Weltgrößter Damm sorgt für hohen Methanausstoß
„Grüne“ Technologie kann auch erhebliche Nachteile für die Umwelt haben. Das zeigt sich am 2006 in Betrieb genommene Drei-Schluchten-Damm in der chinesischen Provinz Hubei am Fluß Jangtsekiang, berichten Ökologen der Universität Chongqing in der Zeitschrift Journal of Geophysical Research.
Sie fanden deutliche Hinweise dafür, dass der größte Staudamm der Welt, nicht nur Strom erzeugt, sondern auch für die Freisetzung großer Mengen an Methan verantwortlich ist. Das gehe auf die weitläufigen Marschland-Flächen zurück, die während der Entleerung des Stausees während der Sommermonate große Mengen des starken Treibhausgases freisetzen, so die Wissenschaftler.
Der 1.000 Quadratkilometer große Stausee des Drei-Schluchten-Dammes fasst in gefülltem Zustand 40 Kubikkilometer Wasser. Wenn der Damm anfangs geschlossen wird und sich das Staubecken füllt, werden auf einer Flusslänge von 660 Kilometern Wiesen, Felder und Wälder überschwemmt. Mit dem steigenden Wasser beginnen Organismen, organische Massen zu zersetzen, wobei als Nebenprodukt dieser Reaktion Methan entsteht. Sobald der Wasserstand wieder sinkt, setzen sich die gespeicherten Chemikalien am früheren Grund des Stausees freizusetzen. Besonders gefährlich sind dabei das freiwerdende Methan, da dieses in großen Mengen auftritt und ein 20-mal stärkeres Erwärmungspotenzial besitzt als Kohlendioxid.
„Bisher hat man wenig darauf geachtet, was mit den überschwemmten Regionen passiert, sobald sich der Wasserspiegel absenkt. Das geht vermutlich darauf zurück, dass sie gewöhnlich nur einen kleinen Teil der Oberfläche des Stausees ausmachen“, so Forschungsleiter Huai Chen. Im Fall des Stausees Drei-Schluchten-Dammes erstrecke sich diese Fläche jedoch über 350 Quadratkilometer, was rund ein Drittel der gesamten maximalen Überschwemmungsfläche ausmacht. Die Gruppe um Chen untersuchte den Jangtsekiang-Zufluss Pengxi, der sich im Sommer zum Marschgebiet verwandelt. Dabei konnten sie einen durchschnittlichen Ausstoß von 5,7 Milligramm Methan pro Quadratmeter und Stunde feststellen. Das ist ein deutlich höherer Messwert als in tropischen Regionen, wo man bisher die höchsten derartigen Methanemissionen vermutet hatte.
Um den genauen Methanausstoß schätzen zu können, der durch das gesamte Dammprojekt verursacht wird, setzen die Ökologen derzeit ihre Messungen fort. Von den Turbinen, die man als Hauptschuldige der Methanemissionen verdächtigt, können allerdings keine Messungen erfolgen, da sie nicht für Forscher zugänglich sind. Das kürzlich vollendete Großprojekt des Drei-Schluchten-Dammes war aufgrund ökologischer und sozialer Folgen schon seit Planungsbeginn von starker Kritik begleitet (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/090423002/ ), wenngleich es Experten im Vergleich zu Alternativen als „geringeres Übel“ beschreiben.
Abstract der Studie unter http://www.agu.org/pubs/crossref/2009/2009JD012410.shtml
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.cqu.edu.cnAlle Nachrichten aus der Kategorie: Ökologie Umwelt- Naturschutz
Dieser Themenkomplex befasst sich primär mit den Wechselbeziehungen zwischen Organismen und den auf sie wirkenden Umweltfaktoren, aber auch im weiteren Sinn zwischen einzelnen unbelebten Umweltfaktoren.
Der innovations report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Klimaschutz, Landschaftsschutzgebiete, Ökosysteme, Naturparks sowie zu Untersuchungen der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes.
Neueste Beiträge
Größte bisher bekannte magnetische Anisotropie eines Moleküls gemessen
An der Berliner Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II ist es gelungen, die größte magnetische Anisotropie eines einzelnen Moleküls zu bestimmen, die jemals experimentell gemessen wurde. Je größer diese Anisotropie ist, desto besser…
Tsunami-Frühwarnsystem im Indischen Ozean
20 Jahre nach der Tsunami-Katastrophe… Dank des unter Federführung des GFZ von 2005 bis 2008 entwickelten Frühwarnsystems GITEWS ist heute nicht nur der Indische Ozean besser auf solche Naturgefahren vorbereitet….
Resistente Bakterien in der Ostsee
Greifswalder Publikation in npj Clean Water. Ein Forschungsteam des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) hat die Verbreitung und Eigenschaften von antibiotikaresistenten Bakterien in der Ostsee untersucht. Die Ergebnisse ihrer Arbeit…