Klimawandel und Landnutzung

Nach Ansicht des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) wird künftig auch in Deutschland die Land- und Forstwirtschaft durch die sich ändernden klimatischen Rahmenbedingungen und die notwendigen Reaktionen der Politik darauf – z.B. hinsichtlich Fördermaßnahmen – beeinflusst werden.

Mit einem Anteil von ca. 80 % an der Gesamtfläche Deutschlands haben Land- und Forstwirtschaft einen großen Einfluss auf den Schutz und die Entwicklung der biologischen Vielfalt und sind gleichzeitig mit am stärksten vom Klimawandel betroffen. Zudem können Landnutzung und Landnutzungsänderungen als Quellen für Treibhausgase selbst wesentlich zum Klimawandel beitragen.

Hier sind vor allem die landwirtschaftliche Nutzung von Mooren, der Umbruch von Grünland und die Intensivtierhaltung kritisch zu sehen. Wälder und Landwirtschaftsflächen können aber auch als Treibhausgas-(THG)-senken ihrerseits den Klimawandel mildern. „Zur Lösung der Probleme wird es entscheidend darauf ankommen, schlüssige Konzepte für klimaschonende und naturverträgliche Landnutzungsformen zu entwickeln und umzusetzen. Diese müssen nicht nur unsere Nahrungsmittelversorgung und eine nachhaltige Holzproduktion bzw. Rohstoffversorgung sichern, sondern sollten zugleich so ausgestaltet und optimiert werden, dass sie zum Klimaschutz und zum Erhalt der biologischen Vielfalt beitragen“, sagte BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel anlässlich der Klimakonferenz in Kopenhagen.

Sowohl der ökologische Landbau als auch die naturverträgliche Waldwirtschaft böten hier gute Lösungsansätze und seien durch geeignete Fördermaßnahmen verstärkt zu unterstützen und auszubauen. „Nur mit einer naturverträglichen Land- und Forstwirtschaft werden wir die internationalen Ziele zu Klimaschutz und Biologischer Vielfalt erreichen können“, sagte Jessel.

„Denn mit einem weiteren Waldumbau z.B. in standortheimische, naturnahe Wälder oder einer standortangepassten Erhöhung von Holzvorräten und Totholzanteilen können wir ihre Senkenwirkung für Treibhausgase wie auch ihre Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel stärken. Damit könnten sowohl Ziele der nationalen Biodiversitätsstrategie (NBS) als auch der deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS) erreicht werden“, so die BfN-Präsidentin. Mit Blick auf die derzeitige Klimakonferenz in Kopenhagen fordert das BfN zudem, die Klima- und Biodiversitätspolitik nicht nur auf nationaler, sondern auch auf internationaler Ebene stärker zu verzahnen.

Hintergrund:

Erwartete Klimaänderungen und Auswirkung auf Landnutzungen
Bei einem mittleren Emissionsszenario prognostizieren die derzeit verfügbaren regionalen Klimamodelle für Deutschland bis zum Ende des Jahrhunderts eine Erwärmung um ca. 2-3,5 °C. Die Erwärmung wird insbesondere in den Wintermonaten zu spüren sein. Die Niederschläge werden sich sowohl regional als auch je nach Jahreszeit deutlich unterscheiden. Im Sommer muss mit regional bis zu 40 % weniger Regen gerechnet werden. Besonders betroffen wären dabei der Südwesten und der Nordosten Deutschlands. In Regionen, in denen eine geringe Wasserverfügbarkeit während der Vegetationsperiode bereits heute zu Problemen in der Landnutzung führt, wird sich die Situation verschärfen, zumal sich mit den steigenden Temperaturen auch der Wasserbedarf erhöht und sich nach längeren Trockenperioden die Wasseraufnahmefähigkeit der Böden verringert. Dies könnte insbesondere weite Teile Ostdeutschlands betreffen. Der extreme Hitzesommer von 2003 kann als Beispiel für die möglichen Bedingungen dienen, auf die sich zukünftige Landnutzungen einstellen müssen.

Im Winter wird eine regional unterschiedliche Zunahme der Niederschlagsmengen erwartet. In den am stärksten betroffenen Regionen würden zwischen 40 und 70 % mehr Winterniederschläge fallen. Die Zunahme der Winterniederschläge könnte zu steigenden Schäden durch Überflutung und Staunässe sowie zu vermehrter Erosion und Auswaschung von Nähr- und Schadstoffen führen.

Erste Analysen zur Häufigkeit von Extremereignissen lassen darüber hinaus eine Zunahme von Starkniederschlägen erwarten. Insgesamt wird mit einer erhöhten Variabilität des Klimas gerechnet.

Auswirkungen auf die Landwirtschaft
Eine Zunahme der Klimavariabilität erhöht die Wahrscheinlichkeit von Ertragseinbußen und erschwert eine Anpassung durch geeignete Kulturpflanzen in ganz Deutschland. Die möglichen negativen Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft umfassen Ertragseinbußen durch Einschränkungen in der Wasserversorgung und durch zu hohe Temperaturen. So kann es bei Pflanzen mit niedrigerem Temperaturoptimum wie beispielweise Winterweizen zu Ertragseinbußen kommen. In Brandenburg wurde ein Rückgang der mittleren Erträge von Winterweizen um ca. 17 % bis zum Jahr 2050 modelliert. Bei extremen Temperaturen können Pflanzen dauerhaft geschädigt werden. Besonders in Gebieten, die bereits heute eine ungünstige klimatische Wasserbilanz aufweisen, wie z. B. Brandenburg, wird sich das Problem der Wasserverfügbarkeit durch eine Abnahme der Sommerniederschläge noch verschärfen.
Auswirkungen auf den Wald
Auch auf die vorhandenen Forstflächen werden sich die prognostizierten Klimaänderungen mit Temperaturanstieg, Stürmen und Niederschlagsänderungen negativ auswirken. Vor allem nicht standortgerechte Wälder und unter ihnen die historisch bedingt weit verbreiteten i.d.R. künstlich angelegten Fichtenforste werden durch den Hitze- und Trockenstress beeinträchtigt und dadurch auch anfälliger für Insektenkalamitäten

Media Contact

Franz August Emde idw

Weitere Informationen:

http://www.bfn.de

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