Einweihung der Versuchsanlage »MARS«

Beim symbolischen Druck auf den »roten Knopf« zum Start der Versuchsanlage MARS (von links): Prof. Dr.-Ing. Klaus Görner, Inhaber des Lehrstuhls für Umweltverfahrens- und Anlagentechnik LUAT, Universität Essen; Prof. Dr.-Ing. Hans Fahlenkamp, Institutsleiter Fraunhofer UMSICHT, Oberhausen; <br>Prof. Dr. rer. soc. oec. Ursula Boos-Nünning, Rektorin der Universität Essen; Jörg Bickenbach, Staatssekretär des NRW-Wirtschaftsministeriums, Düsseldorf; <br>Prof. Dr. rer. nat. Paul Winske, Dekan des Fachbereichs Maschinenwesen der Universität Essen <br>© Fraunhofer UMSICHT

Umweltgerechte Verwertung, Behandlung und Entsorgung von Abfallfraktionen ist nicht nur wegen des zur Zeit erhöhten Medieninteresses ein brandaktuelles Thema. Am 30. April 2002 wird mit der Versuchsanlage »MARS« ein Anlagenkonzept vorgestellt, das den abfallwirtschaftlichen Spagat zwischen ökonomischen Interessen und ökologischen und gemeinwohlorientierten Anforderungen zeigt.

Heute noch neu – morgen schon im Müll: Eine Devise, die leider noch all zu oft praktiziert wird. Doch was am Ende mit den Abfällen geschieht, ist für die Umwelt entscheidend. Werden Abfälle direkt in einer Deponie abgelagert, bilden sich zuerst umweltschädliche Gase, später grundwasserbelastende Sickerwässer, die gesammelt und kostenintensiv aufbereitet werden müssen. Zudem bleibt der größte in den Reststoffen enthaltene Energieanteil ungenutzt auf den bundesweit 372 Hausmülldeponien* liegen – eine Verschwendung wertvoller Ressourcen und wichtiger Naturflächen.

Dem schiebt die Bundesregierung jetzt den Riegel vor: Zum Wohl der Umwelt ist das erklärte Zukunftsziel die deponiefreie Abfallwirtschaft.

Bisher dürfen Hausmüll oder hausmüllähnliche Gewerbeabfälle noch ohne Vorbehandlung abgelagert werden. Doch damit ist spätestens ab 2005 nach TA Siedlungsabfall und Abfallablagerungsverordnung endgültig Schluss. Ab dann darf nur noch der durch Verbrennung oder mechanisch-biologische Anlagen vorbehandelte Restabfall auf die Deponie.

»Der abfallwirtschaftliche Dornröschenschlaf ist vorbei: Jetzt heißt es, sich der Herausforderung stellen, und die Entwicklung neuer ökologisch wie ökonomisch optimierter Verwertungstechniken voranzutreiben. Denn nur so gibt es 2005 kein böses Erwachen!«, da sind sich die Partner des vom Ministerium für Wirtschaft und Mittelstand, Energie und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen geförderten Pilotprojekts »MARS« einig.

Trotz Aufbereitung und Sortierung fallen immer noch Abfallfraktionen an, die nicht auf einer Deponie abgelagert werden können. »Bei diesen besonderen Brennstoffen setzen wir mit MARS, der Modularen Anlage zur Rückstandsoptimierten Stoffbehandlung an«, erklärt Kai Keldenich, Projektleiter bei Fraunhofer UMSICHT.

Was manchen Großanlagen feuerungstechnische Magenschmerzen bereitet, verdaut die Pilotanlage an der Universität Essen dank ihrer flexiblen, brennstoffangepassten Feuerungstechnik problemlos. »Doch nicht nur das,« ergänzt Klaus Görner vom Lehrstuhl für Umweltverfahrens- und Anlagentechnik der Universität Essen, »MARS ist eine Versuchsanlage, deren marktreife Weiterentwicklung in Zukunft dann selbst Stoffe wie Klinikrückstände, Tierkot oder konfektionierten Klärschlamm energetisch optimal verwertet.«

Diese modularen, kompakten Kleinanlagen nach dem Baukastenprinzip werden für einen Mülldurchsatz von ca. 12.000 bis 30.000 Tonnen/Jahr geeignet sein. Die Versuchsanlage am Standort der Universität Essen liefert die experimentelle Basis, anhand der das Anlagensystem zur Serienreife entwickelt wird.

»Wir bringen die Anlagen da hin, wo der Müll produziert wird. Das spart Transportkosten, hält die Betriebsführungskosten gering und kann die Investitionskosten pro Tonne Müll auf 50% der Kosten konventioneller Großanlagen reduzieren«, so macht Hans Fahlenkamp, von Fraunhofer UMSICHT die Rechnung für künftige Anlagenbetreiber auf.

Besonders stolz ist der Projektträger auf die neuartige Rauchgasreinigung, die durch den Einsatz spezieller Katalysatoren Dioxinen und Quecksilber im Rauchgas umweltfreundlich und vor allem ohne schädliche Rückstände den Garaus macht.

»Gerade mittelständischen Anlagenbauern kann die Versuchsanlage »MARS« den Zugang zu internationalen Märkten eröffnen. Die Landesregierung will deshalb auch zukünftig, Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft stärker unterstützen, wobei insbesondere kleine und mittlere Unternehmen von den wissenschaftlichen Einrichtungen des Landes und deren Ergebnissen profitieren sollen. Dies eröffnet Chancen, neue Arbeitsplätze in zukunftsträchtigen Arbeitsfeldern zu schaffen,“ betonte Jörg Bickenbach, Staatssekretär im NRW-Wirtschaftsministerium, anläßlich der Einweihung der Versuchsanlage.

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