Weltkarte der wichtigsten Schutzgebiete zur Abwendung einer Klimakatastrophe
Eine Studie von Conservation International beschreibt die entscheidenden Ökosysteme auf der Erde, die die Menschheit schützen muss, um eine Klimakatastrophe zu vermeiden. Diese Ökosysteme enthalten so dichte Kohlenstoffspeicher, dass sie bei Zerstörung und Freisetzung nicht rechtzeitig wiederhergestellt werden könnten, um die gefährlichsten Auswirkungen des Klimawandels zu verhindern.
Diese von den Forschenden als „unwiederbringlicher Kohlenstoff“ bezeichneten Speicher sind vor allem Mangroven, tropische Wälder und Torfgebiete sowie alte Wälder in den gemäßigten Breiten. Der besondere Schutz dieser entscheidenden Gebiete birgt noch einen Vorteil: Sie sind auch Horte der Artenvielfalt. So kann der gezielte Schutz dieser unwiederbringlichen Kohlenstoffspeicher gleichzeitig einen erheblichen Beitrag zum Artenschutz leisten.
„Die Folgen der Freisetzung dieses gespeicherten Kohlenstoffs würden sich über Generationen erstrecken und unsere Chance, das Klima der Erde auf einem für die Natur und die Menschheit erträglichen Niveau zu stabilisieren, untergraben“, sagte Johan Rockström, leitender Wissenschaftler von Conservation International und Co-Direktor des Instituts für Klimafolgenforschung in Potsdam, einem führenden Institut für Klima- und Nachhaltigkeitsforschung. „Wir müssen jetzt handeln, um die Fähigkeit des Planeten, als Kohlenstoffsenke zu dienen, zu bewahren, und dazu gehört auch, diesen einzigartigen Ökosystemen Priorität einzuräumen.“
Die neue Weltkarte, die heute in der Zeitschrift Nature Sustainability veröffentlicht wurde, zeigt, dass die Hälfte des unwiederbringlichen Kohlenstoffs der Erde auf nur 3,3 % der Landfläche konzentriert ist – vor allem in alten Wäldern, Torfgebieten und Mangroven. Diese riesigen Reserven an Kohlenstoff entsprechen dem 15-fachen der im letzten Jahr weltweit freigesetzten Emissionen aus fossilen Brennstoffen.
Die beteiligten Forschenden sagen, dass das Wissen, welche Ökosysteme die größten unwiederbringlichen Kohlenstoffspeicher enthalten, den Regierungen helfen kann, die globalen Anstrengungen zu konzentrieren, um 30 % des Landes bis 2030 zu schützen. Gezielter Naturschutz würde zu großen Gewinnen führen – eine Vergrößerung der unter Schutz stehenden Schlüsselflächen um nur 5,4 % würde 75 % des unwiederbringlichen Kohlenstoffs der Erde davon abhalten, in die Atmosphäre freigesetzt zu werden, so die Forschenden.
Ein begleitender Bericht, der ebenfalls heute veröffentlicht wurde, zeigt, dass sich viele dieser unwiederbringlichen Kohlenstoffgebiete mit Orten überschneiden, die eine hohe Konzentration an biologischer Vielfalt aufweisen. Das bedeutet, dass der Schutz von Gebieten, die für die Klimastabilität wichtig sind, auch Lebensräume für Tausende von Säugetier-, Vogel-, Amphibien- und Reptilienarten erhalten würde. Der Bericht fordert die Schaffung von „unwiederbringlichen Kohlenstoff-Schutzgebieten“, neue, flächenbezogene Schutzmaßnahmen, die sicherstellen sollen, dass unwiederbringlicher Kohlenstoff in diesen kritischen Ökosystemen verbleibt.
Laut der Studie von Nature Sustainability gehören zu den größten und dichtesten unwiederbringlichen Kohlenstoff-Ökosystemen:
- die tropischen Wälder und Torfgebiete des Amazonas-Bioms (31,5 Gigatonnen unwiederbringlicher Kohlenstoff);
- das Kongobecken (8,2 Gigatonnen);
- die Inseln in Südostasien (13,1 Gigatonnen);
- die gemäßigten Wälder des nordwestlichen Nordamerikas (5,0 Gigatonnen);
- Mangroven, Seegräser und gezeitenabhängige Feuchtgebiete weltweit (4,8 Gigatonnen).
Die Studie zeigt außerdem, wie anfällig unwiederbringliche Kohlenstoffgebiete für menschliche Aktivitäten und den Klimawandel sind – und wie viel unwiederbringlicher Kohlenstoff in indigenen und geschützten Gebieten gespeichert ist. Die wichtigsten Erkenntnisse umfassen:
- 52 % des unwiederbringlichen Kohlenstoffs auf der Welt sind derzeit nicht offiziell geschützt oder verwaltet;
- Mehr als ein Drittel des unwiederbringlichen Kohlenstoffs (46,7 Mrd. Gigatonnen) ist auf dem staatlich anerkannten Land indigener Völker und lokaler Gemeinschaften gespeichert;
- Über alle Ökosysteme hinweg sind die höchsten Konzentrationen an unwiederbringlichem Kohlenstoff in Mangroven (durchschnittlich 218 Tonnen pro Hektar), tropischen Torfgebieten (193 t/ha) und borealen Feuchtgebieten (173 t/ha) zu finden.
Link zur gesamten Studie:
https://www.nature.com/articles/s41893-021-00803-6#article-info
Link zur interaktiven CI Weltkarte:
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