Warum Rotalgen nicht das Festland erobert haben

Die Rotalge Chondrus crispus<br>© Jonas Collén (CNRS)<br>

Diese Arbeit wurde von Wissenschaftlern des CNRS und der Universität Pierre & Marie Curie der biologischen Station in Roscoff koordiniert und bezog Forscher des CEA-Genoscope, der Universitäten in Lille und Rennes und des französischen Naturkundemuseums in Paris mit ein.

Das Genom des Chondrus crispus erwies sich für einen vielzelligen Organismus als sehr klein und kompakt. Die Anzahl der Gene (geringer als bei vielen einzelligen Algen) wirft viele Fragen über die Evolution von Rotalgen auf. Sie könnte eine Erklärung dafür sein, warum Rotalgen, im Gegensatz zu Grünalgen, aus denen sich die Landpflanzen entwickelt haben, nie das Festland erobert haben. Diese Arbeit, die am 11. März 2013 auf der Website der Zeitschrift PNAS veröffentlicht wurde, eröffnet neue Perspektiven auf die Geschichte der Pflanzen und Algen.

Chondrus crispus ist eine etwa 20 cm lange vielzellige Rotalge, die sehr häufig an den felsigen Küsten des Nordatlantiks zu finden ist. Ihre ökologische Rolle ist wichtig, da sie zur Primärproduktion dieser Küstenökosysteme beiträgt. Heute werden einige Rotalgen von der Industrie zur Eindickung von Lebensmitteln genutzt.

Die Untersuchung des Chondrus-Genoms hielt einige Überraschungen bereit: nur 9.606 Gene und 105 Millionen Basenpaare. Im Vergleich dazu hat die einzellige Grünalge Chlamydomonas reinhardtii 14.516 Gene und die terrestrische Pflanze Arabidopsis thaliana 27.416 Gene.
Die Forscher vermuten, dass die Rotalgen im Laufe der Evolution (vor mehr als einer Milliarde Jahren) aufgrund extremer Umweltbedingungen einen massiven Verlust an genetischem Material erlitten haben, was zum Verlust der Plastizität und des genetischen Potenzial für ein Leben auf dem Festland geführt hat.

Die Sequenzierung des Chondrus-Genoms bereichert damit die Archive von über 1.500 Millionen Jahren Evolutionsgeschichte der Meerespflanzen. Die Wissenschaftler hoffen neue Enzyme zu finden, die sich in der marinen Biotechnologie anwenden lassen.

Weitere Informationen zur Studie:

Genome structure and metabolic features in the red seaweed Chondrus crispus shed light on evolution of the Archaeplastida. Jonas Collén et al, PNAS. Verröffentlich am 11. März 2013.

Kontakte:
– Catherine Boyen – Tel.: +33 (0)2 98 29 23 31 – E-Mail: boyen@sb-roscoff.fr
– Jonas Collén – E-Mail: collen@sb-roscoff.fr

Quelle: Pressemitteilung des CNRS – 11.03.2013 – http://www2.cnrs.fr/presse/communique/3029.htm

Redakteur: Clément Guyot, clement.guyot@diplomatie.gouv.fr

Media Contact

Clément Guyot Wissenschaft-Frankreich

Weitere Informationen:

http://www.wissenschaft-frankreich.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Ökologie Umwelt- Naturschutz

Dieser Themenkomplex befasst sich primär mit den Wechselbeziehungen zwischen Organismen und den auf sie wirkenden Umweltfaktoren, aber auch im weiteren Sinn zwischen einzelnen unbelebten Umweltfaktoren.

Der innovations report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Klimaschutz, Landschaftsschutzgebiete, Ökosysteme, Naturparks sowie zu Untersuchungen der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Selen-Proteine …

Neuer Ansatzpunkt für die Krebsforschung. Eine aktuelle Studie der Uni Würzburg zeigt, wie ein wichtiges Enzym in unserem Körper bei der Produktion von Selen-Proteinen unterstützt – für die Behandlung von…

Pendler-Bike der Zukunft

– h_da präsentiert fahrbereiten Prototyp des „Darmstadt Vehicle“. Das „Darmstadt Vehicle“, kurz DaVe, ist ein neuartiges Allwetter-Fahrzeug für Pendelnde. Es ist als schnelle und komfortable Alternative zum Auto gedacht, soll…

Neuartige Methode zur Tumorbekämpfung

Carl-Zeiss-Stiftung fördert Projekt der Hochschule Aalen mit einer Million Euro. Die bisherige Krebstherapie effizienter gestalten bei deutlicher Reduzierung der Nebenwirkungen auf gesundes Gewebe – dies ist das Ziel eines Projekts…