Katalysator für zukunftsfähige Städte und Regionen

Städte zählen zu den größten CO2-Emittenten und damit zu den wichtigsten Stellschrauben im Kampf gegen die Erderwärmung. Um Kommunen in Deutschland zu befähigen, nachhaltige Stadtentwicklung und Digitalisierung schnellstmöglich umzusetzen, hat die Morgenstadt-Initiative der Fraunhofer-Gesellschaft ein Positionspapier verfasst.

Ziel ist es, bestehende Lösungen zu bündeln, für alle Kommunen und Städte zugänglich sowie finanzierbar zu machen und neue Kapazitäten aufzubauen.

Die Bundesregierung hat bereits im Jahr 2010 das Zukunftsprojekt »Die CO2-neutrale, energieeffiziente und klimaangepasste Stadt« in ihrer Hightech-Strategie benannt. Seitdem entwickelt die »Morgenstadt-Initiative« der Fraunhofer-Gesellschaft mit über zehn Instituten, koordiniert vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, gemeinsam mit Partnern aus Industrie und Kommunen Lösungen für die Stadt der Zukunft.

»Was bisher vor allem in Reallaboren und durch öffentliche Förderlinien entwickelt wurde, braucht nun einen konzertierten Ansatz, um in die Breite getragen zu werden«, so Prof. Dr. Wilhelm Bauer, Institutsleiter des Fraunhofer IAO und Sprecher der Morgenstadt-Initiative. »Mit dem gebündelten Forschungswissen der letzten zehn Jahre haben wir hierzu das Positionspapier für eine möglichst gemeinsame Strategie von Politik, Forschung und Wirtschaft verfasst.«

Wissen über nachhaltige Lösungen bündeln, zugänglich und umsetzbar machen

In der nun veröffentlichen Publikation »Zukunftsfähige Städte und Regionen. Eine neue Strategie für die breite Umsetzung nachhaltiger Stadtentwicklung in Deutschland« stellen die Expertinnen und Experten ihre Erkenntnisse aus zehn Jahren Systemforschung vor. Die Strategie umfasst im Wesentlichen die fünf großen Handlungsfelder:

Strukturierte Informationssysteme: Kommunen sollen bei der Planung, Beschaffung und Umsetzung von nachhaltigen Lösungen unterstützt werden, indem sämtliche Informationen dieser Lösungen zusammengetragen und strukturiert aufbereitet werden.

Flexible Investitionsvehikel: Die Beschaffung und Einführung von nachhaltigen Lösungen muss auch für kleinere und mittlere Kommunen z.B. durch Nachhaltigkeitsfonds finanzierbar sein.

Intersektorale Weiterbildung: Um Kommunal- und Unternehmensvertreter für die Planung, effiziente Umsetzung und den Betrieb von nachhaltigen Lösungen zu qualifizieren, müssen passende intersektorale Weiterbildungsangebote entwickelt werden.

Marktfähige Skalierung: Der Erfahrungs- und Wissensaustausch sollte sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene zentral koordiniert werden.

Konsistente Qualitätssicherung: Damit Kommunen sowohl hochwertige als auch passende Lösungen für sich finden, muss ein System sowohl die Qualität als auch die Interoperabilität der Lösungen sicherstellen.

Um diese fünf Ziele zu erreichen, formuliert das Autorenteam den Bedarf, eine ressortübergreifende Koordinierungsstelle mit neuen Lösungsarchitekturen und innovationsförderlichen Investitions- und Qualifizierungsprogrammen zu bündeln.

Zudem empfiehlt das Expertenteam den Aufbau eines nationalen Datenkompetenzzentrums, das sichere und neutrale Datenarchitekturen für den Betrieb von Smart-City-Applikationen bereitstellt. Dr. Eva Ottendörfer, Forschungskoordinatorin des Morgenstadt-Netzwerks am Fraunhofer IAO, erklärt: »Gerade mit den aktuellen Erkenntnissen aus der Corona-Krise gilt es jetzt, das nächste Kapitel für zukunftsfähige Städte und Regionen aufzuschlagen. Dabei können Nachhaltigkeitstechnologien in Zukunft eine zentrale Säule für den Innovations- und Industriestandort Deutschland darstellen.«

Erste Schritte bereits für dieses Jahr empfohlen
Das Expertenteam der Morgenstadt-Initiative hält eine Umsetzung der beiden zuvor genannten wesentlichen Maßnahmen innerhalb der nächsten 36 Monate für zeitkritisch.

Aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung, vor allem dem aktuellen Aufbau von ersten kommunalen Datenplattformen im Zuge der Smart-City-Entwicklung, empfehlen die Forscherinnen und Forscher als ersten Schritt den Aufbau des Datenkompetenzzentrums in den nächsten Monaten, um schnell eine einheitliche Daten-Governance zu gewährleisten.

Im zweiten Schritt sollte dann die Einrichtung der ressortübergreifenden Agentur für Skalierung und Replikation erfolgen.

Dr. Eva Ottendörfer
Urban Governance Innovation
IAT der Universität Stuttgart
(Kooperationsinstitut des Fraunhofer IAO)

IAT der Universität Stuttgart
Nobelstraße 12
70569 Stuttgart
Telefon +49 711 970-2263
eva.ottendoerfer@iat.uni-stuttgart.de

Media Contact

Juliane Segedi Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO

Weitere Informationen:

http://www.iao.fhg.de/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Ökologie Umwelt- Naturschutz

Dieser Themenkomplex befasst sich primär mit den Wechselbeziehungen zwischen Organismen und den auf sie wirkenden Umweltfaktoren, aber auch im weiteren Sinn zwischen einzelnen unbelebten Umweltfaktoren.

Der innovations report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Klimaschutz, Landschaftsschutzgebiete, Ökosysteme, Naturparks sowie zu Untersuchungen der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Überlebenskünstler im extremen Klima der Atacama-Wüste

Welche Mikroorganismen es schaffen, in den extrem trockenen Böden der Atacama-Wüste zu überleben, und welche wichtigen Funktionen sie in diesem extremen Ökosystem übernehmen – zum Beispiel bei der Bodenbildung –,…

Hoffnung für Behandlung von Menschen mit schweren Verbrennungen

MHH-Forschende entwickeln innovatives Medikament, um die Abstoßung von Spenderhaut-Transplantaten zu verhindern. Wenn Menschen schwere Verbrennungen erleiden, besteht nicht nur die Gefahr, dass sich die Wunde infiziert. Der hohe Flüssigkeitsverlust kann…

Neue Erkenntnisse zur Blütezeit-Regulation

Einfluss von Kohlenstoff- und Stickstoff-Signalwegen auf Blütenrepressoren bei Arabidopsis. In einer aktuellen Publikation in der Fachzeitschrift Plant Physiology hat ein internationales Forschungsteam, dem unter anderem Dr. Justyna Olas als eine…