Hoher Schutzstatus zweier neu entdeckter Salamanderarten in Ecuador wünschenswert

Lebendfärbung von Oedipina villamizariorum sp. n. aus der ecuadorianischen Provinz Carchi.
(c) Carolina Reyes-Puig

Zwei neue Salamanderarten gehören seit Anfang Oktober 2020 zur Fauna Ecuadors welche aufgrund der dort fortschreitenden Lebensraumzerstörung bereits bedroht sind. Der Fund ist einem internationalen Team aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Ecuador, USA, Großbritannien, Indien und Deutschland zu verdanken, die zur Erfassung der Biodiversität sowohl die nordwestlichen Ausläufer Ecuadors als auch verschiedene Museumssammlungen durchforsteten.

Die beiden Arten sind der Gattung Oedipina zugeordnet, von der bis dato 38 Arten bekannt waren, die von Südmexiko bis in den Nordwesten Südamerikas zwischen Meeresspiegel und 2.320 m vorkommen. Erstaunlicherweise war bis dahin nur eine einzige Art aus der Gattung aus Ecuador bekannt – und dabei handelte es sich nur um ganze zwei Individuen

Nun – mehr als 100 Jahre seit der ersten Dokumentation in Ecuador- konnten endlich weitere Exemplare von Oedipina im nordwestlichen Teil des Landes gefunden werden. Dies zeigt zum einen wie extrem selten die Vertreter der Gattung sind, aber auch wie wenig Beachtung diesen relativ kleinen Salamandern mit schlanken, langgestreckten Körpern, langen Schwänzen und kurzen Gliedmaßen bisher geschenkt wurde.

„Die beiden neubeschriebenen Arten sind nur aus zwei Provinzen bekannt, und es gibt insgesamt nur drei Nachweise für die Gattung aus Ecuador“ erläutert Carolina Reyes-Puig, Erstautorin der in der Fachzeitschrift PeerJ erschienen Beschreibung der neuen Arten. Aufgrund des kleinen Verbreitungsgebiets, der zunehmenden Abholzung in den Regionen, und aktueller und prognostizierter Verteilung von Bergbaukonzessionen, vermuten die Forschenden, dass sich die Habitatqualität immerweiter verschlechtern wird. Sie schlagen daher vor, dass O. villamizariorum und O. ecuatoriana in der IUCN Roten Liste der bedrohten Arten als „kritisch gefährdet“ eingestuft werden sollte.

Teile des Teams führten Studien an zwei Standorten in den nordwestlichen Ausläufern Ecuadors durch. Hier konnte jedoch trotz intensiver Suche nur ein Individuum einer neuen Art gefunden werden. Anschließend untersuchten die Forschenden Material in verschiedenen Museumssammlungen. Im Naturhistorischen Museum in London wurden sie fündig: ein weiteres Individuum wurde entdeckt. Das Forscherteam nahm zunächst an, dass es sich um ein zweites Exemplar der zuvor selbst im Feld gefangenen Art handelte.

„Untersuchungen der Schädel- und Handknochen mittels CT-Scans, die teils in London und teils im Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig – Leibniz Institut für Biodiversitätsforschung (ZFMK, Museum Koenig) in Bonn durchgeführt wurden, ergaben jedoch, dass es sich bei den beiden Individuen jeweils um unterschiedliche Arten handelt“ erläutert Dr. Claudia Koch, Kuratorin für Herpetologie des ZFMK und Koautorin des Artikels.

Oedipina villamizariorum, wie die in der Nähe des Dracula-Reservats der Stiftung EcoMinga in der Provinz Carchi gefangene Art genannt wurde, ist ein mittelgroßer Salamander mit einer Kopf-Rumpf-Länge von 42,1 mm und zeichnet sich durch einen schmalen und relativ spitzen Kopf aus. Seine Finger sind mäßig lang und ebenfalls spitz. Die Art lebt in den Tieflandwäldern des ecuadorianischen Chocó.

Die zweite Art, Oedipina ecuatoriana, wurde anhand des in der Londoner Sammlung gefundenen Exemplares beschrieben, welches aus der Provinz Imbabura stammen soll. Da dieses Tier von einem professionellen Sammler und nicht von den Forschenden selbst gefunden wurde, kann nur angenommen werden, dass die Angaben des Sammlers stimmen und die Art in den Bergwäldern des Chocó-Tieflands lebt.

Diese Art ist mit einer Kopf-Rumpf-Länge von 45,6 mm etwas größer als die vorherige Art und besitzt eine abgerundete Schnauze. Sie unterscheidet sich von anderen Oedipina-Arten durch eine reduzierte Zahl von Fingergliedern und durch das Vorhandensein von Prefrontalknochen, die bei allen bisher bekannten Oedipina-Arten fehlen.

Möglicherweise wurde sogar eine dritte Art entdeckt. Ein weiteres Exemplar einer ecuadorianischen Oedipina wurde in der Sammlung der Fundación Herpetológica Gustavo Órces in Quito, Ecuador gefunden. Dieses Tier hat größere Ähnlichkeit mit Oedipina villamizariorum, weist jedoch auch ein paar Unterschiede zu dieser Art auf. Die Forschenden vermuten daher, dass es sich um eine weitere neue ecuadorianische Art handeln könnte, weisen jedoch darauf hin, dass weitere Daten gesammelt werden müssten um Klarheit darüber zu schaffen.

Literatur / Quelle
Reyes-Puig, C., Wake, D. B., Kotharambath, R., Streicher, J. W., Koch, C., Cisneros-Heredia, D. F., Yánez-Muñoz, M. H., Ron, S. (2020): Two extremely rare new species of fossorial salamanders of the genus Oedipina (Plethodontidae) from northwestern Ecuador. PeerJ 8:e9934;

Das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig – Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere hat einen Forschungsanteil von mehr als 75 %. Das ZFMK betreibt sammlungsbasierte Biodiversitätsforschung zur Systematik und Phylogenie, Biogeographie und Taxonomie der terrestrischen Fauna. Die Ausstellung „Unser blauer Planet“ trägt zum Verständnis von Biodiversität unter globalen Aspekten bei.

Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören zurzeit 96 Forschungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung sowie drei assoziierte Mitglieder. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute arbeiten strategisch und themenorientiert an Fragestellungen von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung Bund und Länder fördern die Institute der Leibniz-Gemeinschaft daher gemeinsam.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Claudia Koch
Kuratorin Herpetologie
Strahlenschutzbeauftragte
Tierschutzbeauftragte
Herpetologie
Tel: +49 (0)228 9122 234
Fax: +49 (0)228 9122 212
E-Mail: c.koch@leibniz-zfmk.de

Originalpublikation:

http://doi.org/10.7717/peerj.9934

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Stiftung Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig, Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere

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