Wissenschaftlerin der TU Hamburg forscht an regionalem Plastik-Recycling
Plastik ist nicht gleich Plastik
In Deutschland landen jährlich pro Einwohner rund 38,5 Kilogramm an Kunststoffverpackungen im Müll. Das liegt deutlich über dem EU-Durchschnitt. Nur die Hälfte dieser Abfälle wird recycelt.
„Es gibt sieben unterschiedliche Sorten von Plastik. So weist ein Joghurtbecher andere Polymer-Eigenschaften auf, als eine Shampoo-Hülle oder eine Trinkfla-sche. Oft finden sich allein an einer Verpackung mehrere unterschiedliche Polymere. Denken wir beispielsweise an Verschlussdeckel oder aufgeklebte Labels. Diese Vielfalt erschwert das Recycling und ist Grund für kostenintensive Müllsortierungen und aufwendige Trennverfahren“, erklärt die TU-Wissenschaftlerin die aktuelle Ausgangslage.
Aus Hamburg, für Hamburg
Um dem entgegenzuwirken, ist Caterina Picuno Mitarbeiterin der Arbeits-gruppe „Polymer Recycling Lab – PReLab“ an der TU Hamburg geworden. In ihrer Doktorarbeit beschäftigt sie sich seit 2017 mit der Kreislaufwirtschaft von Kunststoffverpackungen, besonders aus dem Polymer Polyehtylen, kurz PE.
„Ziel des Projekts ist es, PE möglichst effizient und regional wiederzuverwerten. Das geht nur, wenn man von der Produktion der Verpackung, über den Verkauf, bis hin zur Entsorgung alle Interessensgruppen im Blick hat und das am besten vor der eigenen Haustür“, erklärt Picuno ihre Arbeit.
So sind an dem TU-Projekt ausschließlich Hamburger Unternehmen, wie der Produzent Unilever, der Einzelhandel Budnikowsky, die Hamburger Stadtreinigung sowie das Abfallentsorgungs-Unternehmen Veolia beteiligt.
Der Lebenszyklus von Plastik
Entscheidend für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft ist die Qualität von recyceltem PE. Neben technischen Gegebenheiten, wie Weichma-chern, Stabilisatoren oder auch Füllstoffen, kommt es dabei auch auf äußere Merkmale an. Während für den Produzenten der Geruch des recycelten Materials ausschlaggebend sein kann, wirken dunkle Verpackungen auf den Konsumenten vermeintlich umweltschädlicher als helle.
Auf dieser Basis hat die TU-Wissenschaftlerin in Absprache mit der Hamburger Stadtreinigung, dem Produzenten Unilever sowie dem Einzelhandel Budnikowsky Richtlinien für innere und äußere Eigenschaften von PE entwickelt.
Von diesen Richtlinien profitiert im zweiten Schritt das Abfallentsorgungs-Unternehmen Veolia. Denn Plastikmüll mit gleichen Inhaltsstoffen und Farbpigmenten lässt sich hochwertiger recyceln. Das bringt wiederum Unilever Vorteile, da diese künftig auf recyceltes Material zurückgreifen können, das alle Qualitätsstandards erfüllt.
Mehr Plastikbewusstsein durch Recycling
Im Herbst 2020 zahlt sich die intensive Arbeit des Projekts aus und im Einzelhandel erscheint erstmalig ein Produkt, das zu 100 Prozent aus Hamburger Verpackungsmüll recycelt ist.
„Damit haben wir ein regionales und nachhaltiges Vorgehen im Umgang mit PE-Verpackungen geschaffen“, freut sich Caterina Picuno. „Das Erreichte macht mich als Wissenschaftlerin sehr stolz. Für die Zukunft wünsche ich mir allerdings einen reduzierten und bewussten Einsatz von Plastik, sodass Recycling keine dauerhafte Lösung bleiben muss“, sagt die Wissenschaftlerin.
Caterina Picuno
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Umwelttechnik und Energiewirtschaft
Technische Universität Hamburg
Telefon: +49 40 428 78 46 50
E-Mail: caterina.picuno@tuhh.de
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.tuhh.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: Ökologie Umwelt- Naturschutz
Dieser Themenkomplex befasst sich primär mit den Wechselbeziehungen zwischen Organismen und den auf sie wirkenden Umweltfaktoren, aber auch im weiteren Sinn zwischen einzelnen unbelebten Umweltfaktoren.
Der innovations report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Klimaschutz, Landschaftsschutzgebiete, Ökosysteme, Naturparks sowie zu Untersuchungen der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes.
Neueste Beiträge
Retinoblastom: Aufschlussreiche Untersuchung von Tumorzellen der Netzhaut
Ein Forschungsteam der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und des Universitätsklinikums Essen hat ein neues Zellkulturmodell entwickelt, mit dem die Wechselwirkungen zwischen Tumorzellen und ihrer Umgebung beim Retinoblastom besser untersucht…
Eine gut erledigte Aufgabe: Wie Hiroshimas Grundwasserstrategie bei der Bewältigung von Überschwemmungen half
Grundwasser und multilaterale Zusammenarbeit in den Wiederaufbaubemühungen milderten die Wasserkrise nach der Überschwemmung. Katastrophen in Chancen umwandeln Die Gesellschaft ist oft anfällig für Katastrophen, aber wie Menschen während und nach…
Die Zukunft gestalten: DNA-Nanoroboter, die synthetische Zellen modifizieren können
Wissenschaftler der Universität Stuttgart haben es geschafft, die Struktur und Funktion biologischer Membranen mithilfe von „DNA-Origami“ zu kontrollieren. Das von ihnen entwickelte System könnte den Transport großer therapeutischer Lasten in…