Um die Wasserressourcen zu schonen, sollten Agrargüter mit hohem Wasserverbrauch da produziert werden, wo es genug Wasser gibt
Wissenschaftler haben errechnet, wie der globale Handel mit Agrargütern den Wassermangel in trockenen Regionen mindern kann.
Wasser ist eine wertvolle Ressource, mit der man sparsam umgehen muss. Besonders in regenarmen Gebieten hängt alles von ausreichenden Wasserreserven ab, um die Ernte und damit die Versorgung der Bevölkerung zu sichern.
Problematisch wird es, wenn wasserintensive landwirtschaftliche Produktion in solchen Gebieten angesiedelt wird und die knappen Ressourcen zusätzlich belastet. Hier kann der globale Handel im Gegensatz zur öffentlichen Wahrnehmung dabei helfen, die Wasserverfügbarkeit in der Zukunft zu verbessern, wie Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung jetzt in einer neuen Studie herausgefunden haben.
Die Herstellung von Nahrungsmitteln aus landwirtschaftlicher Produktion braucht verschiedene Ressourcen: Einen fruchtbaren Boden, Dünger, Wasser, günstige klimatische Bedingungen. Besondere Bedeutung hat dabei das Wasser, da es in vielen Ländern eine knappe Ressource ist, die im Zuge des Klimawandels noch knapper werden könnte. Allerdings wird Wasser nicht nur zum Bewässern von Pflanzen benötigt: Um verschiedene Agrargüter zu produzieren, wird an verschiedenen Stellen viel Wasser verbraucht, etwa bei der weiteren Verarbeitung von Baumwolle.
Die Menge des Wassers, das während des gesamten Produktionsprozesses benötigt wird, bezeichnet man als „virtuelles Wasser“. Mit dieser Größe ist es möglich, die Menge an Wasser zu beziffern, die ein Land bei der Produktion von Gütern quasi mit im- oder exportiert, der Einfluss des internationalen Handels auf die Wasserreserven wird damit sichtbar. Dem weltweiten Agrarhandel kommt dabei eine große Bedeutung zu, denn etwa 70 Prozent des Wasserverbrauchs gehen auf die Landwirtschaft zurück.
Regionale Berechnungen schärfen den Blick
In bisherigen Studien basierten Berechnungen zum Verbrauch virtuellen Wassers auf nationalen Mittelwerten. Das wirft bei großen Ländern mit mehreren Klimazonen Probleme auf. Die Wissenschaftler ermittelten daher jetzt erstmals Werte zur Wassernutzung auf regionaler Ebene. Sie modellierten den Wasserverbrauch im Pflanzenanbau in Kombination mit der agrarökonomischen Land- und Wassernutzung und erhielten so einen sehr genauen Einblick in die Folgen des globalen Agrarhandels auf die Wasserreserven.
So konnten sie im Detail erkennen, ob in den Regionen durch die Produktion von Agrargütern Wasserressourcen geschont oder über Gebühr belastet wurden. Beispielsweise verschärften Länder, die wie die USA, die Türkei, Spanien und Portugal viele wasserintensive Agrargüter exportieren, damit die Wasserknappheit in Teilen ihres Staates, während Länder wie Indien, Marokko oder Pakistan durch den Import von solchen Gütern ihre eigene Produktion drosseln und damit Wasser sparen konnten.
Spezialisierung auf bestimmte Güter
Insgesamt wurde im Jahr 2005 Wasser im Wert von 2,4 Milliarden Dollar eingespart, und zwar durch den Handel mit Gütern, die im jeweiligen Ursprungsland weniger Wasser zur Produktion benötigen als in dem Land, in das sie exportiert werden. Nach Aussage der Wissenschaftler kann globaler Handel also tatsächlich die regionale Wasserproblematik lindern und einen effizienteren globalen Wasserverbrauch bewirken. Denn entscheidend ist nicht die Menge des verbrauchten Wassers an sich, sondern wo dieses Wasser verbraucht wurde.
So benötigt Marokko für die Produktion eines Kilos Weizen etwa 2700 Liter Wasser, während in Deutschland nur etwa 520 Liter verbraucht werden. Sinnvoll wäre daher in den wasserarmen Regionen eine Spezialisierung auf den Export von Gütern, die sich mit wenig Wasserverbrauch produzieren lassen, und alles, was viel Wasser benötigt, müsste aus wasserreichen Ländern importiert werden. Die Forscher fordern die Politik daher auf, bei zukünftigen Entscheidungen in Bezug auf den Welthandel den Einfluss auf die Wasserverfügbarkeit mit im Blick zu haben – das könnte ein wichtiger Schlüssel sein, wenn es um Wassermangel und die Schonung von Wasserreserven für die Zukunft geht.
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