfortabel und handlich ist und es dem Taucher ermöglicht, zwischen den empfindlichen Korallen das Gerät einzusetzen.
Mit dem Gerät waren die Bremer Forscher in Zusammenarbeit mit dem Australian Institute of Marine Science im Great Barrier Reef dem Korallensterben auf der Spur. In den letzten 200 Jahren hat sich durch die menschliche Besiedlung der australischen Küsten die Schadstoffzufuhr erheblich verstärkt. Intensive Agrarwirtschaft führte dazu, dass immer mehr Sedimente und Nährstoffe ins Meer kamen und sich auf den immobilen Steinkorallen ablagern. Dass Polypen buchstäblich unter der Sedimentschicht ersticken, wurde bislang vermutet, und konnte nun bewiesen werden. Neueste, noch nicht veröffentliche Daten zeigen, dass die Polypen der Korallen vermutlich mit Schwefelwasserstoff sogar vergiftet werden, betont Miriam Weber.
Bisher konnten Korallen nicht in ihrer natürlichen Umgebung untersucht werden, sondern man studierte sie in Forschungsaquarien. Das war mühsam, denn die Korallen sind sehr empfindlich. Miriam Weber freut sich jetzt, dass alles geklappt hat: „Es gab bisher kein Messgerät, mit dem man so genau direkt in der natürlichen Umgebung messen konnte, da musste ich eines selbst entwickeln.“ Kaufen kann man das neue Gerät zwar nicht, aber nachbauen ist ausdrücklich erwünscht. Die Ergebnisse und die Baupläne sind ab Anfang September öffentlich zugänglich.
In der Wissenschaft ist die Neuentwicklung hochwillkommen. Andere Wissenschaftler haben schon Ihr Interesse bekundet.
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