Kohlenstoffspeicherung in Küstenökosystemen verbessern
Forschungsverbund sea4soCiety unter Beteiligung der LUH untersucht innovative Ansätze zur klimaregulierenden Wirkung in Deutschland und in den Tropen.
Küstenökosysteme wie Mangrovenwälder, Seegraswiesen oder Algenwälder speichern riesige Mengen an Treibhausgasen aus der Atmosphäre. Das natürliche Potenzial der Kohlenstoffspeicherung in diesen vegetationsreichen Küstenökosystemen kann aber noch stark verbessert werden: Das ist das Ziel des Forschungsverbundes sea4soCiety, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. Durch die Aufnahme von Kohlenstoff leisten diese Küstenbereiche einen entscheidenden Beitrag dafür, den Klimawandel zu bremsen. Maritime Ökosysteme können deutlich mehr Kohlenstoff speichern als Wälder an Land. Der gesamte Kohlenstoff, der in küstennahen Ökosystemen gespeichert ist, wird als blauer Kohlenstoff bezeichnet.
sea4soCiety will untersuchen, wie das Potenzial der Kohlenstoffspeicherung in diesen Küstenbereichen vergrößert werden kann, etwa durch Flächenerweiterungen. Dafür sollen in der dreijährigen Förderphase bis 2024 innovative und gesellschaftlich akzeptierte Ansätze entwickelt werden. Zusammengetan haben sich neun Forschungsinstitute (Koordination: Prof. Dr. Martin Zimmer, Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung – ZMT). Die Leibniz Universität Hannover (LUH) ist mit dem Ludwig-Franzius-Institut für Wasserbau und Ästuar- und Küsteningenieurwesen beteiligt. Der Forschungsverbund wird die Speicherkapazität für blauen Kohlenstoff in vier verschiedenen Arten von Küstenökosystemen – Seegraswiesen, Mangroven, Algenwälder und Salzmarschen – an den deutschen Nord- und Ostseeküsten, in der Karibik und an indonesischen Küsten untersuchen und bewerten.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Ludwig-Franzius-Instituts untersuchen im Projekt schwerpunktmäßig, wie stabil diese Ökosysteme sind, wenn klimawandelbedingt häufigere und stärkere Stürme und Wellen auftreten werden. Wie beständig bleibt diese Ressource in der Zukunft? Zudem forschen sie an Co-Nutzungen, also ob etwa Algenwälder oder Seegraswiesen zuverlässig als Wellenbrecher fungieren können. „Wir planen Feldkampagnen in Deutschland und in den Tropen, holen aber auch Pflanzen ins Labor“, erläutert PhD Maike Paul vom Ludwig-Franzius-Institut.
Der Schwerpunkt der hannoverschen Forschenden liegt auf den Braunalgen und dem tropischen Seegras, das im Gegensatz zum europäischen Seegras noch recht unerforscht ist. „Wir schauen uns unter anderem die Strömungsverhältnisse an“, sagt Paul. Diese Messungen können Aufschluss darüber geben, welche Strömungen diese Pflanzen überstehen. Wichtig für Neuansiedlungen sei zum Beispiel, zu verstehen, unter welchen Bedingungen kleine Pflanzen überleben. „Diese Belastungsgrenzen wollen wir im Labor untersuchen.“ Die Pflanzen werden hier experimentell an zukünftig eintretende klimatische Bedingungen akklimatisiert. Für Sommer 2022 ist aber auch die erste Feldkampagne in Braunalgenwäldern bei Helgoland unter Beteiligung der Universität Bremen und der Universität Kiel mit ihrem Forschungsschiff geplant.
Andere Partner im Projekt sea4soCiety untersuchen weitere Teilaspekte der Verbesserung des natürlichen Potenzials der blauen Kohlenstoffspeicherung. So forscht die Universität Hamburg etwa partizipativ an der gesellschaftlichen Akzeptanz von Maßnahmen in den Küstenökosystemen.
sea4soCiety ist Teil der Forschungsmission „Marine Kohlenstoffsenken in Dekabonisierungspfaden (CDRmare)“ der Deutschen Allianz Meeresforschung (DAM). Ziel ist es, die Meere als Kohlenstoffspeicher weiter zu erforschen. Insgesamt untersuchen rund 200 Forschende in sechs Verbundprojekten, wie die klimaregulierende Bremswirkung des Ozeans in Zukunft verstärkt werden kann. sea4soCiety ist eines der sechs seit August 2021 geförderten Projekte. Mehr Informationen zur Forschungsmission unter http://www.allianz-meeresforschung.de/news/klimawandel-mit-ozean-effektiver-begrenzen/ und unter https://cdrmare.de/
Hinweis an die Redaktion:
Für weitere Informationen steht Ihnen PhD Maike Paul, Ludwig-Franzius-Institut, unter Telefon +49 511 762 2584 oder per E-Mail unter paul@lufi.uni-hannover.de gern zur Verfügung.
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